OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Station
Heimatuni
Giessen
Kommentar
Warum ist es bei mir Erbach geworden?
Ich komme aus der Gegend und kannte das Haus bereits, hatte aber keine einzige Famulatur, oder ein Praktikum dot verbracht. Alle meine Bekannten die dort vor mir für eine Famulatur oder PJ waren, hatten mir dazu jedoch immer dringend geraten und waren wirklich sehr zufrieden.
Was das Tertial in Erbach aus meiner Sicht lohnend macht:
1. Organisation am 1. Tag
Alle PJ´ler bekommen nach Möglichkeit einen Spind in der Umkleide, oder im PJ-Zimmer ( mit eigenem PC, Bücherschrank und Bett für Bereitschaftsdienste), Kleidung erhält man am Kleiderautomaten. Eine große Einführungsveranstaltung gibt es zwar nicht, man bekommt aber am ersten Tag eine kleine Führung und Einführung in alle wichtigen Abläufe.
2. Rotation
Als PJ´ler soll man dort vor allem Lernen. Man kann selbst mitbestimmen, wie lange man wo eingesetzt wird. Empfehlenswert ist natürlich ein Mix aus Station, Notaufnahme, Intensiv, Funktionen und Ambulanzen, aber wie gesagt, man orientiert sich stark an dem, was dich am meisten weiter bringt. Sollte doch einmal wenig auf Station los sein, ist man immer willkomen sich bspw. eine der Funktionen anzuschauen. Man muss demnach aber auch selbst schon ein wenig schauen, dass man am Ende alles gesehen hat, was einen interessiert.
3. Lehre
Der PJ-Unterricht hat immer statt gefunden und wird nach den Wünschen der Studenten zusamen gestellt. Man erhält eine List mit Themen aus denen man gemeinsam mit den anderen PJ´lern wählen kann. Hat man im Laufe des Tages fragen, kann man die wirklich immer stellen und muss sich wirklich für keine einzige Frage schämen. Ansonsten versuchen alle auch immer mal wieder zu erklären, aber wie auch bei Famulaturen und Praktika gilt: " Wer nicht fragt bleibt dumm"
4. Aufgaben
Die PJ´ler haben im Grunde eine einzige Aufgabe für die sie "alleine" zuständig sind: EKGs vorbefunden. Relativ früh findet ein EKG Kurs statt, im Anschluss (oder wenn du schon vorher fit genug bist) holt man 1-2x pro Tag EKGs aus anderen Abteilungen in der Ambulanz ab. Diese EKGs befunden die PJ´ler vor und sprechen sie noch einmal mit einem Oberarzt durch, der sie dann endgültig und offiziell befundet. Das nimmt je nach Übung, Anzahl der PJ´ler und EKGs zwar etwas Zeit in Anspruch bringt einem aber eine seeeehr steile Lernkurve. Dann fallen natürlich vereinzelte Blutentnahmen und Braunnülen an. Das ist aber eher nicht die Regel, weil es einen Blutentnahmedienst gibt, die das i.d.R. erledigen. Aber auch hier: Brauchst du noch etwas Übung, weil du bisher haupstächlich Rechtsmedizin Famulaturen gemacht hast, kannst du auch hier einige machen.
5. Eigene Patienten
Du kannst, natürlich mit Supervision, eigene Patienten betreuen und in den Visiten vorstellen. Das kann ich absolut empfehlen, weil man dabei wirklich super viel lernt. Von Aufnahmeuntersuchung bis Entlassung kannst du alles planen und mit dem Stationsarzt und Oberarzt absprechen, die dann natürlich letztendlich die Anordnungen und edgültigen Entscheidungen treffen und ärztliche Tätigkeiten wie EK und Aufklärungen übernehmen.
6. Das Patientenkollektiv
Das Haus ist ein Kreiskrankenhaus in einem ca. 100.000 Einwohner großen Kreis. Untergliederte Stationen für Kardio, Nephro, Pulmo, Gastro, etc. gibt es nicht. Auf jeder Station sind Patienten aus allen internistischen Spezialisierungen. Das hat den Vorteil, dass man auf den Stationen die ganze Bandbreite internistischer Erkrankungen zu sehen bekommt und nicht nur 4 Wochen am Stück Kardiologie macht. Hat aber auch den Nachteil, dass man ab Tag 1 neben der Lungenentzündung, den diabetischen Fuß und das Kolonkarzinom liegen sieht und sich mit allen dreien auseinander setzen muss. Notfälle werden aus der Nähe fast alle erst einmal in das Kreiskrankenhaus gebracht. Einen Herzkatether gibt es dort nicht, weshalb eher weniger STEMIs durch den Rettungsdienst gebracht werden. In meiner Rotation kamen jedoch zwei Patienten fußläufig mit STEMI in die Notaufnahme.
Zwischen Erbach und der Uni Heidelberg besteht eine teleneurologische Kooperation. D.h. obwohl es keine neurologische Abteilung gibt, werden Patienten mit Apoplex einem Neurologen via Kamera und Bildschirm vorgestellt und ggf. lysiert. Die stationäre Behandlung erfolgt dann auf der Stroke Unit, die in Kooperation mit den niedergelassenen Kollegen aus dem Ärztehaus abgestimmt wird.
7. Bezahlung, Unterkunft, Verpflegung
Die genauen Sätze kann man schnell und einfach auf der Homepage nachlesen. Wer nicht wie ich aus dem Odenwald kommt, kann bei Bedarf eine Wohnung im Schwesternheim bekommen. Mittags kann man als Student fast immer essen gehen. Das Essen ist gut und ggf. kostenlos. Angenehm ist, dass alle sich ein wenig zusammen telefonieren und wenn es passt gemeinsam essen gehen und sich nicht nur über berufliches Unterhalten. Wer sein Essen selbst mitbringt gesellt sich mit der Brotdose einfach dazu.
8. Freundlichkeit
Wirklich alle sind seh nett und freundlich. Das Haus ist aufgrund seiner Größe sehr familiär und man wird als PJ´ler ins Team eingebunden. Gibt es einen Interessanten Fall oder einen spannenden Befund wird man eingeladen sich das anzuschauen, auch wenn man eigentlich ganz wo anders wäre.
Nachteile:
1. Es ist eben ein kleines bis mittelgroßes Haus. Du wirst in deinem PJ die Möglichkeit haben bei Angios, Schrittmacherimplantation, ERCPs usw. dabei zu sein, aber es wird nicht "alles" und jeden Tag geben.
2. Das Angebot in der Freizeit ist anders als das einer Großstadt. Bus und Bahn fahren zwar, aber man ist doch sehr gut mit Rad und Fahrrad bedient. Das schlägt sich natürlich auch auf die Clubszene nieder, sie exisitiert quasi nicht.
3. Mit vielen Freiheiten musst du umso mehr wissen, wie du dir dein PJ vorstellst.
4. Du wirst nicht dein gesamtes Tertial in einem Haus verbringen und dann dort geprüft.
Bewerbung
Die Bewerbung erfolgt über die Universität Heidelberg. Die zuständige Dame war super nett und hilfsbereit. Die Bewerbung ist relativ einfach und problemlos. Für mich war klar, dass ich unbedingt das Innere Tertial in Erbach verbringen möchte, also lies ich mich nach verfügbaren Plätzen zuteilen.