Wer keine Lust auf die Anonymität großer Krankenhäuser hat, ist hier bestens aufgehoben! Bereits am ersten Tag nahm mich die Chefsekretärin des PJ-Lehrbeauftragten persönlich in Empfang, obwohl sie eigentlich Urlaub hatte! Alles war vorbereitet und nach einer rund zweistündigen Führung durchs Haus hatte ich alle Formalitäten abgehakt und stand mit allen Schlüsseln, einem eigenen Dienstelefon, eigenem Orbiszugang und komplett eingekleidet auf der Station.
Ehrlich gesagt hatte ich vor Antritt des PJs nicht gerade große Lust auf den chirurgischen Abschnitt, da meine Erfahrungen in den verschiedensten OP-Sälen eher gemischter Natur waren. Aber das Team rund um CA Jenert konnte diese Bedenken ausräumen! Ich wurde herzlichst ins Team aufgenommen und bestens integriert. War ich auf Station eingeteilt, fielen dort die "klassischen" Tätigkeiten wie Blutentnahmen, Flexülenanlage, Verbandswechsel, supervidierte Patientenaufnahme o.ä. an - aber häufig wurde dies nicht als meine Pflicht angesehen, sondern ich war eine willkommene Erleichterung und hatte auch häufiger freie Valenzen, um mir das stationseigene Ultraschallgerät zu schnappen und mich in der Abdomen-Sonographie am Patientenbett zu üben. Weiterhin gab es häufiger die Möglichkeit, in der Notaufnahme auszuhelfen und dort den chirurgischen Kollegen bei der Aufnahme oder kleinen Eingriffen beizustehen.
Wirklich überrascht hat mich dann aber die Tätigkeit im OP - einerseits, weil die Atmosphäre so gut war wie in keinem anderen Haus, welches ich bislang kennenlernen durfte und andererseits, weil das Spektrum an Operationstechniken und Krankheitsbildern so breit war, wie ich es an einem großen Haus mit Spezialabteilungen sicherlich nie zu Gesicht bekommen hätte. Von den Klassikern wie Hernienversorgung, Appendektomie und Cholezystektomie über größeren Darmeingriffen wie Sigmaresektionen oder Hemikolektomien bis hin zu waschechten Whipple-OPs durfte ich alles hautnah miterleben und als fester Bestandteil des Teams assistieren. Wie bereits oben erwähnt war die Stimmung im OP-Trakt außergewöhnlich gut und sowohl die Kommunikation mit den OTAs als auch mit der Anästhesie funktioniere (meist ;)) tadellos.
Ich kann das chirurgische Tertial in Mittweida nur empfehlen - insbesondere dann, wenn man der Chirurgie gegenüber eher skeptisch eingestellt ist. Die erste Tertialhälfte verbrachte ich in der Allgemein- und Viszeralchirurgie und die zweite Tertialhälfte in der Unfallchirurgie und Orthopädie.
Das einzige Manko ist die Lage der Stadt Mittweida. Die Anbindung an den ÖPNV ist nicht gut und ein eigenes KFZ empfehlenswert. Andererseits profitiert diese kleine Stadt in Mittelsachsen von ihrer Hochschule und dem hohen Studentenanteil (fast 40 % bei 16000 Einwohnern), sodass man problemlos schnellen Anschluss findet und insbesondere an schöneren Tagen die Region per Rad oder zu Fuß erkunden kann.
Ich kann jedem nur wärmstens empfehlen, ein PJ-Tertial in Mittweida zu absolvieren.
Bewerbung
Platzvergabe über die Medizinische Fakultät der TU Dresden, bzw das PJ-Portal