Fazit:
Zunächst mal blicke ich mit gemischten Gefühlen auf diese - mit Sicherheit einzigartige und aufregende - Zeit zurück und kann konkret nicht wirklich eine eindeutige Empfehlung aussprechen. Es folgen hoffentlich auch noch weitere Berichte, sodass ihr euch in Zusammenschau ein eigenes Bild zusammenpuzzlen könnt. Bei weiteren Fragen oder für mehr Empfehlungen wendet euch gerne per E-Mail an mich: m_lifschitz@gmx.de.
Unterkunft:
Stand jetzt stellt euch weder die UKZN noch das Addington Hospital ein Zimmer zur Verfügung. Man bekommt aber im Vorfeld über das Intenational Office (s. unten) Listen mit Uni-/KH-nahen bewährten Adressen von Privatanbietern per Email geschickt. Sowohl hierüber, als auch über Facebook und Mundpropaganda bin ich - und, wie sich zeigen sollte, auch einige weitere deutsche PJler - glücklicherweise auf Celeste & Carl Jacobs sowie deren Beach Accommodation in The Bluff (ca. 20 Autominuten von Durban entfernt) gestoßen.
Kontakt: celeste.tht@gmail.com oder celeste@ththospitalitytraining.com
Preis: ~ 265-290€/Monat (+Option der privaten PKW-Miete zu einem ähnlichen Preis)
Ausführliche Reviews:
https://www.facebook.com/MedicalStudentAccommodation/ oder
https://www.facebook.com/pages/Beach-Accommodation/261323387391877.
Klinik:
Ich hatte mich für Surgery & Trauma (~ Allgemeinchirurgie und chirurgische Notaufnahme) beworben, womit der Anerkennung in DE als chirurgisches Tertial nichts im Wege stand. Im Voraus erhält man vom International Office auch allerlei Infos, wo man sich wie bei wem in den ersten Tagen um was genau zu kümmern hat, z.B. Parkerlaubnis (Klinik; unbedingt mit dem eigenen Auto anfahren, eher NICHT per Taxi und schon gar nicht mit den öffentlichen Bussen), Elective student ID (UKZN), Wäsche/Kasacks (wird NICHT gestellt, entweder aus DE mitbringen oder vor Ort in der Nähe der UKZN relativ preisgünstig in Medical outfit stores zuschneiden lassen, Wäsche muss so oder so aber privat gewaschen werden), Anmeldung bei "Michelle's Office" im 5.OG (Klinik), beim CA/LOA (hatte innerhalb der ersten Tage gewechselt von Dr. Naidoo zu Dr. Boonzaier) und bei der Klinikdirektorin/-managerin.
Das Addington Hospital an sich ist - zusammen mit dem King Edward Hospital - ein öffentliches, staatlich finanziertes Lehrkrankenhaus der UKZN, das als Maximalversorger viele Betten auf diversen Stockwerken beherbergt. Die Ärzteschaft ist klinisch gut ausgebildet und hat einen merkbar erfahrenen klinischen Blick. Allerdings fehlt es in jeder Ecke an Material, minimalen Hygienestandards und technischer Ausstattung (Röntgen ja, aber kein MRT; CT defekt gewesen, sodass 2x/Woche Patienten für die Scans vom Addington in das King Edward gebracht wurden; 2 Sono-Geräte im ganzen Haus). Die Notaufnahmen sind aus allen Nähten geplatzt, die Patienten - hauptsächlich Coloured, Indians und Blacks, die weißen Südafrikaner und generell die Wohlhabenderen lassen sich eher in Privatkliniken versorgen - saßen/lagen überall herum, das Personal hat trotz hoher Tbc-Rate fahrlässigerweise oftmals auf Schutzmasken verzichtet.
Team:
Das Kollegium bestand aus vielen dieser sehr lieben und netten Interns, Junior und Senior Residents, Medical Officers und Consultants, die größtenteils herzlich versucht hatten, uns zu integrieren und bemüht waren, uns ihre Kultur, Lebensweise und ihr Gesundheitssystem, etc. nahezubringen.
