Unterkunft:
Im Vorhinein habe ich mich bei Uruguayos umgehört, wo man in der Stadt am besten wohnen sollte. Die haben mir vor allem das Stadtviertel „Pocitos“ empfohlen. Dort habe ich letztendlich auch gewohnt und kann das nur absolut weiterempfehlen! Weitere sichere und schöne Stadtviertel sind „Punta Carretas“ und in der Nähe des „Parque Rodó“.
Meine Unterkunft habe ich über das Portal „Casa Tropical“ gefunden. Die Wohnungen auf diesem Portal werden vorwiegend für längere Zeit vermietet, sind aber oft recht günstig. Ich habe letztendlich für 300 US Dollar pro Monat in einer WG gewohnt, die 10 Minuten vom Strand entfernt war und wo sogar noch jede Woche jemand die Wohnung geputzt hat. Außerdem gibt es eine Facebookgruppe „MIS Uruguay housing desk“, in der ihr ebenfalls viele Wohnungsangebote finden könnt. Allerdings habe ich damit keine persönlichen Erfahrungen gesammelt.
An dieser Stelle noch ein paar App Tipps: Öffentlicher Nahverkehr in Montevideo: „Moovit“, „Cómo ir“; Fernbusse: „Urubus“; „MIS Uruguay“ auf Instagram/Facebook, wenn ihr während des Semesters da seid (war ich leider nicht).
Geld abheben: an den Automaten der „Banco Republica“ -> „RedBROU“ (hier ist es häufig kostenlos, an anderen Automaten zahlt man gerne mal 5-10 Euro)
Studium, Lehre, Arbeitsalltag:
Ich habe mein Chirurgie Tertial des praktischen Jahres in Uruguay gemacht. Dafür war ich im „Hospital Dr. Manuel Quintela“ in der „QB“ (Quirúrgica B). Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Allgemein-/Viszeralchirurgien in diesem Krankenhaus, weshalb sie mit Buchstaben unterschieden werden. Diese Abteilung war mein absoluter Glücksfall!! In Uruguay generell gilt, dass man, wenn man möchte, alles machen kann, aber nie etwas machen muss. Ich wollte mich in das Gesundheitssystem einfinden, die Menschen kennen lernen und erleben wie die Arbeit dort ist. Deshalb habe ich mich recht schnell versucht einzubringen und habe absolut unendlich viel dafür zurück bekommen. Das Team hat super viel erklärt und gleichzeitig konnte ich in der ambulanten Sprechstunde die Patienten genau so wie die anderen PJler aus Uruguay selbst befragen und untersuchen.
Allerdings operiert jede chirurgische Abteilung in dem Krankenhaus leider sehr wenig (meistens gibt es einen OP-Tag). Ich bin also noch für eine Weile in das Krankenhaus „Hospital Espanol“ gewechselt. Dort war ich im gleichen Team des Professors der Uniklinik unterwegs und wurde genau so herzlich empfangen. Es gab reichlich Chancen, auch mit am Tisch zu stehen, zu assistieren und ein wenig nähen zu üben.
Da ich mich für die Kinderheilkunde interessiere, bin ich in Absprache mit dem Dekanat und dem Professor noch in die Kinderchirurgie rotiert. Die befindet sich im „Hospital Pediatrico Pereira Rossell“. Auch hier wurde ich super herzlich ins Team aufgenommen und durfte mir alles ansehen, was ich nur wollte.
Die Rotationen waren kein Problem, da es in Deutschland auch absolut üblich ist unter der Obhut einer Chirurgie in verschiedene Fachbereiche zu rotieren.
Im Allgemeinen muss ich sagen, dass die Ärzte und PJler in Uruguay ziemlich viel arbeiten. Den ausländischen Studierenden ist ein sehr viel entspannterer Arbeitsalltag vorgegeben, sie können allerdings zu jeder Zeit auch mehr machen. Falls ihr euch für die Kultur, die Menschen, das Gesundheitssystem und deren Arbeitsweise interessiert, kann ich nur empfehlen so viel wie möglich auch so zu machen, wie es dort eigentlich gehandhabt wird. Je mehr ihr euch ins Zeug legt, um so mehr bekommt ihr zurück und zwar wirklich beeindruckend viel!
Es ist üblich, dass die dortigen PJler von Montag bis Samstag von ca. 8-12 oder 13 Uhr arbeiten. Zusätzlich hat jeder PJler allerdings auch noch jede Woche eine 12 Stunden Schicht tagsüber und eine nachts in der jeweiligen Notaufnahme des Hauses. Ich kann euch sehr ans Herz legen auch diese „Guardias“, also die Schichten in der Notaufnahme mitzumachen, weil man dort wieder extrem viel sieht und auch ein ganz anderes System kennen lernt. Außerdem könnt ihr auch die Ärzte bei ihren Schichten begleiten. Dort habe ich einige spannende Notoperationen zu sehen bekommen.
