Das gesplittete Chirurgie-Tertial in Granada hat mir besonders gut gefallen. Primär wollte ich mein Spanisch verbessern, und das ist mir auch sehr gut gelungen. Gute Spanischkenntnisse sind keine Voraussetzung, aber es ist ganz klar so, dass man bei den OPs und den Konsultationen mehr versteht, wenn man die Sprache gut beherrscht. B2-C1 schadet mit Sicherheit nicht.
Wir waren zu meiner Zeit fünf PJler aus Deutschland und meist für eine wöchentliche Rotation in die Fachgebiete Endokrinologie, Bauchwand, Ösophago-Gastro, Hepato-Biliar und Kolorektal eingeteilt.Theoretisch hat man in jedem Fachgebiet einen Betreuer, der sich um einen kümmert und einen zu den OPs mitnimmt und den Fall erklärt. Das hat meistens jedoch nicht gut funktioniert. Ausserdem ist ein im spanischen PJ nur selten vorgesehen, dass man am Tisch assistiert. Ich habe dann meistens selbst nachgefragt, wo ein Assistent fehlt und mich dann dort eingewaschen. Das fanden die meisten Ärzte auch gut und haben mir dann von sich aus mehr erklärt. Ich war zusätzlich noch in Vaskular, was mir am besten gefallen hat, da alle mich sehr gut integriert haben. Wirklich alle im Team der Allgemeinchirurgie waren sehr sehr nett. Im OP-Aufenthaltsraum war es immer recht gemütlich und man konnte sich jederzeit frei Essen und Kaffee nehmen und sich gut mit dem OP-Personal unterhalten.
Frühbesprechung war um 08:00 Uhr, dann hat es oft aber noch einige Zeit gedauert, bis die OPs wirklich angefangen haben. Je nachdem, ob man mit am Tisch stand, konnte man fast immer deutlich vor dem offiziellen Ende um 15:00 Uhr gehen. Freie Tage waren problemlos möglich. Granada ist wirklich eine top Stadt in einer wunderschönen Region und man sollte die Gelegenheit nutzen, die Stadt, die Umgebung und die Leute kennenzulernen.
Insgesamt würde ich das halbe Tertial sofort wieder in Granada machen, es war eine wunderschöne Zeit. Will man chirurgisch sehr viel lernen, würde ich jedoch eher ein anderes Krankenhaus empfehlen.
Bewerbung
Ich habe mich circa ein halbes Jahr vorher per Mail bei Profesor Arcelus, dem Studentenkoordinator der Allgemeinchirurgie beworben und umgehend eine Antwort erhalten (jarcelus@me.com). Er ist sehr freundlich und beantwortet aufkommende Fragen sehr hilfsbereit. Ab 60 Tagen Aufenthalt kann man sich auch für das Erasmus plus Stipendium bewerben, dazu einfach auf der Website der Uni Granada nachlesen und das Dekanat der Humanmedizin kontaktieren. Prof. Arcelus kann auch die "carta de acceptation" ausstellen, die man für das Dekanat in Granada benötigt.