Nachdem ich den ersten Teil meines 3. Tertials in der Allgemeinchirurgie verbracht habe, rotierte ich zu guter letzt noch in die Unfallchirurgie. Für meine Bewertung ist denke ich noch relevant, dass ich in Bezug auf chirurgische Fächer absolut unerfahren war und für mich auch der OP bisher immer ein rotes Tuch gewesen ist. Die Abteilung ehielt vor Kurzem eine recht niederschmetternde Evaluation hier, sodass ich besonders gespannt war, was mich erwarten würde. Um es schonmal vorweg zu nehmen: ich kann die schlechte Bewertung absolut nicht nachvollziehen!
Mein Tertial begann auf der Alterstraumatologischen Station, auf die mich 2 Assistenzärzte nach der Frühbesprechung mitnahmen. Während der Visiste versuchte mir die Stationsärtzin zumindest einen groben Überblick über die Patienten zu vermitteln und setzte sich auch danach nochmal mit mir zusammen und besprach ca. eine Stunde lang jeden Patienten! Das habe ich selten so gut erlebt! Auch die folgenden Wochen waren wirklich gut. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Stationsärzte immer für uns PJler verantwortlich gefühlt haben. Mehrmals während des PJs wurde ich gefragt, was ich denn noch gerne sehen oder tun würde. An dieser Stelle ein besonderes Dankeschön an Kathrin, Sina und Mareike. Natürlich gehörten auch zahlreiche Blutabnahmen und Viggos zu meinen Aufgaben, aber da ich das gerne mache, hatte ich damit absolut kein Problem und es kam jedes mal ein "Danke" von den Ärzten, es wurde nie als Selbstversändlichkeit abgetan, wirklich bemerkenswert. Das kannte ich aus meinem internistischen Tertial aus einem anderen Haus anders. Seit kurzem existiert allerdings auch ein Blutabnahmedienst für die Unfallchirurgie.
Was den Einsatz im OP angeht, ist es von eurer Motivation abhängig, was ihr so seht. In den OPs, in denen ein PJler benötigt wird, ist dies im OP Plan vermerkt. Es steht euch allerdings frei bei jeder OP zuzuschauen. Da ich kein OP Fan bin, habe ich dies zugegebenermaßen selten in Anspruch genommen und meine OP-Erfahrungen beschränkten sich somit größtenteils auf Hüft- und Knie-TEPs. Die Stimmung im OP war allerdings durchgehend gut, das Team nett und es wurde immer versucht mir etwas zu erklären.
Die Alterstraumatologie wird zusätzlich von den Geriatern mitbetreut, die euch gerne nochmal zum "Kurvenklappen" mit ins Arztzimmer nehmen und dabei jede Menge erklären.
Es gibt seit Kurzem einen unfallchirurgischen PJ Unterricht, der einmal pro Woche nur für die chirurgischen PJler stattfindet. Ein Assistenzarzt nimmt sich eine Stunde Zeit und geht mit euch eine Körperregion, inkl. körperlicher Untersuchung durch, das ist super praktisch, schließlich müsst ihr die ganzen Untersuchungstechniken für die Mündliche Prüfung parat haben.
Abgesehen davon finden zahlreiche PJ Fortbildungen statt, von Kardio über EKG-Kurs bis zum Sono-Kurs ist alles dabei. Falls ich nicht gerade im OP stand, konnte ich immer daran teilnehmen und wurde niemals während des Unterrichts angerufen, um eine Blutabhahme oder ähnliches zu tun. Auch Mittagessen war in aller Regel bis auf wenige Ausnahmen möglich. Im Zweifel könnt ihr euch immer was zurückstellen oder mitbringen lassen.
Alles in allem war es wirklich ein tolles Tertial und ein super Abschluss meines PJs. Sollte ich jemals auf die Idee kommen Unfallchirurgin werden zu wollen, wäre dieses Haus definitiv meine erste Wahl.
