PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Spital Walenstadt (7/2019 bis 9/2019)
Station(en)
Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Lehrarme Zeit in der Allgemeinchirurgie
Das Spital Walenstadt beherbergt neben der internistischen, geriatrischen, gynäkologischen und orthopädischen Station auch eine Abteilung für Allgemeinchirurgie. Diese teilt sich den Flur und das Arztzimmer mit den Orthopäden. Ergänzt wird das Programm durch Belegärzte aus der Handchirurgie, der Urologie und der HNO, die jeweils an einem Vormittag der Woche operieren.
Die Allgemeinchirurgen haben in der Woche zwei „offizielle“ OP-Tage, Notfälle natürlich ausgenommen. Ab September wird dem Spital aufgrund von Personalmangel seitens der Pflege ein OP-Saal geschlossen, sodass nun mehr ein OP Saal zur Verfügung steht. In diesem soll das Operationsprogramm dafür dann länger als bisher gehabt stattfinden.
In der Regel sind zwei Assistenzärzte auf Station und einer, abwechselnd aus der Chirurgie oder der Orthopädie, auf der Notaufnahme. Der Frühdienst beginnt um 7.30, außer Montags und Donnerstags zur Fortbildung um 7.20 Uhr. Diese waren in der Regel lehrreich. Der Spätdienst beginnt um 15 Uhr und beinhaltet im Wesentlichen die Arbeit auf der Notfallstation. Um 15.15 Uhr findet täglich der Röntgenrapport statt.
In meiner Zeit auf der Chirurgie lagen an keinem Tag mehr wie 10 Patienten gleichzeitig auf Station, an einigen Tagen auch nur zwei bis drei. Waren an einem Operationstag mehr wie zwei OPs angesetzt, so waren es meist zwei „längere“ Eingriffe(Laparoskop. Cholezystektomie inkl Cholangiografie, Hernienversorgung mittels TAPP, IPOM oder nach Lichtenstein, Vorfußamputation, Frakturenversorgung) und einige wenige kleinere (Lipomexzision, Haut-/Muskelbiopsie, Nagelbettplastiken, Abszessinzision). Die OP-Tage ohne Operationen oder mit zwei kleineren Eingriffen überwogen dabei. In fünf Wochen habe ich einmal Kamera gehalten bei einer TAPP inkl. zunähen und drei Mal bei kleineren OPs zugenäht. Die OP-Pflege war in der Regel freundlich. Drei Tage hatte ich das Glück eines Eins-zu-Eins-Teachings mit guten Erklärungen von den Oberärzten. Operierte der leitende Arzt wurde insgesamt recht viel erklärt und auf Nachfragen explizit eingegangen. Bei den Belegärzten konnte man jederzeit zuschauen und in der Handchirurgie auch etwas assistieren.
Auf Station bestanden meine Aufgaben im Wesentlichen aus den Aufnahmeuntersuchungen für die Belegärzte, sowie der entsprechenden Aktendokumentierung und -ablage. Daneben durfte man den Datenmüll entsorgen und die Klinik interne Statistik via Computerprogramm füttern. Bei Visite lief man als 5. Bis 6. Rad am Wagen mit und sollte durch zu hören aus der letzten Reihe dokumentieren, welche Gedanken der behandelnde Arzt als wichtig für seinen weiteren Behandlungsablauf erachtete – eine interessante Visitendokumentationsstrategie. Zur Pflege hatte man leider nicht viel Kontakt, wobei diese ausnahmslos wirklich super sympathisch ist.
Zwei Wochen habe ich in der Notaufnahme verbracht, davon jeweils eine im Früh- und Spätdienst. Leider war das Patientenaufkommen an manchen Tagen sehr gering. Besonders im Dienst mit den orthopädischen Assistenzärzten habe ich in dieser Zeit aber das meiste von meinem gesamten PJ in Walenstadt lernen können. Man darf Patienten komplett alleine übernehmen, wird bei Wundversorgungen aber auch unterstützt und schreibt Briefe, sowie Procedere, so gut es geht selbstständig. Die orthopädischen Assistenzärzte waren jeder Zeit für ein Teaching offen und fragten auch bei eventuell offen gebliebenen Fragen nach Feierabend am nächsten Morgen nochmal nach, ob man noch etwas durchgehen solle.
Das Arbeitsklima im chirurgischen Team war leider nicht gut. Ich persönlich hatte keine direkte Konfliktsituation mit einem der Oberärzte oder dem leitenden Arzt. Allerdings stand man öfters in fragwürdigen Konversationen daneben, in denen denunzierende Äußerungen über die Mitarbeiter fielen. Dies schmälerte natürlich die gesamte Arbeitsmotivation im Team. Die chirurgischen Assistenzärzte sind zum Teil noch nicht lange klinisch tätig und waren in einigen Gebieten noch recht unselbstständig, was eine selbstständige Aufgabenübernahme seitens der UHUs nicht vereinfachte. Besonders ein Mitglied des Assistenzärzte Teams neigte leider auch dazu, die eigene, „von oben“ bestärkte, Unsicherheit an den UHUs auszulassen, was dazu führte, dass man trotz Mangel an Patienten und sinnvoller medizinischer Tätigkeit seine Arbeitszeit auf Station mit dem verrichten stumpfer Aktenkodierung absitzen musste. Ansonsten waren die Assistenzärzte freundlich.
Die Pikett Dienste werden unter den UHUs aufgeteilt, man erhält für Wochenenddienste einen Tag Kompensation, sowie allgemein 1,5 Tage Urlaub pro Monat.
Wie schon erwähnt, war das orthopädische Team immer sehr lehrreich und engagiert. Falls Ihr euch dort bewerbt, schreibt auf jeden Fall auch einem der Ärzte aus diesem Team eine persönliche Mail, dass ihr wirklich nur in die Ortho wollt, da man ansonsten zunächst in der Chirurgie eingeteilt wird.
Falls Ihr euch schon für die Chirurgie beworben hat, so kann ich aus meiner Zeit im Spital nur dazu raten, die 500 Franken die ein nicht antreten der Stelle kostet zu zahlen. Es ist zwar viel Geld, aber jeder Franke ist wirklich eine sinnvolle Investition in seine Ausbildung, Motivation und Energie für lehrreiche Tätigkeiten. Ich rate dringend davon ab, auf der Allgemeinchirurgie dieses Spitals seine Zeit zu verbringen.
Die Freizeitgestaltung rund um Walenstadt ist super abwechslungsreich und vielseitig für jeden, der sich gerne draußen herumtreibt. Zu meiner Zeit war ein super sympathisches UHU Team vor Ort, was einem jede Minute außerhalb des Spitals verschönert hat.
Bewerbung
ca. 1,5 Jahre vorher über die Internetseite der SRRWS