PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in St. Claraspital (9/2019 bis 12/2019)

Station(en)
keine Zuteilung zu Station
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP
Heimatuni
Luebeck
Kommentar
In der Schweiz ist man alt Unterassistent richtig angestellt. Das Claraspital als "Privatspital" hat eine super gute Organisation und anders als in Deutschland ist das Arbeitsklima sehr freundlich und organisatorische Dinge werden extrem schnell erledigt. So wird man mit einem Badge als Zugang zum Computer sowie den Räumlichkeiten und einen Telefon "begrüßt". Auch bekommt man sofortige Hilfe beispielsweise von der IT bei der Einrichtung des Computerprogramms. Am 1. jeden Monats findet eine Einführungsveranstaltung und Begrüßung der neuen Mitarbeiter statt. Hier wird auch das PC-Programm und alle anderen Anwendungen erklärt und das Haus gezeigt. Wir sind leider nach deutschen Tertialzeiten nach der Einführung gekommen und hatten diese nach ca. 3 Wochen. Wenn man sie am Anfang hat ist sie jedoch sehr hilfreich. Das Krankenhaus als Arbeitsplatz ist sehr liebevoll gestaltet, man arbeitet als UA in einem Büro in einer Villa im Park des Krankenhauses, es gibt eine Blumenfrau, die wöchentlich neue Gestecke macht (nur als Anhalt für den Unterschied zu Deutschland).

Abgesehen von der tollen Einführung und guten Stimmung auf dem "Flur" und unter den Mitarbeitern ist das Klima jedoch im OP nicht so toll.
Zuerst einmal ist es so, dass man fest in OPs eingeteilt wird am Vorabend (3 Wochen jeden Monat, 1 Woche Arbeit auf Notfallstation). Man kann sich daher vorher (also morgens) die Patienten durchlesen und ggf. nochmal was Nachschlagen. Im OP selber macht man nichts außer Hakenhalten. Man darf so 2x/Woche ein Paar Nähte setzten, einmal in 4 Monaten durfte ich knoten. Ansonsten saugt man Rauch ab oder hält irgendwas. Vielleicht darf man mal einen Faden abschneiden aber es kann passieren, dass der Assistent einem die Schere aus der Hand nimmt. Die Vorbereitung zu den OPs kann man sich sparen, da man zu 90% eh nichts gefragt wird während der OP. Es gibt ein paar Ausnahmen an Operateuren, die recht viel erklären und einen einbeziehen, insgesamt jedoch eher wenig. Die OP Schwestern sind dafür meist sehr nett.

Der Tag beginnt insgesamt um 7:15 mit dem Rapport. Hier werden Patienten der letzten Nacht zusammen mit der Uniklinik besprochen, da diese mit dem Claraspital in der Viszeralchirurgie fusioniert ist. Danach ist Dienstag-Donnerstag Tumorboard, meistens so 30-45 Minuten. Es gibt zwar keine Erklärungen ist aber sehr lehrreich. Danach wird mit allen Assistenten zusammen ein Kaffee getrunken und gefrühstückt, denn die OPs beginnen frühestens um 8:30 Uhr. Dann geht man in den jeweiligen OP zu dem man zugeteilt wurde. Leider sind viele Operateure sehr cholerisch und man wird öfters mal angeflaumt oder sogar angeschrien.
Zusätzlich müssen von den Unterassistenten die Aufnahmen gemacht werden, wenn mehr als 4 UAs da sind passt das ganz gut, bei wenigeren wird es oft recht eng. Diese übergibt man oft einem Oberarzt und bekommt dann auch recht viel erklärt.
Mittagessen ist jedoch immer möglich. Hierauf wird auch geachtet und alle Oberärzte gehen ebenfalls essen.
Manchmal, wenn viel Unterasstenten da sind kommt es vor, dass man einen ganzen Tag nichts zu tun hat (außer Aufnahmen). Leider gibt es dann auch nichts was man tun könnte, außer in anderen Fachabteilungen schauen. Die Kollegen dort sind sehr nett!
Am Nachmittag ist um 15:45 nochmal Rapport mit Röntgenbildern. Dieser ist verpflichtend. Es kann zwar mal ein oder zwei UAs früher gehen, aber es sollte nicht auffallen dass immer wenig da sind. Danach (also frühestens 16:15) kann man heim gehen.

Ein UA hat immer Dienst, löst also die anderen aus OPs ab, die länger als halb 5 Dauern und bleibt rufbereit. Die Dienste sind eher ruhig in der Nacht, aber es kommt schon vor, dass man mal Abends/Nachts gerufen wird (in 4 Monaten 2-3x gerufen und bei Dienst fast immer länger geblieben). Keine Kompensation am Folgetag. Zusätzlich müssen wir seit kurzem auch am Wochenende mindestens von 9-13 Uhr auf der Notfallstation mitarbeiten und bekommen dies als halben Tag für jeden Dienst "ausgeglichen". Dadurch sind die Wochenenddienste deutlich unentspannter geworden, da man eigentlich immer bis 14 Uhr im Krankenhaus ist. Wenn OPs sind auch schnell bis 20 Uhr.

1 Woche /Monat kann man in der Notaufnahme arbeiten. Die Arbeit dort ist absolut genial und man lernt extrem viel, da man direkt den OAs untergestellt ist, Patienten selbstständig untersuchen kann, Röntgen/CT anmelden und den Patienten betreuen kann. Alles in allem extrem lehrreich und die Kollegen in der Notaufnahme sind super nett!

Die wöchentlichen Lehrveranstaltungen haben in 4 Monaten 1x stattgefunden.

Insgesamt habe ich leider im Claraspital bis auf von den Kollegen auf der Notfallstation nichts gelernt. Zusätzlich ist der Umgangston im OP oft sehr rau und man ist eigentlich nicht mehr als ein Affe, der rumsteht und den Haken zu halten hat. Und wehe man macht dies auch nur 1 Sekunde zu spät.
Spricht man mit den anderen UAs aus der Schweiz so bestätigen diese, dass man am Claraspital besonders wenig machen darf. Auch bekommt man an fast allen anderen Häusern mehr Geld, teilweise deutlich mehr (z.B. Landkreis Aargau bis zu 2500 CHF/Monat). Auch die Wertschätzung und der Unterricht seien dort besser.
Bewerbung
1 Jahr, aber auch kurzfristiger möglich.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
3
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.47