PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Hospital Universitario General Carlixto Garcia (11/2019 bis 3/2020)
Station(en)
Allgemeinchirurgie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
+
Viel Freizeit
Super nettes Personal
hohes Ansehen als ausländischer PJler
Auf Visite wird sich viel Zeit für die Lehre genommen
+/-
wenig Zeit im OP-Saal, je nachdem, ob man das möchte
-
Ausstattung im Krankenhaus
Teilweise etwas wenig zu tun (bzw. man muss sich schon etwas bemühen, um was zu sehen/zu machen)
Hier noch weiterführend ein Erfahrungsbericht, den ich für ein Stipendium schreiben musste, vielleicht hilft es euch.
Ich habe mich etwa ein Jahr vor dem Tertialbeginn über ein PJ-Tertial auf Kuba informiert. Die Informationen auf der Website der Universität von Havanna waren jedoch sehr überschaubar und tatsächlich ließ sich mehr über Erfahrungsberichte anderer ehemaliger PJler herausfinden. Hier fand ich dann auch eine E-Mail-Adresse (pregradoautof@infomed.sld.cu), an die ich einfach eine formlose Anfrage schickte, ob für mich noch ein PJ-Platz zur Verfügung steht. Es kam innerhalb eines Tages die Antwort, dass ich zu diesem Zeitraum kommen könnte, es jedoch einige Konditionen gibt. Das wichtigste waren die Studienkosten in Höhe von 180$ pro Woche und die Regel, dass man in einer registrierten Casa particular (Privatunterkunft) wohnt. Außerdem braucht man noch ein paar Dokumente. (mehr dazu beim Abschnitt „Ankunft“)
Akzeptiert man diese Bedingungen ist man auch schon angenommen, man füllt ein Formular mit den persönlichen Daten aus, welches dann von der Uni Havanna bestätigt wird. Das gilt dann als Annahmebescheinigung. In diesem Formular soll auch das Spanischniveau angegeben werden, jedoch musste ich nie einen Nachweis dafür bringen.
Die Studiengebühren überwies ich auf das angegebene Konto nach Kuba, mir war dabei etwas unwohl, so viel Geld (grob 2500€) in ein fremdes Land zu schicken, es ist jedoch im Nachhinein alles gut gelaufen.
Als Visum habe ich, in Absprache mit der Uni Havanna, ein Touristenvisum gekauft (für ca. 20-25€ im Internet bestellbar), welches man vor dem Flug ausfüllt und mit dem man an der Passkontrolle in Kuba einfach einreisen kann.
Sprachlich bereitete ich mich selbstständig vor, ich hatte wegen des M2-Examens jedoch nicht sonderlich viel Zeit dafür. Ich empfehle jedoch jedem, sich gut vorzubereiten und einigermaßen Spanisch zu sprechen, ohne Spanisch geht auf Kuba nämlich nichts, da kaum jemand Englisch spricht und wenn, dann nicht sehr gut. Auch ein paar spanische Vokabeln für den Krankenhausalltag könnte man sich vorher schon anschauen, damit man an seinen ersten Tagen nicht völlig verloren ist.
Impfungen bzw. Gesundheitszeugnisse wurden keine gefordert. Ich denke, die Impfungen, die man vom Betriebsarzt vor dem PJ erhält, falls man sie nicht sowieso schon hat, reichen aus, da Kuba nicht zum Gelbfieber-Gebiet zählt. Das kann sich aber jeder selbst überlegen.
Was man auf jeden Fall braucht, ist eine Auslandskrankenversicherung, sowohl für die Anmeldung zum PJ vor Ort als auch als Schutz für euch.
Nehmt im besten Fall aus Deutschland mehrere Kopien des Reisepasses, des Zahlungs- und des Versicherungsnachweises mit!
Außerdem sinnvoll mitzunehmen:
-Desinfektionsmittel für die Hände (gibt es nicht im Krankenhaus)
-Blutdruckmanschette (sonst muss man sich immer eine bei anderen Studenten oder Ärzten leihen, das nervt sehr)
-Handschuhe für den Klinikalltag
-Kasack und Hose für den OP, kann man sich dort nicht immer ausleihen. Und wenn, dann stimmt die Größe häufig nicht.
-Essen, auf das man nicht verzichten möchte, ich hätte im Nachhinein noch einige Tafeln Schokolade mitgenommen, sowohl zum Verschenken als auch zum Essen
-Einen SteriPen bzw. etwas zum Wasser-Entkeimen, wenn man nicht immer Wasser in Plastikflaschen kaufen möchte, hat mir viel Geld & Arbeit gespart
-USB-Stick oder Festplatte (für Ausdrucke in Copyshops o.ä.)
