Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Station, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Zu Beginn des PJs mit dem chirurgischen Tertial zu starten war für mich eine Horrorvorstellung, waren meine Berührungspunkte mit der Chirurgie und Interesse für dieses Fach während des Studiums sehr beschränkt. Dies sollte sich allerdings in den nächsten vier Monaten um 180 Grad wenden, nicht zuletzt aufgrund des großartigen Teams. Am ersten Tag wurden wir von den Assistenzärzten herumgeführt und vorgestellt - überall O-Ton: "Wie schön, dass Sie da sind! Wir haben schon gehört, dass Ihr kommt." Sogar im OP wurde man freundlich begrüßt, unverzüglich die Handschuhgröße notiert sowie die Piepser-Nummer, die jeder PJler zu Beginn erhält. Vom Chef gab es dann noch Nahtbesteck und -material für das Üben zuhause. Der Ton blieb über den gesamten Aufenthalt gleich freundlich und respektvoll, das Team ist sehr familiär mit flachen Hierarchien, man braucht auch als PJler keine Angst zu haben, sich mal an den Oberarzt zu wenden. Man wird fest ins Team integriert, bekommt Patientenzimmer zur täglichen Visite sowie ein mal wöchentlich zur Vorstellung bei der Chefarztvisite, darf und wird dazu aufgemuntert, Verantwortung zu übernehmen und den stationären Aufenthalt der Patienten mit zu planen. Blutentnahmen erfolgen durch das Labor selbst, im Tagesverlauf gibt es trotzdem die ein oder andere Nadel zu legen, was aber mit der Tätigkeit in der Uniklinik nicht vergleichbar ist. Stationäre Aufnahme von Patienten sowie deren Betreuung in der Notaufnahme gehört auch zum Tätigkeitsfeld, mit einer guten Patientenfrequenz. In den OP-Plan wird man namentlich fest integriert und ist im Verlauf nicht nur Hakenhalter, sondern darf teilweise auch aktiv mitarbeiten. Auch hier wird viel wert auf ein respektvolles und kollegiales Miteinander gelegt. Das Spektrum der Operationen ist groß, mit teilweise auch umfangreichen Eingriffen, sodass es auch dort nie langweilig wird.
Für vier Wochen rotierte ich noch in die Notaufnahme, deren chirurgischer Teil durch Unfallchirurgen betreut wird. Auch hier kann ich jedem empfehlen, Erfahrung zu sammeln. Man darf selbst Patienten übernehmen, Untersuchungen anfordern oder selbst durchführen, ggf. selbst Wunden nähen und wird vom sehr motivierten und kompetenten zuständigen Facharzt betreut. Von ihm bekommt man auch beigebracht, korrekt klinisch zu untersuchen. Auch stellt er Indikationen für Untersuchungen und Therapien recht streng - immer mit Blick auf Patientenanamnese und klinische Konsequenz -, sodass man ein gesundes Verhältnis zur Diagnostik und Therapie beigebracht bekommt. Über den Stationsalltag oder Operationsspektrum in der Orthopädie/Unfallchirurgie kann ich wenig sagen, jedoch ist mir durch Früh- und Nachmittagsbesprechungen auch dort das sehr freundliche, familiäre Klima positiv aufgefallen.
Der Tagesablauf ist in beiden Abteilungen ähnlich, jedoch in der Allgemeinchirurgie besser strukturiert. Ab 7:15 ist Visite auf der Station, hierbei erfolgen auch Verbandswechsel und ggf. nicht durch das Labor durchgeführte Blutentnahmen. Ab 7:55 ist Früh- und Röntgenbesprechung, Bilder werden angeschaut und das OP-Programm für den Tag besprochen. Ab 8:15 beginnt das Tagesgeschäft im OP, wer nicht im OP eingeteilt ist, teilt sich auf die Patientenaufnahme oder die Station auf. Dort stehen dann ggf. aufwendigere Verbandswechsel, VVK-Anlagen, Briefe und Anmeldungen für Anforderungen etc. an. Einen eigenen Arbeitsplatz für die PJler gibt es, genau so wie einen Laparoskopie-Turm mit Demo-Puppe, um laparoskopische Eingriffe zu üben. Nachmittagsbesprechung ist ab 16 Uhr. Mittwochs laufen die Uhren in der AVC ein bisschen anders: dort stehen vornehmlich thoraxchirurgische Operationen auf dem Plan, bei denen man als PJler immer gern gesehener Gast ist. Es finden an dem Tag die Facharztsprechstunden an, und nachmittags gibt es eine AVC-interne Fortbildung sowie den PJ-Unterricht.
Dr. Schulz unterrichtet übrigens einen Prüfungsvorbereitungskurs Chirurgie für das 3. Staatsexamen in Witten/Herdecke, der sehr empfehlenswert ist.
Durch das wirklich freundliche Team (an dieser Stelle wie versprochen einen lieben Gruß an VAMG!) in beiden Abteilungen konnte ich von meinen Vorbehalten gegenüber der Chirurgie "geheilt" werden. Man ist als PJler willkommen.
Jedem, dem Chirurgie bisher keinen Spaß gemacht hat, empfehle ich, das Tertial hier zu machen, um vom absoluten Gegenteil überzeugt zu werden. Und jedem, dem die Chirurgie gefällt, natürlich genauso.
Bewerbung
Über die Uni Heidelberg. Über die Personalabteilung des Hauses wird man einige Zeit vorher angeschrieben, welche Abteilungen man präferiert und wird dementsprechend eingeteilt. Bis zu vier Wochen ZNA sind möglich.