Leider kann ich das allgemeinchirurgische PJ am Agaplesion überhaupt nicht weiterempfehlen, da man unterm Strich einfach als kostenlose Arbeitskraft ausgenutzt wird - auch wenn es hier einige echte nette Ärzte gibt.
Die Situation ist insbesondere unvergleichbar schlechter als in der von mir während des PJs kennengelernten Chirurgie eines anderen Hauses sowie der Inneren Medizin des Agaplesions. Bei diesen hat man sich nur sehr selten wirklich als kostenlose Arbeitskraft ausgenutzt gefühlt.
Praktisch hängt der Tagesablauf sehr von der Anzahl der anwesenden PJler ab. Die PJlerin, welche zuvor zwei Wochen lang alleine war, berichtete in einer Woche kumulativ 1 Stunde Mittagspause gehabt zu haben. Auch zu zweit macht man eigentlich nichts anderes als Hakenhalten und Blutabnehmen und meist verpasst einer das Mittagessen. Zu dritt kann gelegentlich einer selbstständig etwas lernen. Die Situation zu viert oder fünft habe ich nicht erlebt, mag aber mehr Spielraum für eigenständige Lehre bieten.
Zu den Aufgaben:
- am wichtigsten: Hakenhalten im OP. Die PJler müssen sich selbstständig darüber informieren, wann und in welchem Saal PJler eingeteilt sind (allerdings ohne anfangs einen Zugang zum IT-System zu haben). Meist 2-3 OPs. Bei den ersten Malen wird gelegentlich noch etwas zur OP erzählt. Aufgrund des begrenzten OP-Repertoire des Hauses hat man jedoch eigentlich nach ein bis zwei Wochen fast alle OPs mindestens einmal gesehen und lernt fast nichts mehr über diese. Gelegentlich kann nach ein paar Stunden Hakenhalten das Zunähen geübt werden.
- Blutabnehmen + Viggos: auf der eigenen Station (D2), auf der Privatstation (A1), und auch von der unfallchirurgischen Station (D3), auf der gar keine Patienten der Allgemeinchirurgie liegen. Die Allgemeinchirurgie hat sich mit der Unfallchirurgie zerstritten. Die Unfallchirurgie ist sauer, da sie aufgrund der fehlenden Lehrzulassung keine eigenen PJler haben dürfen. Es sei sich aus "kollegialen Gründen" darauf geeinigt worden, dass die PJler der Allgemeinchirurgie dann zum Blutabnehmen "ausgeliehen" werden. Aufgrund der insgesamt hohen Anzahl der Blutentnahmen ist eine Teilnahme an der Visite meist nicht möglich.
- Dritte Priorität habe das Pflegen der Ordner von Tumorpatienten. Regelmäßig muss mühsam abgeglichen werden, ob alle ausgedruckten und abgehefteten Dokumente aktuell sind. Dies habe den Zweck, dass die Ärzte bei Entlassung der Patienten, den Ordner zwar auch nochmal überprüfen. Die Überprüfung dann aber etwas schneller gehe.
- Weitere Aufgabe (sehr selten): Transport des Datenmülls in die Kellergeschosse des Gebäudes. Durchführen von Telefonaten. Vorstellung von Patienten beim Tumorbord.
Die Lehre ist insgesamt sehr begrenzt:
- Unterricht der Allgemeinchirurgie findet offiziell Mittwochs einmal alle 4 Wochen für eine Stunde statt. Dieser ist jedoch immer ausgefallen (im Gespräch mit ehemaligen PJler hat dies wohl Tradition). An anderen Mittwochen geben andere Abteilungen des Hauses und jeden Dienstag (hier regelmäßig) die Internisten Unterricht. Hier darf man hin, falls es nichts zu tun gibt (=keine OP/keine Blutentnahmen). Uhrzeit: 15-16 Uhr.
- Falls zufällig alle OPs und Blutentnahmen erledigt sind, kann man in der Notaufnahme aushelfen und hier was lernen. Ansonsten sitzt man nur auf Station rum, sitzt Zeit hab und keiner fühlt sich zuständig.
zum Zwischenmenschlichen:
- die meisten Ärzte bzw. Ärztinnen sind tatsächlich an sich nett und witzig. Allerdings wird das Hakenhalten und Blutabnehmen als selbstverständlich angesehen und meistens bekommt man dafür keine Dankbarkeit oder Wertschätzung gezeigt (wenige Ausnahmen, zB Dr. Schmidt). Andersherum gibt es Ärger, wenn etwas nicht (schnell genug) läuft.
- Früher gehen darf man nie, auch falls man zufällig nichts mehr zu tun hat. Dann muss auf eventuelle Aufgaben gewartet werden.
- Als ich einen Kollegen im OP zum Hakenhalten auswechseln wollte, damit dieser Mittagessen gehen konnte, wurde dieser als Weichei bezeichnet. Sein Wunsch sei indiskutabel.
- Als eine externe Studierende gefragt hat, ob sie zum Studientag gehen dürfe, wurde sie gefragt, was sie da wolle und durfte nicht.
- Weitere Anekdoten erspare ich mir.