->Es gibt anstelle von Streaming Läden, die Filme digital (& sicherlich total legal) verkaufen, dort zieht man euch für wenig Geld Filme oder Serien auf euren Stick
-Apps, falls ihr ein iPhone besitzt, immer vorher downloaden! Der Appstore ist blockiert. Und eine vpn-App installieren
-Ein Steckdosen-Adapter
Ankunft
Einführungsveranstaltung der Uni (Einschreibverfahren evtl. Kosten, Studentenausweis, Kurswahl)
Kurz vor meiner Ankunft erhielt ich noch eine E-mail mit wichtigen Informationen vor meiner Ankunft. Dort stand zu welchem Krankenhaus ich fahren sollte, um mich anzumelden etc. Mir wurde das Salvador-Allende-Krankenhaus zugeteilt. Dort fuhr ich am ersten Tag auch hin, sagte dort aber, dass ich ans Uniklinikum Carlixto Garcia wollte, weil 1. meine Unterkunft näher am Uniklinum war und 2. dort (wie fast überall) bessere Ausstattung und interessantere Fälle seien. Ich wurde daraufhin freundlich zum Carlixto Garcia in die Fakultät geschickt.
Dort meldete ich mich an. Ich benötigte: Zahlungsnachweis der Überweisung, Reisepasskopie, Auslandskrankenversicherungsnachweis, theoretisch noch ein Dokument der Heimat-Universität, dass ich dort studiere und man das PJ anerkennt, danach wurde jedoch nicht gefragt. (Ich hatte die E-Mail vom LPA und eine Immatrikulationsbescheinigung dabei). Dann braucht ihr von eurer Unterkunft einen Nachweis, dass ihr dort wohnt (hatte mir die Besitzerin meiner Unterkunft schon mitgegeben, hätte ich sonst nicht gewusst).
Anschließend müsst ihr zur Bank und dort 65 CUC in Stempeln kaufen, um bei den relaciones internacionales mit diesen eure Visumverlängerung zu beantragen. Hier benötigt ihr nochmal Fotos (kubanisches Format, am besten in der Calle 23 gegenüber von der Coppelia machen lassen) und Reisepasskopien. Letztendlich könnt ihr eurer Visum dann nach etwa 2 Wochen in der Fakultät abholen.
Einen offiziellen Studentenausweis kriegen wir PJler leider nicht, weil unser Aufenthalt zu kurz ist. Wir haben uns jedoch einen Ausweis selbst gemacht (mit Unterschrift und Stempel der Chefärztin, unserem Foto und Namen). Womit ich dann in den OP konnte und auch bei den meisten Museen günstiger reinkam, wenn man nett erklärt, dass man hier studiert und im Krankenhaus arbeitet.
In deutschen Kitteln im Krankenhaus zu arbeiten ist sehr heiß und unangenehm. Man sollte sich entweder einen dünnen, kurzärmligen Kittel mitbringen oder sich hier an der Fakultät einen kaufen. Am besten bei der Anmeldung in der Fakultät danach fragen (kostet zwischen 10-15 CUC).
Meine Unterkunft war in einer Casa Particular in der Nähe der Universität, diese fand ich auch in einem Erfahrungsbericht. Ich zahlte dort für mein Zimmer mit eigenem Bad inkl. Frühstück und Abendessen 450 CUC pro Monat. Mein Zimmer wurde täglich geputzt und einmal in der Woche habe ich meine Wäsche zum Waschen abgegeben. Die Besitzerin versucht einem immer zu helfen und hat für mich einiges geregelt, was sonst viel komplizierter gewesen wäre, außerdem ist es sehr sauber und ordentlich und alle sind super nett. Auch meine Kubanische SIM-Karte habe ich über meine Casa bekommen. Man wohnt jedoch mit der Besitzerin unter einem Dach und hat keinen Haustürschlüssel, was mich jedoch nicht groß gestört hat. Vor allem für den Anfang kann ich die Unterkunft jedem ans Herz legen (ckarlitabooking@yahoo.es).
Alternativ kann man sich natürlich eine casa ohne Essen suchen, hier liegt der Preis etwa bei 250-300€. Dort ist man meistens eigenständiger und wohnt in einer WG, kümmert sich selbst um Einkäufe und Essen. Es gibt eine WG, die häufig von Berliner PJlern benutzt wird, die durch ihre Kooperation mit der Uni Havanna auch die einzigen deutschen PJler waren, die ich kennengelernt habe.
