Ablauf: Gleich am ersten Tag bekommt man sein Logbuch mit einem persönlichen Rotationsplan. Man rotiert über Station, Intensivstation, Stroke-Unit, Hochschulambulanzen, Notaufnahme und Epilepsiezentrum.
Station (8 Wochen): Die Stationen hier sind sehr klein, es gibt 3 Stück und jede hat 4-5 Zimmer (nur eine ist etwas größer), also ca. 12 Patienten. Über die gesamte Zeit ist man auf der gleichen Station und ist dort fürs Blutabnehmen, Zugänge legen, Patienten aufnehmen und untersuchen und dokumentieren zuständig. Man beginnt um 8 Uhr, jeden Morgen gibt es eine Frühbesprechung, zu der alle Abteilungen kommen. Anschließend findet die Visite statt, in der Regel mit einem Oberarzt zusammen und an einem Tag pro Woche mit dem Chef. Danach gibt es meist eine bis zwei Neuaufnahmen pro Tag, die man untersucht und dann den Stationsärzten vorstellt. Auf jeder Station sind 1-2 Assistenzärzte tätig, die von einem Oberarzt unterstützt werden. Nach dem Mittagessen finden gegebenenfalls die Lumbalpunktionen statt (die man fast immer unter Aufsicht selbst machen darf) und dann gibts nochmal eine Visite, bei der sich der Oberarzt die neuen Patienten genauer anschaut. An den meisten Tagen kann man relativ pünktlich um 16 Uhr gehen.
Der Stationsteil war bei mir ziemlich gut, das kommt aber sicher sehr drauf an, welche Ärzte gerade auf der Station arbeiten, wie gut die einen mit einbinden und zu wievielt man sich die Aufgaben teilen muss.
Intensivstation (2 Wochen): Hier beginnt der Tag schon um 7:00, man kann aber auch in der Regel nach der Nachmittagsvisite um ca. 15:00 gehen. An sich ist die Intensiv super spannend und die Ärzte und Pflege sehr nett, es kommt aber immer drauf an, wieviel gerade zu tun ist. Wenn sie Zeit haben, erklären sie viel und man lernt wirklich was dazu, aber es kann auch vorkommen, dass man den ganzen Tag nur mitläuft. Viel selbst machen kann man nämlich erstmal nicht.
Stroke-Unit (2 Wochen): Auf der Stroke startet man morgens um 7:45. Die Zeit hier hat mir nicht wirklich getaugt, man hat keine eigenen Aufgaben und wird dann gerne zu Sträflingstätigkeiten oder völlig unnötigen Untersuchungen losgeschickt, damit man nicht untätig im Arztzimmer sitzt und einen der zu wenigen Stühle blockiert. Ansonsten wird man kaum beachtet und bekommt nur ab und an bei der Visite blöde Fragen vom Oberarzt zugeschossen, auf die man dann prompt eine fundierte Antwort wissen soll.
Wenn ihr könnt, nehmt euch hier großzügig frei, man lernt nichts dazu und sitzt nur seine Zeit ab.
Hochschulambulanz (1 Woche): Die Ambulanzzeit kann man sehr frei gestalten, morgens hat man immer die Wahl, in welche Sprechstunde man reinschauen möchte, täglich finden unterschiedliche statt. Man kann viele Patienten selbst untersuchen und sieht eine Menge unterschiedlicher Krankheitsbilder. Nach dem Mittagessen darf man dann meistens auch schon gehen.
Notaufnahme (1 Woche): Die Notaufnahme ist vermutlich der beste Teil der Rotation, man sieht richtig viel und kann viele Patienten selbst untersuchen und mit dem Arzt besprechen. Das Team ist total nett und es wird nicht langweilig.
Epilepsiezentrum (2 Wochen): Hier ist es ähnlich wie auf der Stroke, es gibt keine definierten PJ-Aufgaben und man sitzt viel rum. Die Ärzte sind zwar sehr nett und nehmen einen mit, wenn etwas passiert, aber meist ist es sehr ruhig und man langweilt sich leicht.
2 Wochen sind hier völlig übertrieben, im Grunde reichen ein paar Tage.
Allgemeines: Es gibt bis zu 5 PJler pro Tertial, in den Übergangsphasen dann bis zu 10 und in den Ferien kommen noch Famulanten dazu, während des Semesters Blockpraktikanten. Man ist also nicht viel allein, so kann man sich gegenseitig unterstützen. Kleidung holt man sich in der Wäscherei und im Wäscheschrank der PJler, im Keller bekommt man einen Spind auf dem Gang, auf dem man sich auch umzieht. Jeden Tag (auch am Wochenende) werden 10€ auf den Ausweis geladen, die man in der Palmeria beim Essen verbrauchen darf. Man kann es sich weder auszahlen lassen noch zum nächsten Tag mitnehmen. Jede Woche hat man einen Studientag, also 16 Stück in Summe + ggf. Urlaubstage. Man kann sich diese Tage recht frei einteilen, muss nur vorher der Sekretärin und auf der jeweiligen Abteilung Bescheid geben. Die einzige Regel ist, dass man die Studientage nicht alle gesammelt am Ende nehmen darf. Dienstags findet um 13:00 eine Fortbildung für die PJler und Famulanten statt. Das ist sehr gut organisiert, es gibt einen genauen Ablaufplan und die Veranstaltung ist Pflicht. Offiziell muss man sogar an Urlaubs- oder Studientagen anwesend sein, allerdings gibt es im Logbuch nur 9 Unterschriftsfelder, da kann man sich ja ausrechnen, wie oft man bei 16 Wochen kommen muss. Mittwochs findet alle paar Wochen abends eine Fortbildung statt, zu der man kommen darf, aber nicht muss. Donnerstags ist gleich morgens der Journal Club, dort stellt jeweils ein Arzt ein aktuelles Thema vor, da sind alle Ärzte anwesend. Jeder PJler bekommt einen Soarian-Zugang und eine Schulung dazu, der hat allerdings nur sehr wenige Funktionen und ist wohl mehr als Lese-Berechtigung gedacht. Ein PJ-Telefon gibt es nicht, das ist aber aufgrund der Stationsgrößen auch nicht erforderlich.
Fazit: Wen Neuro interessiert, der ist hier gut aufgehoben. Das gesamte Team ist bis auf sehr wenige Ausnahmen wirklich nett und bemüht und man bekommt einiges erklärt, wenn man sich interessiert zeigt. Auf Nachfrage darf man auch fast alles (teils unter Aufsicht) selbst machen und kann wirklich viel dazu lernen. Auch die Fortbildungen finden sehr regelmäßig statt und sind gut gestaltet. Man kann praktisch immer pünktlich gehen und schafft es täglich zum Mittagessen.
Einziges Manko: kein Gehalt, aber dafür sind 16 Studientage plus eventuelle Urlaubs- & Feiertage auf 80 Arbeitstage auch keine schlechte Quote.