PJ-Tertial Dermatologie in UniversitaetsSpital Zuerich (USZ) (10/2019 bis 12/2019)

Station(en)
Station, Notfall, OP, Poliklinik
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar



Grosshals wurde vom Klinikdirektor schon an meiner zweiten Woche verkündet, dass die dermatologische Klinik des Unispitals Zürich einer der führenden Kliniken weltweit sein soll. Fachlich muss ich zugeben, könnte dies durchaus möglich sein, das liegt vor allem an den leitenden Ärzten, die teilweise wirklich schöne CVs vorzuweisen haben...

Als PJler kommt man aber her, um Wissen, welches "einer der weltbesten Kliniken" bieten sollte, mitzunehmen...


Kommt nicht her, um zu lernen. Ihr werdet es nicht. Und zwar wirklich nicht- vor allem, wenn ihr vorhabt, nur einen Monat zu bleiben, denn die meiste Zeit werdet ihr mit Stationsarbeit vergeuden, UND BITTE GLAUBT MIR, diese Stationsarbeit versaut euch das Tertial. Es hat mir viel Lernmotivation (und Lebensqualität) geraubt, und meine Motivation am Morgen aufzustehen schwand mit Tag zu Tag immer mehr.

Kommt nicht des Geldes wegen. Ihr werdet Keines verdienen. Die Miete beträgt ca 700CHF, ein Ausländerausweis kostet 105CHF, ein Menü in der Kantine in etwa 10CHF. Zürich ist eine der teuersten Städte der Welt… Es bleibt euch nichts, ihr müsst höchstwahrscheinlich draufzahlen. Geht da lieber nach St. Gallen, da wird man fairer entlohnt, und wirklich gut behandelt, selbst das Wohnheim ist bei weitem besser (in jeglicher Hinsicht, und um die Hälfte des Preises bei besserem Einkommen). Oder ihr bleibt in der Heimat, denn in Österreich, und mittlerweile sogar in Deutschland bekommt ihr mehr für weniger Sklavenarbeit.

Kommt vor allem nicht im Winter- es ist sehr, sehr deprimierend, wenn andere UAs an den Feiertagen nicht arbeiten müssen, und man selbst schon. Generell, das Konzept, dass eine Station nicht ohne einen UA an Weihnachten überlebt, sagt viel aus über die Ausbildung der Assistenzärzte (und deren Unfähigkeit) - auf einer dermatologischen Klinik, wohlgemerkt! Auf Station kommt man sich wirklich nur als billige Sekretärin vor - nur, dass diese um die 5 mal soviel verdienen würden.

OP bedeutet hier übrigens nicht mitoperieren oder zuschauen. Ihr werdet nie einen OP-Saal von innen sehen. OP bedeutet, dass ihr im Vorraum sitzt, und ewig lange auf Assistenzärzte/andere Ärzte wartet, damit sie 5 Sekunden Zeit opfern können, um auf eine Wunde zu schauen. Ehrlicherweise habe ich das auf anderen Stationen erstens schon selbst gemacht in meinem 2. Jahr, ohne dass jemand kommen musste. Weiters finde ich es eine ungemeine Ressourcen-Verschwendung. Man könnte den OP Vorraum in so vielen Aspekten anders und so viel besser gestalten, und viel mehr Patienten durchbringen, mit optimaler Anbindung vor allem.
Man könnte den UAs mehr Verantwortung geben, dafür komplexere Dinge in separate Sprechstunden einplanen, um unnötige Wartezeiten für Patient und Student zu minimieren.. aber wieso schreibe ich das überhaupt...

Im Winter sind die Tage auch kürzer, und in diesem unsympathischem Betonklotz die paar seltenen Sonnenstunden abzusitzen ist nicht schön. Ich bin jeden Tag im Dunklen in die Arbeit und wieder zurück (Arbeitsende war manchmal sogar 19 Uhr!).

Kommt nicht hierher, um Kontakte zu knüpfen- falls ihr vorhabt Dermatologe/Dermatologin zu werden- habt ihr sowieso keine Chance hier anzufangen, wenn ihr nicht aus der Schweiz kommt.

Kommt nicht hierher, um Zürich zu sehen- Ihr werdet keine Zeit haben. Nehmt lieber eine UA-Stelle auf der Pathologie, die wird bestens bezahlt und die Freizeitmöglichkeiten sind immens- und sogar da hat man mehr ärztliche Tätigkeiten zu machen, als auf der Derma (im Ernst, ich spreche aus Erfahrung).

Kommt nicht hierher, um viele Fortbildungen geniessen zu können. Dr. Wolfensperger ist zwar bemüht, aber oft nicht da und sehr beschäftigt, somit als Mentorin nicht wirklich geeignet (ich verstehe sowieso nicht, wieso diese Mentortätigkeiten immer von OAs durchgeführt werden... Assistenzärzte sind dem PJler viel näher und diejenigen, die unmittelbar mit uns zutun haben). Ich muss aber ehrlicherweise gestehen, die 2 UA-Fortbildungen, die ich besuchen konnte, waren super spannend.

Dr. Florian Anzengruber ist einer der wenigen bemühten Oberärzte, und es tut mir leid für ihn, weil man schon gemerkt hat, dass er sich wirklich kümmert um die Lehre. Schade jedoch, dass es nicht von oben kommt. Er kann da alleine auch nichts bewirken. Generell glaube ich, dass der Wechsel der Klinikleitung und anderer Organe sehr viel damit zutun hat, was mit der Lehre passiert ist. So viele gute Bewertungen von früher können nicht trügen.

Einer Kollegin von mir ist es passiert, dass sie von der Assistenzärztin geschickt wurde, um Getränke für den Journal Club zu besorgen. An der selben Veranstaltung fiel der Satz “Kann einer von den UHUs Servietten holen?”- weil anscheinend Hierarchie hier in der Derma am USZ doch nicht so flach ist, nein man merkt schon, dass man der Untergebene ist.

Dann wurden die Unterassistenten alle nicht zum Weihnachtsessen eingeladen, was ja schon irgendwie eine gemeine Ausgrenzung an sich ist. Witziger ist es, wenn man mitbekommt, wie sie alle ein “Filmchen” drehen wollen, um die Chefärzte nachzuäffen für Weihnachten und dann UAs dazu verdonnern, Statisten in diesem zu spielen. (Man wurde nicht um die Bildrechte gefragt, und es war eigentlich ein Muss. Ich fand das ganz und gar nicht okay. Vor allem wurde uns nicht gesagt, was passieren wird, sondern wir hatten einfach das zu tun, was gefragt war.)

Alles nicht das, wofür man den langen Weg nach Zürich gemacht hat.

Ich empfehle niemandem diese Stelle. Ihr seid überall sonst besser aufgehoben. All meine Stellen, die ich hatte in meiner Medizinerkarriere waren besser als diese.
Bewerbung
2 Jahre im Voraus, da sie aber gerne viele billige Arbeitskräfte einstellen, wahrscheinlich kurzfristig auch möglich
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Botengänge (Nichtärztl.)
Chirurgische Wundversorgung
Poliklinik
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
300
Gebühren in EUR
viele

Noten

Team/Station
5
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
6
Klinik insgesamt
3
Unterricht
4
Betreuung
6
Freizeit
5
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.4