Geld kann man einfach über seine Kreditkarte abheben (Amerikanische Kreditkarten werden nicht akzeptiert). Ich habe über die Apobank unkompliziert Geld abheben können, jedoch wird einem immer 3% Gebühr an den kubanischen Geldautomaten berechnet, egal, mit welcher Kreditkarte man abhebt. Falls man mutig genug ist, kann man also etwas Geld sparen, indem man viel Bargeld (€) mitnimmt und dort wechselt. Ich habe mich jedoch dagegen entschieden und die Gebühr des Geldautomaten in Kauf genommen.
Universitätsalltag
Der Alltag im Krankenhaus war recht angenehm. Der Alltag fing um 8.15 Uhr mit einer Morgenkonferenz der Chirurgie an. Diese dauerte in der Regel 15-30 Minuten und beinhaltete die Geschehnisse der letzten Guardia (24h-Dienst) und eventuelle wichtigen Termine, die anstehen. Ab und zu wird auch eine wissenschaftliche Studie vorgestellt.
Nach der Konferenz geht es auf Station. Die Studenten des 4. Jahres untersuchen hier die Patienten i.d.R. schon und schreiben kurze „Evoluciones Medicas“, also eine knappe Zusammenfassung des Zustandes des Patienten mit körperlicher Untersuchung. Diese Berichte werden von den Internos (=PJler) geprüft, es kommt jedoch auch öfters vor, dass wir diese Berichte selbst schreiben und die Patienten betreuen. Außerdem gehören Indikationen zu den Aufgaben der Internos, hier werden Medikamente und pflegerische Tätigkeiten angeordnet. All das wird jedoch von den Assistenzärzten abgesegnet.
Ist die Arbeit getan, kann man dann nach Hause gehen. Oft gibt es auch Seminare um die Mittagszeit herum, an denen man teilnehmen kann (keine Kontrolle der Anwesenheit für Ausländer). Hier wird dann die Theorie gelehrt.
Jede Gruppe hat 2-3 Mal die Woche OP-Tage für elektive Operationen, an denen man auch teilnehmen oder sogar assistieren darf. Man wird u.a. als OTA eingesetzt, muss also Instrumente anreichen. Hier nicht verzweifeln, wenn man anfangs nicht viel versteht und die Namen der OP-Instrumente nicht kennt. Die Operateure sind meistens nett und geduldig.
Alle 6 Tage hat man dann Guardia. In der Guardia betreut die Gruppe für 24 Stunden die Notaufnahme. Es gibt den Überwachungssaal, die Sprechstunde und die Notaufnahme, wo die akuten Fälle eintreffen. Hier kann man zwischen den verschiedenen Abschnitten wechseln und schauen, wo es am interessantesten ist. Teilweise kann man chirurgisch arbeiten (Abszesse spalten, Schnittwunden nähen). Ansonsten stehen körperliche Untersuchungen, Anamnesen, Evoluciones (s.o.) oder einfach zuschauen und -hören auf dem Plan.
Theoretisch geht die Guardia 24 Stunden, wenn man jedoch abends geht, sagt niemand etwas.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die „work-life-balance“ im PJ-Tertial schon in Ordnung war. Ich hatte auf jeden Fall nicht das Gefühl, mich zu überarbeiten!
Der Umgang zwischen Ärzten und Studenten ist meistens sehr persönlich und freundlich, teils aber auch autoritär. Insbesondere die ausländischen Studenten genießen jedoch einen gewissen Sonderstatus und werden weniger streng behandelt, was natürlich auf der einen Seite angenehm ist, sich jedoch auch etwas ungerecht anfühlt.
Insgesamt ist die Stimmung jedoch immer recht familiär und locker, man wird als ausländischer Interno sehr freundlich und interessiert aufgenommen, wenn man dann auch noch einigermaßen Spanisch spricht, hat man sicherlich ein schönes und lehrreiches Tertial.
Alltagsleben
Die Lebenshaltungskosten sind schwer zu definieren. Man kann ab etwa 400-500€ monatlich gut klarkommen, je nachdem, wie man wohnt, wie viel und wohin man gerne ausgeht. Es gibt insbesondere in der Calle J, direkt neben dem Uniklinikum viele preiswerte Restaurants, wo man gut essen kann (Für eine Pizza etwa 1-2€). Abends kann man sowohl für ca. 75 Cent bis 5 € pro Cocktail alles finden. Alles eine Frage der Ansprüche.
Wenn man jedoch Ausflüge macht oder herumreist wird es schnell teuer. Da Transport mit den Viazul-Bussen und Unterkünfte in der touristischen Städten eben auf Touristen abzielen, steigt hier schnell der Preis. Auch Restaurants werden hier schnell teuer.
