Zu meiner Zeit angenehme Stimmung, kaum Blutentnahmen. Die Assistenten waren alle nett und bemüht, gerade wenn man schon etwas internistische Erfahrung hat kann man gut mitarbeiten und eigene Patienten betreuen und dabei lernen. Die Fachärzte sind aber eigentlich nur in der Funktion und betreuen die Station vor allem per Telefon und Kurven-Visite. Viel Unterricht, aber nicht gerade Innere-spezifisch. Ich hatte schöne 3,5 Monate dort und habe viel mitgenommen, es ist aber schon Eigeninitiative und Vorwissen gelernt - wie überall und immer. Auch wenn ich nicht in der Inneren anfangen werde habe ich ein solides Grundwissen bekommen. Bisher ein nettes Miteinander, man kennt sich innerhalb der Abteilung mit Namen und die Oberärzte und auch die CA sind freundlich und zugewandt. Beim Mittagessen gibt es meist gemischte Tische und wenig Hierarchie, was ich sehr angenehm fand.
Leider ist nun ein neuer Geschäftsführer dort, der den Laden auf brutalste Weise auf wirtschaftlichen Kurs bringen will. Die letzten Wochen hat sich die Stimmung spürbar gedreht, die Arbeitsbedingungen haben sich verschlechtert und dementsprechend war die Stimmung im gesamten Haus...
Organisation: tiptop, am ersten Tag lagen Namensschild, Telefon, PC-Zugang und PJler-Einteilung bei der Sekretärin bereit. Wenn man damit unzufrieden ist, können auch Dinge angepasst werden. Etwa 3 Wochen sind zur freien Verfügung, man kann auch fremdrotieren, z.B. in die Neuro oder Palliativ.
400€ Gehalt, 90€ Fahrtkostenersatz und Frühstück/Mittagessen für 7,10€. Die Qualität schwankt zwischen mittelschlecht und mittelgut.
Montags ist ab 16:00 Tumorkonferenz, an der man teilnehmen kann. Die anfallende Überstunde kann bei regelmäßiger Teilnahme mit 1-2 Ausgleichstagen verrechnet werden.
Unterricht: Nach einem festen Plan 2-4 x die Woche. Fand weit überwiegend statt, nur der unfallchirurgische Unterricht ist immer ausgefallen. Eigentlich immer durch Ober- oder Chefärzte gehalten und meistens gut vorbereitet. Der PJ-Beauftragte ist sehr bemüht und immer mal wieder kommen spontane Termine zu spanndenden Befunden/Patienten dazu.
Leider ist es nicht darauf ausgelegt, dass alle paar Monate neue PJler kommen, die alle die selben wichtigen grundlegenden Dinge lernen wollen. Der Plan ist übers Jahr fortlaufend geschrieben und jedes Thema wird einmal behandelt. Wir hatten also sehr viel Unterricht aus allen Bereichen (Anästhesie, Neuro, MKG, Schmerzmedizin, Diabetologie etc.), aber nicht einen Termin zu klassischen internistischen Krankheitsbildern oder Röntgen-Befundung.
Am besten hängt man sich dafür an die Blockpraktikanten, für deren strukturierte Ausbildung gibt man sich nämlich fünfmal mehr Mühe als für die PJler :(
Zusätzlich muss jeder internistische PJler einen Fall einem OA vorstellen, anschließend erfolgt eine Besprechung mit den übrigen PJlern. Dafür haben sich die OÄ meist eine Stunde Zeit genommen, ich habe dabei viel gelernt :)
Die einzelnen Abteilungen:
Onkologie und Pulmonologie (Station 2D): Breites Spektrum, zudem Möglichkeit in der Tagesklinik/Ambulanz mitzulaufen und viele Verlaufskontrollen inklusive Sono zu machen.
