Ich habe mein erstes Tertial im Pflichtbereich Chirurgie in GMelitta im Bereich der Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie absolviert. Eigentlich wollte ich nochmal auf die Unfallchirurgie,aber es hat mir so gut auf der A5 gefallen, dass ich die ganze Zeit dort verbracht habe. Die Unfallchirurgie ist aber auch sehr zu empfehlen, da man dort viel in der Notaufnahme nähen darf etc. Da ich Chirurgie später in Erwägung ziehe, ist diese Bewertung natürlich etwas biased, aber ich versuche die Bewertung meiner Kommilitonin ,die zeitgleich hier war mit einfließen zu lassen.
Gleich zu Beginn präsentierte sich die Klinik sehr sympathisch. Der Chefarzt der Chirurgie begrüߟte uns mit den Worten „Sie dürfen hier alles machen - einiges nur unter Anleitung aber vieles ist möglich.“ Dieses Versprechen wurde durchweg eingelöst.
Der allgemeine Tagesablauf:
7:00 Röntgenkonferenz und Dienstnachbesprechung zusammen mit der Unfallchirurgie.
Danach kurze Stationsbesprechung und OP-Planung auf der A5 bei Kaffee, in der Zeit habe ich meistens die Blutentnahmen abgenommen damit ich danach viel Zeit für die Visite hatte. Die Zahl der BEs hielt sich überwiegend in Grenzen, Montags ist es mal mehr allerdings bekommt ihr dann auch immer Unterstützung von einem der Assistenzärzte. Auffällig hier auch die Wertschätzung der Schwestern und der Assistenten gegenüber der eigenen Arbeit, die sich fast täglich für meine Hilfe bedankt haben (Für mich ehrlich gesagt ein absolutes Novum).
Die Visiten fand ich sehr lehrreich und spannend, man darf ziemlich schnell Anordnungen notieren und lernt so schnell wie die ganzen postoperativen Procedere sind.
Vor allem der Stationsarzt und die Assistenzärzte ließen mich auch des Öfteren für einige Zimmer die Visite leiten, was ich unglaublich lehrreich fand.
Nach der Visite geht man dann in den OP oder die Stationsarbeit beginnt.
Die A5 auf der man die meiste Zeit beschäftigt ist, hat sowohl allgemein,- viszeral- als auch gefäßchirurgische Patienten. Das breite Spektrum an gebotenen Eingriffen und das medizinische Niveau hat mich hier sehr beeindruckt. Von Aorten-OPs (offen und endovaskulär) sowie Hemikolektomien, Quenue, Whipple, Gastrektomien, bis Hemithyroidektomien u.v.m. waren viele größere und spannende Eingriffe dabei, und man lernt sehr interdisziplinär.
Wenn man im OP eingeteilt ist und auch Interesse zeigt, darf man relativ schnell auch viel machen. Vor allem bei der OÄ der Gefäßchirurgie ist intrakutan nähen sehr schnell möglich, bei den anderen spätestens nach einem Monat . Der Chefarzt selbst ist sehr engagiert Studenten für die Chirurgie zu begeistern sodass ich öfter 1. Assistenz sein durfte und am Ende sogar kleinere Eingriffe selber unter Anleitung Operieren durfte (Für mich ein absolutes Highlight). Man hat schnell gemerkt, dass alle daran Freude hatten zu unterrichten. Das ging soweit, dass selbst der CA mich beim Blasenkatheter anlegen angeleitet hat, sowie Lagerung, Abwaschen des Patienten etc. gezeigt hat. Der OA R. ist ebenfalls ein super Mentor und sehr engagiert einem OP viel zu zeigen.
Hierbei von Vorteil war sicherlich auch die flache Hierarchie innerhalb des Kollegiums, sodass ich mich respektiert und als Teil des Teams und nicht als Hilfskraft gefühlt habe.
Auch auf Station war immer viel zu tun und zu lernen.
Die Zugänge kommen meistens vormittags sodass man einige Aufnahmen und auch CBQs messen kann. Wenn Zeit ist darf man auch gern mal Briefe diktieren, wobei auch das keine Pflicht ist. Mantra der Assistenzärtle: „Ihr seid hier um zu lernen, nicht um zu arbeiten.“ Hilfe war immer gern gesehen, aber wir konnten uns zu jederzeit im Klinikum frei bewegen und selbst entscheiden was wir machen wollen. Ich habe meistens noch die Laborwerte kontrolliert, in Rücksprache mit den Ärzten Antibiosen, Thromboseprophylaxen oder andere Medikationen angepasst sowie Anordnungen getroffen. (Viele der Dosierungshinweise habe ich vom Facharzt bekommen, fordert euch die Standards ruhig ein, das bringt euch auch für die nächsten Tertiale etwas).
Auf Station gibt es die Möglichkeit Blasenkatheter zu legen, Ports zu punktieren, Nähte zu setzen und manchmal auch eine Leitungsanästhesie nach Oberst setzen (; am besten an den Facharzt auf Station hängen!
Ansonsten kann man auch immer in die Notaufnahme gehen, dort Patienten schonmal untersuchen, Status dokumentieren, sonografieren und dann mit dem Diensthabenden Arzt die erste Therapie zu besprechen. Auch hier darf man viel machen.
Es bietet sich an ab und zu länger auf Arbeit zu bleiben (nachmittags dürft ihr da mehr machen, weil die Assistenten froh darüber sind wenn sie nicht länger bleiben müssen) sowie Dienste mitzumachen (also einfach von 7:00-20:00) dafür bekommt ihr dann auch freie Tage, die ihr euch legen könnt wie ihr möchtet. Die Dienste waren sehr spannend und ich bin tatsächlich sehr gern länger auf Arbeit geblieben. Wenn ihr Chirurgie allerdings nicht so spannend findet, könnt ihr immer pünktlich 15:30 gehen und wenn ihr nicht in den OP wollt, ist auch das nicht verpflichtend.
Auch ethische Probleme sind häufiger Thema zB bei vielen der Tumorpatienten - sollten wir das operieren, schaden wir dem Patienten damit mehr als das wir ihm nützen.... Ich hatte hier wirklich den Eindruck, dass es hier nicht um Fallzahlen sondern eine bestmögliche Betreuung der Patienten ging.
Fortbildungen fanden einmal wöchentlich statt und waren recht interessant.
Hierbei ist es empfehlenswert ein zwei Tage vor den Fortbildungen den Verantwortlichen anzurufen, wir haben auch manchmal Themen getauscht wenn ein Dozent gerade nicht konnte.
Am Ende geht der CA mit euch das Logbuch wie eine Prüfung durch, was eine gute Vorbereitung für das STEX ist. Auch hierbei wurde viel Engagement gezeigt, wir wurden zu zweit insgesamt 2,5h geprüft.
Zur Wohnung: Ihr wohnt im Vogtshof in Görlitz, mit dem Fahrrad 7min vom Klinikum entfernt. Töpfe und Geschirr sowie Bettwäsche werden gestellt. Görlitz ist eine schöne Stadt und bietet kulinarisch einiges auf. Ich war ein paar mal mit den anderen PJlern sowie mit den Assistenzärzten essen, auch die polnische Seite empfiehlt sich dafür sehr.
Als Abschluss kann ich nur sagen:
Wenn ihr Chirurgie später in Erwägung zieht, kommt hierher! Man wird optimal auf die spätere Arbeit vorbereitet, motiviert und man wird wertgeschätzt.