Das Tertial am Agaplesion DKH war mein erstes PJ-Tertial und es war wirklich ein perfekter Start ins PJ!
Das Haus ist eher etwas kleiner, was den Vorteil hat, dass schnell eine familiäre Atmosphäre im ganzen Team inklusive PJlern entsteht. Gleichzeitig ist das Haus groß genug, um ein relatives breites Bild an internistischen Krankheitsbildern (mit Schwerpunkt Gastro/Kardio) abzudecken. Daher kann man trotzdem einiges sehen. Wer ganz spezielle, seltene Krankheitsbilder sehen möchte oder in der Masse "untertauchen" möchte, ist in einem größeren Haus in Hamburg vielleicht besser aufgehoben. Für mich war es so perfekt. Was weiterhin für eine schöne Atmosphäre sorgt, ist, dass man hier das Patientenwohl wirklich hochschreibt und alle sehr fürsorglich mit den Patienten/innen umgehen und man nicht nur auf die maximalen ökonomischen Gewinn aus ist (wie viele andere Häuser in Hamburg). Dadurch erlebt man wirklich viele zufriedene Patienten und die Arbeit macht einfach mehr Spaß. (Natürlich muss aber auch dieses Haus auch auf Wirtschaftlichkeit achten).
Als PJler rotiert man zunächst auf die verschiedenen Normalstationen (A3/C3/A1). Die Stationen haben theoretisch einen leichten Schwerpunkt (A3 eher Gastro, C3 eher Kardiologie), in der Praxis wird aber auf jeder Station alles behandelt. Als PJler ist man für die Blutentnahmen und Viggos einer Station zuständig. Meistens ist man zu zweit, sodass alles gut zu schaffen ist. Montags kann es aber schonmal relativ viel werden. Wenn man sich bemüht, lernt man als Student schnell alle Patienten der Station kennen und kann dann auch die Indikation der einzelnen Blutentnahmen zusammen mit dem Arzt/der Ärztin überprüfen - Häufig war diese dann durch irgendwelche neuen Entwicklungen gar nicht mehr notwendig. Offizieller Arbeitsbeginn ist 7:40 Uhr auf Station. Für die meisten Ärzte ist es vollkommen in Ordnung, wenn man um 8 Uhr da ist. Ich würde es davon abhängig machen, wie schnell man mit den Blutentnahmen ist. Idealerweise kann man sich nämlich noch vor der Visite (je nach Arzt ab 9 bis 10 Uhr) einen Überblick über die neuesten Entwicklungen der Patienten machen - Dann macht die Visite auch deutlich mehr Spaß und man kann richtig mitdenken/mitmachen, anstatt nur hinterher zu laufen. So lernt man man meiner Meinung nach auch am meisten. Natürlich ist es auch davon abhängig, wie motiviert die AA/AÄ sind, einem etwas beizubringen. Die aller meisten sind aber wirklich sehr nett und nehmen sich auch Zeit für Erklärungen und Co.
Wenn man sich kurz auf die Visite vorbereitet hat, fällt es einem auch leichter, anschließend den Überblick über die anstehenden Aufgaben zu bewahren - und kann sich entsprechend die Aufgaben aussuchen, auf die man am meisten Lust hat. Briefe schreiben und Hausärzte/Hausärztinnen anrufen etc. fällt natürlich mal an. Aber das macht alles deutlich mehr Spaß, wenn man die Patienten selber kennt.
Um 12:30 Uhr ist die tägliche Röntgen-Visite (und einmal die Woche ein lohnenswerter Journal-Club), in der auch mal spannende Fälle besprochen werden. Auch die Röntgen-Visite macht natürlich mehr Spaß, wenn man seine Patienten kennt und selber gespannt auf die Ergebnisse ist. Anschließend ist gemeinsames Mittagessen (PJler und Ärzte/Ärztinnen zusammen). Es war wirklich toll, dass dies fast immer ohne Probleme stattfinden konnte. Das Mittagessen selber ist in der Mensa leider eher von wechselnder Qualität.
Anschließend stehen weitere Aufgaben auf Station an. Fast immer kommt man pünktlich nach Hause.
Nachdem man auf den Normalstationen war, kann man noch in die Funktionsbereich rotieren. Dies ist unbedingt zu empfehlen. In der Sonographie kann man fast jeden Patienten einmal vor- oder nachschallen, sodass man nach ein bis zwei Wochen leicht zig Sonos selber gemacht hat und sehr viel lernt (falls man hinterher ist). In der Endoskopie kann man naturgemäß deutlich weniger machen und man steht oft nur etwas nutzlos dabei. Trotzdem kann mal einiges lernen und zwischendurch kommen auch immer wieder spannende Fälle. Gegebenenfalls kann man die Endoskopie-Pflege unterstützen, falls diese schlecht besetz sind (Übrigens sehr nettes Team!). Wenn man sich bemüht, kann man auch zwischenzeitlich einzelne Schritte mit dem Endoskop durchführen und gegen Ende selber einfache Gastroskopien durchführen. Dies ist dann natürlich echt cool. In der ZNA kann man schnell selbstständig arbeiten und wie in jedem Haus viel lernen. Leider kann man wegen Arbeitsplatzmangel maximal 1-2 Wochen in der ZNA sein. In größeren Notaufnahmen anderer Häuser gibt es ggf. noch spannendere Fälle.
Unterricht findet jeden Dienstag von oberärztlicher Seite (und einmal vom Chef) statt. Dieser war eigentlich immer lehrreich und ist auf jeden Fall zu empfehlen. Generell sind die Oberärzte/innen sehr und Lehre bemüht und nehmen sich viel Zeit. Gerade der leitende Oberarzt ist extrem engagiert. Mittwochs ist theoretisch chirurgischer Unterricht. Dieser fiel aber meistens leider aus.
Man kriegt ganz selbstverständlich einen eigenen Spind und Zugang zu Umkleideräumen (im Gegensatz zu anderen Häusern) - Dadurch fühlt man sich auch als normaler Teil des Teams.
Insgesamt kann ich jedem internistisch interessierten PJler dieses Haus wärmstens empfehlen. Falls man sehr spezielle Krankheitsbilder kennen lernen möchte, sollte man ggf. in ein größeres Haus (z.B. UKE). Der Alltag wird viel von einem selber und den Stationsärzten/innen bestimmt. Diese sind aber eigentlich alle sehr sehr nett und engagiert. Je länger man dabei ist, desto einfacher kann man den Überblick über die Patienten der Station halten und desto mehr Spaß macht die Arbeit. (Anfangs würde ich ggf. den Fokus lieber auf wenige Patienten legen, anstatt von allen Patienten nur ein bisschen zu wissen)
Pro:
- familiäre Atmosphäre und junges, sehr nettes Team
- Relevante internistische Krankheitsbilder
- gemeinsames Mittagessen im Team regelmäßig möglich
- Patientenwohl>Ökonomie --> viele zufriedene Patienten --> schöne Atmosphäre
- Viele Möglichkeiten zum Sonographieren (+ ggf. Möglichkeit eine Gastroskopie durchzuführen)
- internistische Oberärzte sind alle sehr an Lehre interessiert + engagiert
- pünktlich Feierabend
Contra:
- Qualität des Mittagessens in der Mensa
- Teilweise viele Blutentnahmen (z.B. Montags)
- Unterricht im Fach Chirurgie fiel meistens aus
- ZNA maximal für zwei Wochen möglich
(- seltene/sehr spezielle internistische Krankheitsbilder rar)