Die Assistenten dort sind überlastet wie auch in anderen Kliniken. Manche sind ambitioniert, etwas Lehre zu machen, kommen aber selten dazu. Andere wollen gar keine Lehre machen, was dann aber auch nicht weiter auffällt. Die Betreuung ist stark vom jeweiligen Stationsarzt abhängig: manche geben sich viel Mühe. Ich hatte zu Beginn meines Tertials Pech mit dem zuständigen Stationsarzt und musste mir die ganzen Abläufe (inkl. sperriger Software) selbst raufhelfen. Was aber den Vorteil hatte, dass es dann später auch saß. Auf Visiten könnt ihr mitgehen, müsst ihr aber nicht, und manche Assis haben da auch keinen Bock drauf (was man schnell merkt, da sie regelmäßig ohne dich losrennen und während der Visite auch nicht mit dir reden). Durch das Konzept des Stationsarztes (1 Chirurg ist für 1 Woche nur für die Stationsarbeit zuständig) ist dieser die ersten Tage damit beschäftigt, sich überhaupt erstmal in die ganzen Fälle einzuarbeiten, wodurch wenig Zeit bleibt, dem PJler auch noch etwas zu erklären. Umso dankbarer ist dieser, wenn du Engagement zeigst und ihm unter die Arme greifst: Patienten aufnehmen, OP-Vorbereitungen ausfüllen, BEs und Zugänge erledigst, Medikamente in die Kurve übernimmst, Reha-Anträge ausfüllst und dich evtl noch einfuchst in die Anmeldung der TuKos. Es wird schnell klar, dass einige Assistenten in der Stationswoche extrem schlechte Laune haben und die Lehre in dieser Zeit überwiegend darin besteht, dem PJler zu erklären, was hier gerade nicht richtig läuft und dass "man in der Stationswoche immer schlecht drauf ist". Gut, dass wir drüber gesprochen haben...
Was der PJler nicht darf, ist Briefe schreiben. Er darf sie anlegen und einen Satz zur Aufnahme schreiben, that's it! Machst man mehr, wird man angepfiffen (je nach Pfeifendem mal mehr, mal weniger deutlich)! Fand ich blöd, dadurch ist mir im letzten Tertial die Übung im Briefe schreiben abhanden gekommen.
Im OP kann es schön sein, muss es aber nicht, ist wieder davon abhängig, mit wem du drin bist. Es ist ein offenes Geheimnis, dass man es der Chefin dort nicht recht machen kann. Hat man das erstmal verstanden, dann nimmt man die Kommentare nicht mehr so persönlich. Ihr werdet lernen: die hohe Schule der Assistenz ist nicht nur das erfolgreiche Assistieren, sondern das Verwöhnen des Operateurs. In der Regel sind die PJler statische Assistenten, wobei hier weniger Haken gehalten werden müssen als in anderen Fächern. Es wird darauf geachtet, dass ihr euch zwischendurch mal entspannt und eine schonende Haltung einnehmt. Im nächsten Moment werdet ihr aber wieder für irgendetwas angek..., es ist also ein ziemliches Wechselbad der Gefühle. Spass macht es mit den beiden Oberärztinnen und den Assistenten, vor allem, wenn man in die glückliche Situation kommt und erste Assistenz sein darf. Dann wird viel erklärt, die Stimmung im Saal ist gut und die Zeit fliegt nur so dahin.
Der Kontakt zur Pflege ist übrigens ausnahmslos wirklich gut! Die Damen auf Station waren besonders zu Beginn des Tertials meine festen Ansprechpartner und haben mich an Tagen aufgefangen, an denen es nicht so lief. Du bist jederzeit beim gemeinsamen Frühstück willkommen und wirst auch sonst gut versorgt ;) Die Stationsassistentin ist einfach nur super, sie besorgt wirklich fast jeden externen und noch so alten Befund und ist immer nett.
Fazit: Durchwachsenes Tertial, das auch so ganz anders war, als in den beiden Kliniken vorher. Ich bin froh, dass es nicht mein erstes Tertial war, so war ich schon gefestigt. Ich möchte aber nicht unerwähnt lassen, dass es unter den Assistenten echte Goldschätze gibt, mit denen ich wirklich toll arbeiten konnte und die sich stets um mich bemüht haben! Auch die beiden Oberärztinnen haben immer ein offenes Ohr und begrüßen jedes Engagement.