Zu Beginn des Tertails war alles eher konfus. Man wurde mehr oder weniger in den Stationsalltag geschmissen ohne vorher großartig eingewiesen zu werden. Nach ein paar Wochen hat man dann jedoch so langsam alle Aufgabenbereiche verinnerlicht.
Der Arbeitstag beginnt ungefähr gegen 6.50 mit der Stationsvisite, danach rennt man ins Untergeschoß zur Frühbesprechung. Dort wird der letzte OP Tag reflektiert und das aktuelle OP Programm vorgestellt. Noch ein kleiner lustiger Spruch vom Chef und man begibt sich anschließend auf die Station, um dort die beliebten Blutentnahmen zu erledigen. Das sind aber in der Regel nicht viele. Kann mich nicht erinnern ein mal mehr als 6 BE gemacht zu haben.
Um kurz nach 8 Uhr beginnen dann die OP´s. Ein OP Plan wird an jedem Nachmittag für den Folgetag erstellt. Dort findet man eventuell auch seinen eigenen Namen wieder, falls man von der Sekretärin berücksichtigt wurde...
Falls man sich nicht auf dem OP-Plan wiederfindet, heißt das Stationsarbeit. Dazu zählt dann die in der Morgenvisite festgelegten Untersuchungen anzumelden, Entlassungsbriefe zu diktieren, Patienten aufzunehmen, Akten zu sortieren etc. Die Station ist übrigens gut ausgestattet und in ganz neuem Zustand.
Bei den OP´s kommt man neben den üblichen Tätigkeiten (Hakenhalten, Saugen, Tupfen) auch zum Nähen. Natürlich abhängig vom Operateur/-in. Im Grunde benötigt es auch hier wie überall ein wenig Zeit und Engagement, dann wird man schnell involviert. Knoten, Gewebe durchschneiden und eben Nähen bedeuten die nächst höhere Stufe. Von mir gibt es da eine 1. Neben einem Nahtkurs, habe ich hier das erste Mal direkt im OP, am Patienten gezeigt bekommen wie man näht. Und dabei wurde nicht auf die Zeit geschaut! Einfach an die nette Oberärztin wenden. Zu den Operationen sollte man natürlich immer vorbereitet sein. Anatomsiche Grundkenntnisse werden vorausgesetzt!
An jedem Nachmittag findet dann die Röntgenbesprechung statt. Hier werden die Patienten, die am nächsten Tag operiert werden oder tagsüber eine Rö-Untersuchung erhalten haben vorgestellt. Es kann schon einmal passieren, dass der Professor ein paar Fragen stellt, dafür erklärt er auch viel. Man muss aber keine Angst haben oder in unberechenbare Tachykardien verfallen.
Im Allgemeinen wird man als PJ-ler respektvoll behandelt. Der Professor kümmert sich um das Wohl der Studenten, fragt nach wie es einem ergeht und gibt einem die Möglichkeit Verbesserungen vorzuschlagen. Die Ärzte und Ärztinnen sind allesamt sehr nett, wenn auch manchmal etwas eigenwillig, aber klar, es sind auch Chirurgen ;) Bis auf den Prof und die OAs "duzt" man sich untereinander.
Das Beste sind fast die an jedem Montag (Station 6a) und Dienstag (Staton 5a) durchgeführten Chef-Visiten. Es ist schon amüsant mit welcher Hingabe er die Patienten "bemuttert". Streichel hier, Tätschel da... :D Auch hier werden Fragen gestellt, aber auch viele Krankheitsbilder erklärt. Ich habe in den ersten Wochen mehr durch die Visiten gelernt, als in den ganzen Unikursen zuvor!
An jedem Mittwoch findet die chirurgische Einweisungssprechstunde statt. Hier erhebt man Status und Anamnese der zu operierenden Patienten und zapft Blut ab.
Ein Nachteil sind die wenigen Weiterbildungen. Es wurden zwar ein paar durchgeführt, jedoch hätten es natürlich mehr sein können. Man muss aber dazu sagen, dass sich die Approbierten nicht dagegen wehren, sondern es deren Beschäftigungen in Kombination mit dem OP Plan es einfach nicht zulässt in jeder Woche feste Termine zu vereinbaren.
Auf der Rettungsstelle hat man nicht gearbeitet. Wobei auch dabei keinem Steine in den Weg gelegt werden. Wenn es der Stationsbetrieb zulässt oder genügend PJ-ler da sind, kann man sicherlich auch auf die Rettungsstelle.
Der Arbeitstag ist in der Regel gegen 15.30 beendet.
Nebenbei fanden während des Tertials auch verschiedene Veranstaltungen statt (Dampferfahrt, Grillabend), zu denen man herzlichst eingeladen wurde.
Meiner Meinung nach ist die allgemein- und visceralchirurgische Klinik eine gute Ausbildungsstätte für PJ-ler.