Wenn ihr euch eine schöne Zeit am Strand machen wollt, ist es sicher auch möglich einfach Montag bis Freitag von 8 bis 12 auf der Station zu sein und danach an irgendeinen schönen oder interessanten Ort zu fahren. Allerdings solltet ihr dann nicht so überrascht sein, wenn die Motivation der Ärzte und PJler schneller nachlässt, euch extra noch mal Sachen zu erklären.
Freizeit:
Wo wir beim absolut wunderbaren Uruguay angekommen wären. Uruguay ist ein wundervolles Land mit einer extrem langen Küste mit unglaublich tollem Sandstrand. Ich war zwar häufig tatsächlich ziemlich lange in der Klinik, aber die Strände und Parks sind so nah, dass immer noch Zeit blieb, wundervolle Orte zu besuchen. Sucht euch eine Wohnung in Strandnähe und ihr werdet dieses Tertial genau so lieben wie ich es getan habe! Ich war während des Sommers in Uruguay. Das ganze Land ist dann in einem ganz anderen Zustand, als während des restlichen Jahres, ich kann diesen Zeitraum aber nur sehr empfehlen, da es einfach die beste Zeit ist, um am Strand zu sein. Egal, ob einfach dort die Sonne zu genießen, joggen oder surfen zu gehen. Außerdem findet rund um den Februar der 40 tägige Karneval statt, der Einflüsse aus verschiedensten Kulturen zu einem einzigartigen Veranstaltungsreichtum vereint. Es gibt unglaublich viele verschiedene Festlichkeiten, die ihr täglich besuchen könnt.
Neben den ganzen tollen Freizeitangeboten in Montevideo, gibt es auch viele wunderbare Orte, die man im restlichen Land besuchen kann. Der Besuch einer Estancia auf dem Land zum Beispiel zeigt noch mal einen ganz anderen Aspekt dieses wunderschönen Landes.
Die Lage Uruguays lässt außerdem sehr einfach Reisen nach Argentinien (Buenos Aires ist quasi vor der Haustür) oder Brasilien zu. In diesen riesigen Ländern mangelt es ganz bestimmt nicht an tollen Zielen.
Fazit:
Negatives kann ich kaum berichten. Es gibt mehr Armut im Land, als man das von Deutschland gewohnt ist, aber das überrascht wohl leider kaum.
Es gibt ziemlich viele deutsche PJler in den chirurgischen Abteilungen der Uniklinik und des Hospital Maciel. Falls euch das stören sollte, kann ich euch empfehlen das PJ in der Inneren zu machen oder sich darum zu bemühen möglichst frühzeitig in eine spezielle Chirurgie zu wechseln. Mir wurde berichtet, dass man dort dann häufig noch freundlicher empfangen wird, weil deutsche PJler dort nicht so üblich sind, wie in der Viszeralchirurgie.
Alles in allem habe ich zu keinem Zeitpunkt bereut, das Praktikum in Uruguay gemacht zu haben. Die Einwohner dieses kleinen Landes sind unglaublich liebenswerte, herzliche, nette und absolut beeindruckend ruhige Menschen. Sie nehmen immer überall ihren Mate-Becher und ihre Thermoskanne mit hin und sind selbst in der Klinik nicht ohne dieses Lebenselexier anzutreffen. Man bekommt in jeder Bäckerei eine unendliche Menge an Gebäck mit Dulce de Leche und sollte niemals unterschätzen, wie viel Wissen ein jeder Mensch über Rinder haben kann. Politik ist ihre Religion und obwohl sie diese so exzentrisch ausleben, sind sie doch sehr offen und leben die Akzeptanz jedes anderen. Alles in allem bin ich froh um meine Erfahrung und werde nie die Menschen vergessen, die sich mit ihren Klappstühlen an die Küste des „Rio de la plata“ setzen, der wie das weite Meer erscheint, und nach einem wundervollen Sonnenuntergang einfach dem Naturspektakel applaudieren.
Bewerbung
Vorbereitung:
Im Laufe der vergangenen Monate habe ich häufig die Frage gestellt bekommen, warum ich ausgerechnet nach Uruguay gegangen sei. Ich bin in meiner Planung des Auslandstertials auf Uruguay gestoßen, weil ich gerne mein Spanisch verbessern wollte, die Kultur Südamerikas kennen lernen wollte (Uruguay ist dafür ein sehr gutes Einsteigerland, weil es wirklich starke europäische und südamerikanische Einflüsse hat) und ich mich in ein sicheres Land begeben wollte (Uruguay ist für südamerikanische Verhältnisse extrem sicher).
Beworben habe ich mich beim Dekanat der „Universidad de la República, Uruguay“. Die sind den Ansturm von internationalen Praktikanten inzwischen so gewohnt, dass man sich recht unkompliziert an die E-Mail Adresse „internacional@fmed.edu.uy“ wenden kann.
Ich habe mich sehr früh beworben, glaube aber, dass auch eine spontanere Bewerbung durchaus möglich ist