Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Zürich, die Stadt ist einfach nur schön und man lernt (wenn man im Wohnheim wohnt) sehr schnell super viele Leute kennen, mit denen man am Wochenende Ausflüge machen kann (z.B. Skifahren oder in andere schweizer Städte fahren) und im Wohnheim (Vogelsangstrasse 10) gibt es einen Aufenthaltsraum mit Kicker/Billiard, da ist auch immer was los :) vom Wohnheim aus erreicht man das Klinikum in ca. 7 min zu Fuß. Das Wohnheim an sich ist auch sehr modern, man teilt sich mit 20-30 Leuten je nach Belegung des Stockwerks 3 Duschen und 3 WCs (das ging voll klar) und eine Küche (das war schon manchmal etwas anstrengend, die Küchen sind relativ eng). Das Zimmer ist zwar nicht groß, aber man hat definitiv genügend Stauraum und auch das eigene Waschbecken ist sehr praktisch. Die Küchen sind unterschiedlich gut ausgestattet, am Anfang vielleicht mal einen Topf und Geschirr mitnehmen, an sich ist aber alles da. Waschen ist kostenlos und es gibt 5 Waschmaschinen & Trockner. Die Gemeinschaftsräume werden einmal pro Woche geputzt. Falls jemand mit dem Auto anreist, man kann nur mit Anwohnerparken in der blauen Zone vor dem Wohnheim parken. Das kann man sich organisieren, wenn man sich in Zürich bei der Stadt anmeldet (Anmeldung kostet 100 CHF; der Anwohnerparkausweis 300CHF pro Jahr, nicht genutzte Monate werden zurückerstattet). Sonst kann man auch im Parkhaus am Campus Irchel parken (kostet 100 CHF pro Monat, zu Fuß 30 min entfernt, mit der Straßenbahn 15 min). Nun zur Arbeit in der Klinik:
Viszeralchirurgie: ganz alte chirurgische Schule, sehr hierarisch. Nur machen, wenn man Lust auf Chirurgie hat. Der Chefarzt nutzt schon mal gerne den Morgenrapport, um Oberärzte zu schikanieren. Sonst ist man viel auf Station und macht die Aufnahmen, kommt aber auch in den OP. Man bekommt ein Handy und wird dann angerufen und muss innerhalb 10 min im OP sein. Man wusste nie vorher, zu welcher OP man gerufen wird und wusste dementsprechend auch nichts über die Patienten. Fragen werden im OP eher ungern beantwortet. Aber ich war in meinen 6 Wochen dort echt bei spannenden (und mitunter auch sehr langen) OPs dabei, z.B. Leber-/Nieren-TPL. Meistens hält man Haken, selten darf man zunähen. Bei einer Laparoskopie die Kamera führen machen ausschließlich Assistenzärzte(oder Oberärzte, die noch lernen müssen). Wenn man auf Station einen netten Assistenzarzt hat, kann man dort viel lernen und auch viel selbstständig machen. Besonderes Highlight ist dienstags, da müssen PJler für die kompletten Ärzte aus der Küche Croissants und Kaffee holen(es ist keine Pflicht, wird aber gerne gesehen...), das heißt man muss um 6:45 in der Küche sein und nachher die Sachen auch wieder zurückbringen (meist bleiben aber Croissants über, die kann man dann behalten). Arbeitsende war meist ca. 17:30
Notaufnahme: Auf jeden Fall machen! Man arbeitet zwar im Schichtsystem (und auch an Weihnachten, Neujahr etc.), hat aber immer 4 Tage arbeiten und 4 Tage frei, was echt entspannt ist. Man geht als erster zu Patienten und kann sie selbstständig untersuchen. Das rapportiert man dann einem Assistenzarzt, mit dem man dann gemeinsam entscheidet, wie man weiter vorgehen könnte (oder bei gestressten AA meldet man einfach selbst das Röntgen an). Es gibt den sog. Fast-Track, das ist wie eine bessere Hausarztpraxis. In der Frühschicht verbringt man viel Zeit dort, dort kommen z.B. OSG- Distorsionen an. Man begleitet die Patienten von Anfang bis Ende (und darf natürlichen den Brief schreiben). Was mir besonders Spaß gemacht hat, war Wundversorgung. Man durfte sich den Patienten eigenständig in den Wundversorgungsraum holen und dann in Eigenregie nähen/Abszesse spalten/etc.. Wenn man vorher schon nähen kann, ist das sicher von Vorteil, es wird einem aber auch gerne gezeigt. Ich habe dort wirklich viel über häufige Krankheitsbilder und deren Symptome/Untersuchungsbefunde gelernt und es ist auch wirklich nicht schlimm, wenn man bei etwas unsicher ist, die AA sind dort wirklich sehr an Teaching interessiert. Und man lernt auch noch Röntgenbilder auswerten, das machen die AA dort meistens selbst und nicht die Radiologen (bzw. der radiologische Befund würde zu lange dauern). Meist kommt man pünktlich raus
