Das Tertial in Heiligenschwendi war mein letztes Tertial und es hat mir gut gefallen!
Bewerbung:
Die Bewerbung ist problemlos per Mail möglich. Ich habe mich 2 Jahre früher darum gekümmert, ich weiss aber nicht, ob ich nicht auch später noch einen Platz bekommen hätte.
Unterkunft:
Man wohnt im Personalheim und zahlt dafür 300CHF. Die Wohnungen sind etwas in die Jahre gekommen, dafür aber sauber und gut ausgestattet. Man wohnt zu 4 in einer Einheit und teilt sich eine kleine Küche, sowie das WC und das Bad.
Ablauf des Tages:
8.00Uhr Morgenrapport
8.30Uhr erstmal Kaffee trinken
9.00Uhr langsam auf Station kommen und dann geht es entweder auf Visite oder man macht die Kardex-Visite mit der Pflege
11.30Uhr Mittagessen, immer möglich
12.30Uhr bis 17.00Uhr Aufnahme der Patienten, Vorstellung bei jeweiligen OA/OÄ, LuFus auswerten, aBGA stechen, BGAs auswerten, EKGs auswerten, ggf. die eigenen Patienten oder sogar die eigene Station (ich durfte während meines Aufenthaltes ca. 1,5 Wochen die Station alleine betreuen) mit den OÄ besprechen. Arztbriefe diktieren bzw. schreiben war auf der ein oder anderen Station auch möglich, sodass man manche Patienten komplett selbstständig von Anfang an bis zum Ende betreuen konnte
Pro:
- Berner Oberland mit unglaublich vielen Aktivitäten im Sommer/Winter (Jungfrau Joch, Grosse Scheidegg, Kleine Scheidegg, Schynigge Platte, Adelboden, etc. pp.)
- Unglaublich viele nette Assistenten, mit denen man sich dann auch in der Freizeit zur WG-Party, zum Apero, zum Velofahren etc. pp. trifft
- Viele junge Physiotherapeuten mit denen man auch sehr viel unternehmen kann (Laufen, Wandern, Velo fahren)
- MTT Raum (Fitnessraum) war immer Mo. und Do. mit nutzbar bei einer einmaligen Gebühr von 20 CHF (Man bekommt aber den roten Schlüssel, mit dem man zu jeder Zeit ins MTT kann)
- Schwimmbad, welches mit benutzt werden darf
- Ggf. andere UA, mit denen man viel unternehmen kann
- Fortbildungen en masse (Dienstag Jounal Club + Übertragung aus der Insel zum Mittag, Mittwoch Nachmittagsfortbildung, Do. EKG Kurs, u.v.m.)
- Teaching durch die OÄ (bzw. auch durch die Chefärzte während der Visite)
- sehr angenehmes Klima im Team
- Eigenen Patienten können betreut werden, man kann sich gut auf den Berufsalltag in der Inneren Medizin vorbereiten
- BÄRG 4 war die interessanteste Station, da hier alle schwer kranken Patienten aufgenommen wurden, von den onkologischen Bauchpatienten über kardiologische Patienten bis hin zu schwer COPD-erkrankten Menschen. Hier habe ich, auch durch ein sehr gutes Teaching vom betreuenden OA und der AÄ am Meisten gelernt!
- Das Mittagessen ist der Hammer und immer ein Mehrgänge Menü zum erschwinglichen Preis (8/9CHF)
Contra:
- Heiligenschwendi liegt etwas abseits vom Schuss, ein eigenes Auto ist sehr zu empfehlen (es gibt jedoch einen Bus, der direkt vor der Haustüre hält. Halbtax kostet 100 CHF für unter 25 Jährige, somit bekommt man auf alle Fahrkarten 50% vom Preis, lohnt sich schnell)
- ich selber möchte kein Internist, sondern Chirurg werden, sodass ich es ab und zu anstrengend/langweilig fand, den ganzen Ärzten aus den Vorspitälern hinterher zu telefonieren, um irgendwelche osteoporotischen Berichte anzufordern. Desweiteren ist der bürokratische Aufwand auf der Inneren immens und nicht immer hat man genügend Zeit für die Patienten
- manchmal zu viele Geri-Assesments ;) (aber immernoch das weitaus kleinere Übel, als 5h Blut abzunehmen)
- auch sollte man sich im Klaren sein, dass abgesehen von BÄRG3/4 alle Patienten dort zur REHA sind und es deswegen nicht so viele akute Patienten gibt (auf BÄRG2-4 jedoch liegen wirklich viele schwer erkrankte Patienten, sodass es auch zu Reanimationen etc. kam. Ich persönlich finde aber die Arbeit auf dem Notfall bzw. im OP spannender, auch gibt es in Heiligenschwendi natürlich wenig bis gar keine invasivere Diagnostik)
Fazit: Jeder, der sein PJ in Deutschland absolviert an einem grösseren KH, welches schlecht bewertet ist, ist selbst schuld. In der Schweiz wird man als UA halt viel mehr als Teammitglied gesehen, darf eigenständig agieren und muss halt nicht, so wie ich in meinem ersten Tertial, den ganzen Tag Blut abnehmen oder Braunülen legen! Die Pflege hat (teilweise) einen höheren Stellenwert (von ärztlicher Seite aus) und sie sind m.M.n. teilweise auch besser ausgebildet als in Deutschland und können so mit den Ärzten im Team agieren. Sprich die meisten Pflegenden werden von den Ärzten auf Augenhöhe behandelt und das finde ich super! Desweitern bekommt man in Heiligenschwendi auch ein ordentliches Gehalt, sodass man sogar einiges ansparen kann (wirklich teurer als in Deutschland ist das Tanken oder das Einkaufen im Migros auch nicht. Freizeitaktivitäten, Restaurantbesuche dagegen gehen natürlich etwas ins Geld)
Somit kann man sagen, dass man hier das Rüstzeug für seinen späteren Beruf erlernen kann, um dann an einer grösseren Klinik ins Berufsleben zu starten! Denn dann könnt ihr gelassen auf EKGs, LuFus , BGAs, Röntgen, etc. schauen, da ihr viel Routine damit bekommt und alle OÄ es euch erklärt haben ;) Ich persönlich würde aber versuchen in ein ebenfalls gut bewertetes Akutspital zu kommen, da ich das persönlich einfach interessanter gefunden hätte!
Bewerbung
Bewerbung ca. 2 Jahre im vorraus über Frau Sherry (Medizinisches Sekretariat), unkompliziert über E-Mail