PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in University College Hospital Galway (7/2019 bis 9/2019)

Station(en)
Normalstation, ITS, Ambulanz
Einsatzbereiche
OP, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe ein halbes Tertial als summer elective student in einem der kolorektalchirurgischen Teams am University Hospital Galway verbracht. Ein schöner Aufenthalt! Hoher Freizeitwert sowieso. Ohne großes Interesse, viel Zeit im OP zu verbringen, habe ich mich auch seitens der Lehre gut aufgehoben gefühlt. Weiterempfehlung.

Das UHG ist ein relativ ranziger Komplex, teilweise baufällig. Dresscode hingegen ist "neat & tidy" - Hemd, Bluse oder Kleid. Sneakers gehen schon klar, auf Jeans wird man angesprochen. Irische Wartezeiten für alles Elektive sind absurd, die ganze öffentliche Gesundheitsversorgung ein unterfinanziertes, merkwürdiges Ding, hygienische Standards sind unter aller Sau. Fürs PJ egal, die Lehre und restlichen Begleitumstände sind gut, der Einblick in den morbiden Rest ganz witzig.

(M)ein Team ist eine fünfköpfige Familie aus ChefIn (consultant), Ober- / Facharzt oder - ärztin ([specialist] registrar) Assistenz- / Jungfachärztin oder -arzt (senior house officer = SHO), zwei JungassistenzärztInnen (interns). "Die Allgemeinchirurgie am UHG" besteht insgesamt aus mehreren solcher spezialisierter Teams, Abteilungsstrukturen analog zu Deutschland gibt es aber nicht. Die ärztliche Ausbildung ist strukturierter und weniger flexibel. Interns rotieren regelmäßig nach 3 Monaten in andere Teams, SHOs meist nach 6, registrars meist nach 12 Monaten. Fachwechsel und Fremdjahre sind selten, erschwert bis unmöglich.

Arbeitsbeginn zwischen 8.00 und 10.00, Feierabend zwischen 12.00 und 16.00 - nach Wunsch auch früher, Mittagspause nach Bedarf. Morgens Visite der über das Haus verteilten Patienten. Sehr entspannt, mit viel Kaffee und Teaching. Im Anschluss gemeinsam mit consultant, registrar und SHO einmal die Woche Ambulanz, einmal OP (ja, wirklich, nur einmal wöchentlich Elektiveingriffe), zweimal Endoskopien. Einen Tag pro Woche hat mein consultant extern PrivatpatientInnen betreut - Studientag. Gelegentlich hat das Team Dienst, bedeutet die Versorgung und stationäre Betreuung aller im Dienst aufgenommenen chirurgischen Patienten. Dringliche und Notfalloperationen zählen nicht in das OP-Kontingent und finden entsprechend am Tag nach Dienst gehäuft statt.
Stationsrelevantes wird während der Visite geklärt und im Anschluss von den interns umgesetzt, dort gibt es wenig zu tun. Für Übernahme der extrem wenigen Blutentnahmen und venösen Zugänge, die von den PhlebotomistInnen an die interns fallen, lässt sich als per Famulaturen und PJ versierteR DeutscheR großer Respekt erwirtschaften.

In der Ambulanz können eigene PatientInnen voruntersucht werden, der jeweilige Fall wird dann mit einem oder einer der LehrärztInneN besprochen. Das heißt, von Pathophysiologie über TNM-Stadien bis zum fall- und patientInnenspezifischen Prozedere auseinandergenommen. Bedside-Teaching deluxe!
Im OP wird man als Studierender nicht gebraucht und wird auch grundsätzlich nicht als Assistenz eingeplant. Ist auf Nachfrage aber gern gesehen und insbesondere nach Dienst-Tagen mit vielen Not-OPs auch hilfreich. In den Situs langen, Kamera-Führen, nähen, was unwichtiges durch- und abschneiden - wie im deutschen OP, allerdings mit tendenziell freundlicherer Arbeits- und selbstverständlicherer Lehratmosphäre. Endoskopie funktioniert genauso, bei naturgemäß noch weniger bis überhaupt keinem Assistenzbedarf.
Im Regelbetrieb sieht man Fälle und Operationen der Subspezialisierung des jeweiligen Teams (in meinem Fall eben kolorektal), per Dienst das gesamte allgemeinchirurgische (Notfall-) Spektrum.

Irland, gerade auch die wunderschöne Westküste, entspricht den per Postkartenidyll bekannten Klischees. Galway ist überschaubar, aber schön. Ich hatte das Glück, dass meine Gruppe von elective students nicht nur insgesamt großartig war (<3), sondern auch über ausreichend Autos verfügte. Der öffentliche Verkehr ist eher schlecht ausgebaut, Anhalten-Können bei den Szenerien wirklich viel wert.

Wohnungen in UHG- und Zentrumnähe - typischerweise als Zimmer in einem Einfamilienhaus - gibt's in den Sommermonaten = irischen Semesterferien auf daft.ie für 350,- € bis 450,- €. Die sonstigen Lebenshaltungskosten sind, wohl Finanzkrise sei Dank, nur geringfügig über deutschem Niveau. Bier und auswärts Essen sind spürbar teurer.
Fahrradleihe kostet 55,- € für zwei Monate (West Side Cycles).
Bewerbung
Bewerbung online (https://www.nuigalway.ie/medicine-nursing-and-health-sciences/medicine/clinicalelectives/) in den vorgesehenen Zeiträumen (seinerzeit zwischen Dezember und Februar) mit kurzem Motivationsschreiben und Lebenslauf, Sprachnachweis (eine Bestätigung der Heimatuni reicht aus, IELTS oder TOEFL funktionieren natürlich auch), ärztlicher Unbedenklichkeitsbescheinigung (im Prinzip mit Hepatitis-Serologien und Ausschluss Tbc per Röntgen-Thorax oder Mendel-Mantoux - eine einfache ärztliche Bescheinigung hat bei anderen aber ausgereicht) und polizeilicher Sicherheitsüberprüfung, die möglicherweise sehr kurzfristig ein Führungszeugnis erfordert.

Nach Zusage sind 200,- € zu zahlen.

Erasmus oder Erasmus + war mit meiner Uni nicht zu machen, PROMOS aufgrund der Bewerbungszeiträume eigentlich auch nicht. Letzteres hat bei mir trotzdem funktioniert, weil ich rechtzeitig eine Bewerbung für ein anderes Ziel eingereicht hatte und nachträglich ändern durfte. Den Versuch ist es also sicherlich wert.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Poliklinik
Chirurgische Wundversorgung
Mitoperieren
Blut abnehmen
Braunülen legen
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Punktionen
Dienstbeginn
Nach Bedarf
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
200

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.07