Trotzdem würde ich jedem empfehlen eine kleine Rundreise zu machen. Kuba hat einfach zu viel zu bieten, um nur in Havanna zu bleiben :)
Die Playas del Este sind ansonsten mit dem Bus aus Havanna schnell zu erreichen (40 min), man halt also einen Karabikstrand direkt vor der Haustüre.
Internet ist ein Thema für sich. W-Lan wird man in keinem Haus finden und wenn, dann auch nur mit ETECSA (staatl. Internetanbieter) nutzbar. Hierfür muss man sich, wie bei den öffentlichen W-Lan -Spots, eine Guthabenkarte kaufen, mit welcher man sich dann einloggen kann.1 Stunde = 1€. Ansonsten kann man über Kubaner an eine kubanische Sim-Karte kommen. Hier kann man Datenvolumen kaufen und somit mobile Daten nutzen. Der preisliche Rahmen geht von 1GB=10 CUC bis 10 GB=45 CUC innerhalb 30 Tage.
Der Transport läuft hauptsächlich über Busse oder Colectivos. Die Busse sind sehr günstig (1 CUP, also 1/25 CUC), jedoch auch unzuverlässig und oft überfüllt. Die Colectivos winkt man an der Straße raus und zahlt, je nach Laune des Fahrers und Uhrzeit, 10 CUP (ca. 40 Cent) oder 1 CUC.
Ihr merkt wahrscheinlich gerade, dass es nicht unbedingt einfach mit den zwei verschiedenen Währungen (CUP und CUC) ist. Grundsätzlich gilt: 25 CUP = 1CUC = 1US$ = 0,90€. Letztlich kann man die meisten Dinge in beiden Währungen zahlen. Manche (vor allem gehobenere) Restaurants oder Luxusgüter lassen sich jedoch nur in CUC bezahlen. Der Bus, das Kino und staatliche Güter nur in CUP. Am besten also immer beides dabeihaben. CUC hebt man am Bankautomaten ab, CUP kann man dann wechseln, kriegt man aber auch häufig als Rückgeld herausgegeben.
Die Kubaner sind im Großen und Ganzen extrem offene, sympathische und hilfsbereite Menschen. Insbesondere, wenn ihr Spanisch sprecht (ich betone es gerne nochmal) und man euch nicht mehr als Tourist sieht, wird man mit offenen Armen empfangen. Innerhalb kurzer Zeit kann man hier Freundschaften schließen und mit jedem über Gott und die Welt reden. Prinzipiell herrscht eine entspannte, ruhige Stimmung, man stresst sich nicht zu sehr und geht das Leben mit einer positiven und humorvollen Grundstimmung an.
Auch wenn viele Kubaner es, aufgrund der wirtschaftlichen Situation und der US-Sanktionen, nicht gerade einfach haben. An Geld mangelt es leider häufig, da die Arbeit schlecht bezahlt wird. Etwa 50€ pro Monat verdient hier ein Arzt. Viele Kubaner arbeiten, neben oder anstelle ihres eigentlichen Jobs, in der Tourismusbranche. Hier lässt sich leichter Geld verdienen. Deswegen versucht man leider auch manchmal Geld aus den Touristen zu holen. Das findet aber eher in der Altstadt oder touristischen Zentren statt.
Persönliche Erfahrungen und Bewertung des Aufenthalts
Ich persönlich würde jederzeit wieder nach La Habana gehen um hier PJ zu machen. Meiner Meinung nach war das Verhältnis von Arbeit und Freizeit ziemlich gut ausbalanciert (man muss sich auch manchmal etwas zu helfen wissen) und ich habe hier 3,5 wunderschöne Monate verbracht. Meine Sprachkenntnisse haben sich in dieser Zeit noch mal um ein großes Maß verbessert, auch wenn jetzt ein paar seltsame kubanische Wörter in meinem Wortschatz auftauchen.
Auch fachlich habe ich etwas Neues gelernt. Ich habe einige Krankheiten und vor allem improvisierte Behandlungsmethoden gesehen, die ich vorher noch nie zu Gesicht bekam. Es war leider nicht ganz so viel Zeit im OP, wie ich mir gewünscht hätte, vielleicht hätte ich mich hier aber auch mehr aufdrängen müssen.
Probleme bestanden eigentlich keine, lediglich die Sprachbarriere war in den ersten Wochen noch recht hoch, da der kubanische Dialekt doch nicht immer leicht zu verstehen ist. Nach einigen weiteren Wochen verstand ich jedoch das meiste und auf Nachfragen reagiert man doch immer recht freundlich.
Bei Fragen gerne nochmal schreiben!
Bewerbung
ca. 11 Monate im Voraus per E-Mail an pregradoautof@infomed.sld.cu