Thoraxchirugie: ich bin dort hingegangen, weil ich von anderen PJlern gehört hatte, dass man dort gut behandelt wird. Und dem war auch so :) Man ist fester Teil des Teams, alle kennen einen beim Namen und man hat seine festen Aufgaben. Man ist für die Aufnahmen zuständig und muss diese auch beim Nachmittagsrapport vorstellen. Außerdem läuft man bei Visite mit und macht Verlaufseinträge für die Patienten, Thoraxdrainagen ziehen ist auch PJler- Aufgabe. Man steht mit Namen auf dem OP- Programm (kann sich also auf die OP vorbereiten, bzw. meistens hat man die Patienten am Vortag ja selbst aufgenommen und kennt sie) und während den diversen Rapporten (Röntgenrapport, Tumorboard etc.) wird wirklich viel erklärt und Fragen stellen ist definitiv erwünscht. Im OP hält man meistens irgendwelche Haken, Zunähen darf man aber immer. Einmal durfte ich bei einer Thorakoskopie die Kamera führen. Man ist auch bei sehr spannenden Operationen dabei, z.B. pulmonale Endarteriektomie und Lungen- TPL. Das Team ist super nett, ich kann die Thoraxchirurgie echt empfehlen, auch wenn das wirklich nicht mein Interessengebiet ist. Dadurch, dass man seine festen Aufgaben hat, muss man oft auch länger bleiben. Arbeitsende war meistens nach 18:00
Was von anderen PJlern als gut befunden wurde: Plastische Chirurgie (aber auch sehr arbeitsintensiv), Gefäßchirugie, chirugische Intensivstation
Was von anderen PJlern als schlecht befunden wurde: Traumatologie & Herzchirurgie (man darf exakt nichts machen, nicht mal Aufnahmen)
Pickett-Dienst(Bereitschaft): hat man ca. 2x/Monat. Meist wird man nicht gerufen, es kommt aber schon vor. Man hat dann den Folgetag frei, wenn man gerufen wurde. Vergütung ist (aktueller Stand) 1.75 pro nicht gerufene Stunde und 3.50 pro gerufene Stunde
Man verdient 982 CHF, 650 CHF gehen schon für das Wohnheim drauf. Wenn man Chirugie macht, arbeitet man definitiv mehr als in der Inneren, deswegen ist es etwas unfair, dass alle den gleichen Lohn erhalten. Laut Gesetz bekommen auch Unterassistenten Nacht-/Wochenendzuschlag, es wurde auch vom HRM bestätigt, dass wir das bekommen. Das Geld wurde uns vor Abreise nicht ausgezahlt, wir hoffen, dass es irgendwann noch kommt. Mit Weihnachten/ Neujahr würde ich z.B. eine Nachzahlung von mehr als 500 Franken bekommen, das Geld hätte ich in der Schweiz schon gut gebrauchen können. Generell ist es schon krass, dass Assistenzärzte das siebenfache wie Unterassistenten verdienen, obwohl man im Prinzip die selbe Arbeit macht. Und Zürich ist wirklich teuer, da kommt man mit einem durchschnittlichem Stundenlohn von 5 Franken nicht weit. Man wird als Unterassistent oft als UHU bezeichnet, was für "unter- Hund" steht, man steht also in der Hierarchie noch unter einem Hund. So hat es sich auch manchmal angefühlt, es ist einfach ein riesiges Uniklinikum und man rotiert meist jeden Monat auf eine andere Station und fängt wieder neu an und keiner kennt einen. Trotzdem habe ich in den 4 Monaten viel gelernt, habe viele spannende OPs gesehen, auch wenn man schon mehr arbeitet als in Deutschland. Ich kann das USZ und Zürich nur empfehlen, man muss sich nur im Klaren sein, dass ein Uniklinikum oft chaotisch ist und man als Unterassistent durchaus untergehen kann.
Bewerbung
ca. 1.5 Jahre vorher (obwohl manche die da waren, sich erst ein halbes Jahr vorher beworben hatten) bei Frau Gröflin. Frau Gröflin ist nur montags, dienstags und donnerstags jeweils vormittags im Haus, auf Mails antwortet sie auch nur an diesen Tagen. Sie beantwortet aber gerne alle Fragen :)