Als ich am ersten Tag zum Morgenrapport kam, war ich überrascht. Hmmm, nur 8 Ärzte auf der Inneren!? - Falsch, nur 8 für das ganze Spital!
(Abgesehen von den Belegärzten in der Urologie, Gynäkologie und Handchirurgie.)
Ich hab selten so ein familiäreres Zusammenarbeiten erlebt. Chirurgen und Internisten im gemeinsamen Rapport, beim Morgenkaffee, Röntgenbesprechung und Notaufnahme.
Das Spital Heiden gehört zusammen mit Herisau zum SVAR, und versorgt ein grosses Gebiet im Appenzeller Land abseits vom Kantonsspital St.Gallen.
Als ich kam hat ein neuer Standortleiter angefangen, der trotz interner Konflikte mit der Verwaltung (kommt man eigentlich nicht mit) sehr um die Zufriedenheit und Organisation des Teams bemüht ist. Es werden auf deine Anregungen und Kritik eingegangen und fachspezifische Fragen gerne erklärt. Grundsätzlich wirst du als vollwertiges Mitglied in das Team aufgenommen, mit eigenem Handy, IT-Zugänge, Mail-Adresse ,usw...
Arbeitsaufteilung:
2-3 Oberärzt teilten sich je nach Fachgebiet die Sprechstunden, Gastros, Kardios, Sonos, Pulmo, Notfall auf. Auf dem Notfall und IMC war 1 Internistischer Assistenzarzt. Auf der Station 1-2 Internistische und 1 Chirurgischer Assistenzarzt, und du... Wenn du eingearbeitet bist und Not am Mann ist, kannst du auch einen ganzen Flügel alleine betreuen. (Pat. auf der Visite vorstellen, Verordnungen anpassen, Massnahmen/Untersuchungen anfordern, Kardex-Visite mit der Pflege)
Bei Rückfragen oder Unsicherheit sind aber alle Oberärzte jederzeit erreichbar. Manchmal muss man auch die 3 Chirurgen zur Dokumentation auf die Visite begleiten, was fachlich interessant aber meistens sehr amüsant war.
Auch wenn es nicht explizit gefordert wird, wird selbstverständlich erwartet, dass du die Kollegen bei der Schreibarbeit unterstützt. Dafür bekommst du aber die Freiheit überall zu schnuppern:
Bei Anästhesie bekommt man das Intubieren gelernt, wenn man Schocki mitbringt. Und die Labor- oder Radiologie-Assistenten zeigt dir gerne die Geräte. Oder man schaut in der Tagesstation, bei der Dialyse vorbei. Zusätzlich haben wir eine Rettungswache im Spital wo man mal ein Blick in den Rettungswagen und die Notfallrettung werfen kann.
Der Umgang mit der Pflege ist wirklich sehr harmonisch und respektvoll. Das Sekretariat ist gut organisiert und unterstützt dich bei Problemen.
Oberstes Gebot: Persönlich vorstellen und Namen lernen! Das Haus ist nicht gross und die Kommunikation ist sehr direkt.
Natürlich ist das Spital sehr klein und komplexere Erkrankungen müssen zwangsläufig in ein Zentrumsspital (St. Gallen oder Herisau) weiterverlegt werden. Aber auch dort kannst du jederzeit das weitere Procedere und Ausgang der Therapie erfragen.
Wer eine Überblick bekommen, auch mal als Internist im OP oder bei einer Geburt aushelfen, gerne selbstständig arbeiten möchte, und eine entspannte familiäre Arbeitsatmosphäre sucht, ist in Heiden richtig.