Rotationen / Tätigkeit:
Da die offizielle Betreuung eher lasch ausgefallen war und wir zudem recht viele PJler zur selben Zeit waren, konnte man tagtäglich selbstständig untereinander ausmachen, wer Früh-/Spät- oder auch mal Nachtshifts übernehmen wollte und ob man im Major Theater (OP als Observer oder neben den Medical Officers je nach Anzahl ambitionierter assistierwilliger Interns als erste/zweite Assistent bei explorativen Laparotomien nach Schuss-/Stichverletzungen, Amputationen, aber auch vielen bei uns gängigen Eingriffen; bei den Gyn- und Unfall-/Ortho-OPs durfte man selbst nach Anfrage nicht aushelfen, da sie eigenständige Bereiche seien), Minor Theater (2x/Woche erste/zweite Assistenz bei ambulanten kleinen Eingriffe wie Lipomentfernungen, Abszessspaltungen, etc.), auf den Stationen (Blutentnahmen und Zugänge legen (CAVE: ~30% HIV-Rate), (Lehr-)Visiten durch MO bzw. Residents/Consultants = FÄ bzw. OÄ), in der Notaufnahme (Körperliche Untersuchung, angeleitete und selbstständige Wund-/Nahtversorgung, Röntgenabteilung, Fallbesprechungen und mit etwas Glück Abszessspaltungen und sogar angeleitete Thoraxdrainagen; Beschwerdebilder: hauptsächlich multiple Schuss-, Stich- und Crush injuries (insb. an sogenannten Pay day weekends), Verkehrsunfälle und sonstige Verletungen, KEINE Haiangriffe) und im SOPD (= Surgical outpatient department = Poliklinik/Ambulanz, 1-2x/Woche Patienten ambulant anamnestizieren/untersuchen, anschließend Patientenvorstellung und gemeinsame Besprechung des weiteren Procederes mit den MO/Consultants, wobei unser ausgefüllter Anamnesebogen undankbarerweise teilweise nicht eingepflegt wurde, sondern wir diesen "behalten durften"). Last but not least hatten wir als Highlight auch noch die Möglichkeit, unabhängig von UKZN/Addington bei dem Outreach-Programm "Flight Doctor Service" des SA Red Cross Air Medical Service teilzunehmen, man begleitet Fachärzte versch. Diszipline in kleinen Propellermaschinen innerhalb KwaZulu-Natals zu diversen Land-, Kreis- und Regionalkrankenhäusern und hilft in den Bereichen Patientenversorgung und Personalteaching aus (Kontakt: Kogie Naidoo, Kogie@ams.org.za).
Lehre:
Unterricht gab es 1x/Woche freitags, sofern es nicht ausgefallen war, wenn die OÄ zu eingebunden waren. Diese FoBis bestanden aus Patientenstatistiken der Woche mit anschließenden Repetitorien chirurgischer Krankheitsbilder, vorgetragen per Beamer + PPT durch die Interns.
Mittagessen:
Lunch break war (leider unvergünstigt) jederzeit möglich über eine hauseigene günstige Kantine oder die etwas teurere hauseigene Cafeteria mit relativ viel Auswahl. Dazu konnte man das Essen gemeinsam mit den anderen draußen an der Strandpromenade auf Grünflächen zu sich nehmen.
Freizeit:
Die überschaubare Betreuung und unser Schichtsystem sorgten dafür, dass wir alle (die PJler bei Celeste & Carl und die weiteren) viel von Durban und der Surferei im Indischen Ozean mitnehmen konnten. Ansonsten haben sich Wochenendtrips perfekt dafür geeignet, die Umgebung kennenzulernen. Absolute Empfehlungen hierbei: Drakensberge/Lesotho, Hluhluwe-iMfolozi NP (Safari), iSimangaliso Wetland Park (u.a. Tauchspot), Krantzkloof Nature Reserve, Mantis & Moon Backpackers Lodge, Aliwal Shoal (Tauchspot), Beach Bums Genazzano, Shongweni Farmer’s & Craft Market.
Teilweise sind wir sogar über mehrere Wochen hinweg zusammen gereist, ich war von den 4 Monaten insgesamt ca. die Häfte der Zeit in der Klinik und die andere Häfte unterwegs an der Wild Coast / Eastern Cape, Garden Route und Cape Town (+ Umgebung).
Bewerbung
Die Bewerbungsphase hat sich im Vorfeld leider relativ beschwerlich gestaltet, da eine fixe Kommunikationsstruktur nicht wirklich gegeben ist . Zu unserer Zeit kam erschwerend auch noch einen Personalwechsel im UKZN International Office hinzu, der undankbarerweise dafür sorgte, dass man seine Bewerbung nochmals von vorne einreichen durfte. Oftmals hat es sehr lange gedauert und mann musste häufig nachhaken und an der Sache dranbleiben, bis man weitere Auskünfte und die nächsten Bewerbungsschritte erreicht hat. Vor Ort kann man eventuelle Angelegenheiten dann aber persönlich und doch deutlich rascher und unbürokratischer klären, v.a. gegen Ende unbedingt früh-/rechtzeitig um die Bestätigungspapiere kümmern.
Ca. 1 - 1,5 Jahre im Voraus bewerben macht aufgrund des langen Prozesses und des Einreichens diverser postalischer Unterlagen durchaus Sinn - man sollte sich aber spätestens ca. 6 Monate im Voraus nochmals nach dem Status quo erkundigen und vergewissern, dass man nicht vergessen wurde.
Bewerbung an: Halala Zwaneh (Elective@ukzn.ac.za und/oder Zwaneh@ukzn.ac.za)