Pro:
+ viele Krankheitsbilder, abwechslungsreich
+ jeden Nachmittag Befundbesprechung beim Chef inklusive Demonstration von Bildgebung und Blutausstrichen
+ gelegentlich Punktionen (Aszites, Pleura)
+ Möglichkeit zu schallen
+ super nette Sekretärin, die Befundtelefonate etc. übernimmt
Contra:
- viele Blutentnahmen, keine BE-Kraft
- sehr hohe Arbeitsbelastung, vor allem in den Wintermonaten - wenig Zeit für Erklärungen
- durch späte Befundbesprechung eher selten pünktlich Feierabend
Kardiologie (Station 3B): Kleine Abteilung, im Aufbau befindlich. Zusammen mit ambulantem Zentrum 24/7 Herzkatheter, alle Implantate und Rhythmologie
Pro:
+ Möglichkeit, erste einfache Patienten zu betreuen
+ sehr netter CA und OA
+ BE-Kraft und Stationssekretärin
Contra:
- sehr hoher Patientendurchsatz, echte Fließbandarbeit
- kaum Zeit für Erklärungen
- kaum Zeit, in der Funktion mal selbst etwas zu machen
Gastroenterologie/Allgemeine Innere (Station 3D): Sehr breit aufgestellte Abteilung inklusive Diabetologie mit gutem Ruf. Leider waren die Oberärzte quasi nur in der Funktion, die Betreuung auf Station war eher schlecht. Der Chef hat eigentlich kaum Kontakt mehr zu seiner Abteilung, schon gar nicht zu den PJlern. In der Funktion kann man oft vor- oder nachschallen, ans Endoskop oder so durfte man quasi nie, dafür ist die Arbeitsbelastung auch viel zu hoch.
Pro:
+ eigene Patienten betreuen von der Aufnahmeuntersuchung bis zur Diagnose/Therapie
+ sehr breites Spektrum, vor allem auch hepatobiliäre Tumore
+ BE-Kraft und Stationssekretärin
+ jederzeit Möglichkeit, in die Funktion zu gehen und oft auch selbst zu schallen
+ gelegentlich darf man mal selbst etwas punktieren
Contra:
- wenig oberärztliche Betreuung auf Station
- hohe Arbeitsbelastung, schlechte Stimmung auf Station
- in der Diagnostik nur gucken, nichts anfassen
ZNA: Keine richtige Notaufnahme, eher eine Ambulanz. Wirklich kranke Patienten bringt der Rettungsdienst von vorne herein nicht ins DRK, wenn sich doch mal einer verirrt, dann geht er direkt auf ZNA. Wie viel man machen kann, hängt ganz stark vom täglich wechselnden Assistenzarzt ab. Das Pflegepersonal ist absolut unqualifiziert und ziemlich faul (bis auf ein paar glorreiche Ausnahmen). Passt man nicht auf, dann darf man den ganzen Tag Blut abnehmen, EKGs schreiben und Patienten zum Röntgen fahren. Die räumliche und technische Ausstattung ist eine einzige Zumutung.
Bei einem Arzt und bis zu 15 Patienten in einem 8h-Dienst bleibt oft wenig Zeit für teaching
Pro:
+ Anamnese, Untersuchung und Dokumentation eigenständig
+ wer schon erfahren ist darf oft sehr selbstständig arbeiten
+ viel bed-side-Sonographie
Contra:
- hohe Arbeitsbelastung
- schlechte Arbeitsbedingungen/Ausstattungen
- viele Pflegekräfte sind unmöglich
- viele Hilfstätigkeiten und Botengänge
Intensiv: absolut im Umbruch, der Abteilungsleiter ist gegangen, kaum oberärztliche Betreuung, junge und unerfahrene Assistenten, Überforderung und schlechte Stimmung. Interdisziplinäre Station mit Patienten aus Chirurgie, Innere und Neuro, die von einem Team versorgt werden. Zu meiner Zeit konnte man außer mitlaufen, zugucken und mal einem Sono nicht viel machen. Zeit für Erklärungen war kaum. Früher soll es deutlich besser gewesen sein, vielleicht ändert es sich ja, wenn sich die Abteilung stabilisiert. Neue Oberärzte sind wohl eingestellt.