Zu allererst muss ich wohl erwähnen, dass ich nach Leuggern inmitten der Corona-Krise kam. Dass hier der PJ-Verlauf etwas anders war als sonst, ist wohl klar.
Ich kam auf Leuggern über die Empfehlung einer Freundin. Obwohl ich anfangs mit Schließung der Grenze und dem Wegfall der OPs, sehr skeptisch war, hatte ich am Ende doch ein ziemlich gutes Tertial.
Das Spital in Leuggern hat zwei OP-Säale, die für orthopädische/ unfallchirurgische Operationen wie Hüft-TPs und Knie-TPs, urologische, gynäkologische und viszeralchirurgische Eingriffe wie Hernien genutzt wird. Da das Spital relativ klein ist, ist auch das Spektrum an Operationen relativ klein. Die meisten Notfälle werden weiterverwiesen und gerade, wer sich für operative Viszeralchirurgie interessiert, darf nicht zu viel erwarten. Das Haus funktioniert im Rahmen eines Belegarztsystemes. Die meisten Chirurgen kommen von außerhalb oder haben eine Praxis im Haus. Damit wird die Station von den Internisten geführt, an sich sind aber Innere und Chirurgie auf Station von einem Arzt betreut und damit auch von mir als PJler zusammen. Das bietet einerseits die Chance, den Überblick für die Innere nicht zu verlieren, da die Belegärzte aber selten da sind, bekommt man von chirurgischer Seite außerhalb von OP und Notaufnahme eher weniger mit.
Die Lehre musste aufgrund der Corona-Situation leider ziemlich ausfallen. Ansonsten gibt es wohl regelmäßige, gute Seminare zusammen mit den Spitälern im Umkreis. Im OP wurde mir wenig selbstständig erklärt. Allerdings waren alle für Fragen offen und die meisten erklärten dann auch die wichtigsten Dinge.
Wenn man nicht im OP stand, nahm man die geplanten Patienten für die nächsten Tage auf. Hier konnte man gut Patientenaufnahme üben, allerdings gab es auch niemanden, dem man diesen Patienten so wirklich übergab. Auch hier galt also, wenn man nicht aktiv nachfragt, wird man nicht unbedingt schlauer. Der sonstige Stationsalltag bestand vor allem aus Arztbriefen schreiben und mit auf die meistens sehr ausführlichen Visiten zu gehen.
Als PJler muss man kein Blut abnehmen und auch keine Braunülen legen. Wenn man dies möchte, kann man dies allerdings immer ansprechen.
Je nach Anzahl an PJlern muss man Dienste machen. Wir waren zu zweit, was für uns bedeutet, dass wir jeden zweiten Tag bis 21:00 Uhr G-Dienst hatten und danach Rufbereitschaft. Die anderen Tage verliefen bis 17/18:00 Uhr. Auch am Wochenende musste immer jemand da sein. Obwohl das nach schrecklichen vielen Stunden im Klinikum klingt, habe ich hier auch am meisten gelernt. Ist die Stationsarbeit erledigt und kein OP mehr am laufen, geht es runter in den Notfall. Dieser ist nicht nach Fachbereichen gegliedert und so traf man auf die verschiedensten Krankenbilder. Hier habe ich wirklich viel gelernt und konnte komplett eigene Patienten betreuen, viel nähen und bekam auch von den dortigen Ärzten immer ein Feedback. Überschüssige Überstunden können abgefeiert oder ausbezahlt werden.
Allgemein waren alle von Pflege, Assistenzarzt, Labor, Ober-/ und Chefarzt alle unglaublich nett. Wenn mal etwas nicht richtig lief, gab es eigentlich nie laute Worte. Auch ist das Ansehen als PJler viel höher als in Deutschland. Man hat ein eigenes Telefon, eine eigene Chipkarte, mit der man überall reinkommt und kann generell deutlich eigenständiger arbeiten.
Gewohnt habe ich in der Personalunterkunft zusammen mit den anderen PJlern und Assistenzärzten (circa 300€ Miete). Die Unterkunft war ein Einfamilienhaus und so haben wir uns dort auch gefühlt, wie eine richtige Familie. An den Wochenende, wenn wir alle Zeit hatten, konnten wir Ausflüge machen und die Schweiz ist wirklich schön! Nur der Übertritt nach Deutschland (6km) zum Einkaufen, Schwimmen usw. blieb uns leider verwehrt. Die Anschaffung eines Fahrrades kann ich sehr empfehlen.
Allgemein kann ich sagen, dass ich in meiner Zeit in Leuggern, trotz der Corona-Krise und damit einhergehendem geringerem Patientenaufkommen viel gelernt habe. Die Stimmung zwischen den Assistenzärzten und den PJlern war durchgehend unterhaltsam, lehrreich und hat viel Spaß gemacht. Das lässt die vielen Stunden an Arbeit wirklich erträglich werden.