B2 Krisenbewältigung und Psychosen 50plus / E0 Krisenbewältigung junge Erwachsene
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Lehre und Aufgaben
Wer psychiatrisch etwas lernen möchte ist im Schlössli sehr gut aufgehoben. Man wird als vollwertiger Kollege wahrgenommen und darf mit ein wenig Eigeninitiative viel Verantwortung übernehmen. Schon nach der ersten Woche nimmt man Patienten eigens auf, führt Gespräche und dokumentiert. Auch wird man in die psychopharmakologische Behandlung mit einbezogen und darf hier in oberärztlicher Absprache selbst verordnen. So kommt ein wenig Licht in den Psychopharmaka Dschungel. Weiterhin lernt man auch therapeutisch einiges. Man darf an allen Gruppentherapien teilnehmen und sogar mitgestalten. Mindestens einmal in der Woche gibt es Fortbildungen zu verschiedenen psychiatrischen Themenfeldern.
Auch bezüglich der Hospitation auf verschiedenen Stationen ist das Schlössli sehr flexibel. Dank eines breiten Angebots an psychiatrischen Spezialstationen, die Patienten aller Altersgruppen abdecken, kann man in jeden Bereich der Psychiatrie Einblicke gewinnen.
Zu Beginn war ich auf einer alterspsychiatrischen Station eingeteilt und habe dann auf eine Kriseninterventionsstation für junge Erwachsene gewechselt. Damit konnte ich Krankheitsausprägungen und Besonderheiten in zwei sehr verschiedenen Altersgruppen kennenlernen. Gleichzeitig konnte ich mich vor Angeboten anderer Stationen, auch dort zu hospitieren, kaum retten. So habe ich mit kurzer Absprache tageweise auch auf anderen Stationen hospitieren können.
Wer neben der Psychiatrie auch gefallen an der Somatik hat, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Die Ärzte vom internistischen Dienst im Haus sind sehr freundlich und lassen sich gerne über die Schulter schauen oder auch selbst Hand anlegen. Auch geben sie einmal die Woche Fortbildungen zu bestimmten Themen der inneren Medizin und regelmässige Notfallfortbildungen. Zudem ist man für die körperliche Untersuchung der Neueintritte verantwortlich und beherrscht diese nach dem Praktikum aus dem FF.
Tagesablauf
Der Tag beginnt um acht Uhr mit einer Morgenbesprechung in welcher alle neu eingetretenen Patienten vorgestellt werden. Danach geht es auf Station, wo eine kurze Besprechung mit der Pflege erfolgt. Meist folgt daraufhin die Oberarztvisite.
Das weitere Programm besteht aus Therapiegruppen, Einzelgesprächen, sowie Familien- und Angehörigengesprächen. Falls ein Neueintritt erfolgt, erfasst man die Anamnese des Patienten, erhebt einen psychiatrischen Befund und untersucht den Patienten körperlich. Daraufhin ist man in enger Zusammenarbeit mit dem Oberarzt für diesen Patienten zuständig und plant von der Therapie bis zum Austrittszeitpunkt alles mit.
Um 12 gibt es eine grosse Auswahl an Mittagsmenüs und es wird zusammen mit den Stationsmitarbeitern gegessen. Meist geht es danach noch in das kleine Hauseigene Café, um der postprandialen Müdigkeit vorzubeugen.
Am Nachmittag darf man immer pünktlich um 17 Uhr nach Hause gehen und oft kommt es vor, dass man früher gehen darf. Auch persönliche Termine konnte ich nach Absprache mit den Oberärzten immer wahrnehmen.
Klima
Das Klima im Schlössli ist mehr als gut. Selten habe ich gesehen, dass Ärzte und Pflege so eng zusammenarbeiten. Auch als Praktikant wird man sofort integriert. So verliert man schnell die Hemmungen Fragen zu stellen und lernt dadurch sehr viel schneller dazu.
Obwohl es sich um ein grosses psychiatrisches Haus handelt ist die Atmosphäre sehr persönlich und nach kurzer Zeit spricht einen von der Reinigungskraft bis zum Klinikdirektor jeder mit Namen an. Die flachen Hierarchien und die gute Zusammenarbeit aller Berufsgruppen haben meinen Aufenthalt am Schlössli sehr positiv geprägt.
Essen und Wohnen
Das Essen am Schlössli ist ein Gedicht. Das Mittagsmenü kostet 8.80 und man kann sich reichlich auf den Teller geben lassen, sodass jeder satt wird. Gleichzeitig gibt es ein grosses Salatbuffet und à la carte Essen, welches zwischen 9 und 12 Franken kostet. Im Sommer kann man draussen auf einer Terrasse sitzen.
Nach dem Essen zügeln viele noch in ein gemütliches neu eingerichtetes Café im Haus. Wer von den in der Cafeteria angebotenen Süssspeisen noch nicht genug hat, kann sich hier noch an Kuchen und Eis bedienen.
Einziges Manko ist bei mir persönlich die Wohnsituation gewesen. Für 450 Franken habe ich ein Zimmer in einem Wohnheim, etwa 100 Meter von der Klinik entfernt gewohnt. Die Unterkunft, auch "Halde" genannt wird von einer Immobiliengesellschaft (Hinderer Liegenschaften), die der Klinikgruppe angehört, angeboten. Es ist eigentlich immer etwas frei. Die Zimmer sind etwas spärlich eingerichtet und es gibt bis heute kein Wifi. Es gibt zwei Gemeinschaftsbäder auf dem Gang und ein Waschbecken auf jedem Zimmer. Die Gemeinschaftsküche ist zwar sauber, aber man muss sein eigenes Geschirr und Kochutensilien mitbringen. Alles in allem ist die Atmosphäre sehr unpersönlich.
Alternativ gibt es ein kleines Holzhaus, etwa 200 Meter vom Schlössli entfernt, in dem Praktikanten und Auszubildende untergebracht sind. Es lohnt sich hier nach einem Zimmer zu fragen, denn das Haus versprüht viel Charme und hat von seiner kleinen Terrasse einen prima Ausblick. Obendrein kostet es nur 150 Franken im Monat. Als weitere Alternative könnte man sich auf die Suche nach einem WG Zimmer in Männedorf oder Stäfa begeben. Die beiden Orte liegen direkt am See und bieten eine super Busverbindung zum Schlössli und auch in Zürich ist man innerhalb von nur 15 Minuten.
Freizeit
Oetwil am See hat leider nicht besonders viel zu bieten. Allerdings wird man durch das wunderschöne Umland entlohnt. Mit dem Bus ist man innerhalb von 15 Minuten am Zürichsee und in weiteren 15 Minuten in Zürich. Auch in allen anderen Himmelsrichtungen gibt es zahlreiche Seen, sodass sich ein PJ Aufenthalt vor allem in den Sommermonaten empfiehlt. Auch die Berge sind nicht weit weg und Dank der netten Belegschaft im Schlössli findet man schnell Leute um die Seen und Berge im Umland zu besuchen. Zürich ist ein ganz besonderes Pflaster und es lohnt sich hier regelmässig in den „Ausgang“ zu gehen, wie die Schweizer zu sagen pflegen.