Für mein zweites Tertial im (Früh)sommer war aus den offensichtlichen Gründen meine Wahl auf das einzige Krankenhaus auf Rügen gefallen. Ich will aber hier schon mal jedem die Illusion nehmen, dass man dort zum Urlaub machen kommt: Bergen ist genau in der Mitte der Insel und die Verbindung für einen Fahrradfahrer ist sichtbar schlecht, sodass aus dem Nach-der-Arbeit-mal-kurz-ans-Meer-Fahren ohne Auto nichts wird.
Aber die Arbeit dort war ganz anders als ich es als jemand, der Chirurgie für sich kategorisch ausgeschlossen hatte, je hätte erwarten können. Am ersten Tag wurden wir 3 PJler auf zwei Stationen aufgeteilt und ich ließ mich in die Notfallaufnahme einteilen: ich sollte insgesamt 4 Monate dortbleiben dürfen. Mit jeder Woche hat man mich dann mehr Arbeiten selbstständig durchführen lassen, sodass am Ende kein großer Unterschied mehr zu einem chirurgischen Assistenzarzt bestanden hatte - entsprechend viel habe ich dort gelernt! Man sollte aber nicht vergessen, dass das Klinikum sehr klein ist und nur wenige verschiedene Fälle dort versorgt werden.
Die Unterbringung in einem Bereitschaftszimmer ist definitv gewöhnungsbedürftig und sich das Bad - in meinem Fall mit der Anästhesiepflege - teilen zu müssen fühlt sich unangenehm an. Die kulinarische Versorgung ist aber äußerst empfehlenswert (ein kleiner Snack zum Frühstück und ein Mittagessen).
Alles in allem eine lohnende Erfahrung - ein so kleines Haus am Ende der Welt und vor allem dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen.