Vorab ich habe dort eine 3 monatige Famulatur gemacht und mir hat es richtig gut gefallen!
Ich habe mich bewusst für eine Rehaklinik und nicht für ein Akutspital entschieden, da ich mal einen Einblick in eine Reha bekommen wollte. Die Unterschiede zu einem Akutspital sind groß, allen voran hat man wirklich Zeit für die Patienten, sich mit der Krankengeschichte auseinander zu setzen, genaue Anamnese zu machen. Stress steht absolut nicht an der Tagesordnung.
Die Rehaklinik ist, meiner Meinung nach eine eher kleinere Klinik mit 4 Stationen mit je ca 10-15 Betten. 1.Stock kardiologische , pulmologische und orthopädische Patienten, 2. Stock rein kardiologisch, 3.Stock Psychosomatik, 4.Stock alle Privatpatienten ( Kardio, Pulmo, Ortho). Patienten, die zur somnologischen Abklärung kommen, werden je nach freie Betten auf die Stationen aufgeteilt. Jeder Stock wird von einem eigene Kaderarzt und einem Assistentsarzt betreut. Im Erdgeschoß befindet sich Labor, Röntgen, Lungenfunktionstest, Ergometrie, Schlaflabor, Sonographieraum und diverse Untersuchungszimmer.
Zum Tagesablauf: Beginn war jeden Tag um 8 Uhr mit dem Morgenrapport. Man ist so ca.15min früher da, um sich bei der Pflege zu erkunden, ob die Nacht ruhig war und sich auf den Rapport vorzubereiten. Beim Rapport wurde die Nacht besprochen, die Neueintritte vom Nachmittag und die Ergebnisse vom Schlaflabor wurden gezeigt. Anschließend findet eine kurze Kaffeepause statt, wo die Klinik täglich ein Getränk spendiert. Nach der Pause findet die Visite um 9Uhr statt. Auf jeder Station findet 1x Kaderarzt und 1x Chefarzt Visite statt. An den restlichen 3 Tage wird die Visite vom Assistentsarzt durchgeführt. Nach der Visite werden Verläufe und Briefe geschrieben, Untersuchungen angemeldet oder durchgeführt, die Neueintritte vom Nachmittag vorbereiten, EKG und Röntgen befundet, aBGAs gemacht. Mittagspause war generell 2h lang (12-14 Uhr) und jeder hat das Recht dazu in dieser Zeit auch wirklich Pause zu machen, je nach Arbeit war sich manchmal auch kürzer. Am Ende des Tages muss die Arbeit erledigt sein.
Am Nachmittag wurden die Neueintritte aufgenommen (Anamnese, Status), direkt in den Computer diktiert und anschließend beim Nachmittagsrapport um 16 Uhr präsentiert. Die Neueintritte wurde immer noch am selben Tag vom Kaderarzt visitiert. Beim Rapport wurden sie dann kurz besprochen, somit jeder ein Bild vom neuen Patienten hatte. 1x in der Woche gab es Röntgen und EKG Besprechung, Ausgenommen von den Sommermonaten, aber unter dem Jahr findet auch 1x/Woche Journalclub statt, wo ein Assistenzarzt ein Interessantes Paper vorstellt und 1x/Woche gabs eine Fortbildung für die gesamte Rehaklinik wo immer unterschiedlich Arzt, Physio-, Ergotherapeut,...über ein interessantes Thema sprach.
Nach dem Rapport so gegen 16.30 ist Arbeitsende. Von den Assistenzärzten hatte immer einer Pikettdienst. (Wird als freier Halbtag gut geschrieben) 1x/Woche war immer 1h Wanderung gemeinsam mit den anderen Rehakliniken in Crans Montana, wo man als Arzt mitgeht, falls einer der Patienten einen Schwächeanfall bekommt. Nette Abwechslung zum Alltag und ein bisschen Bewegung bzw Spaziergang tut gut.
Das Personalhaus ist sehr schön, tip top eingerichtet, alles was man braucht ist da. Bettzeug Kochutensilien,...alles!
Mir hat die Famulatur richtig gut gefallen und ich kann sie jeden nur empfehlen. Das gesamte Team, von der Putzfrau bis zum Chefarzt sind alle total nett und man wird sofort integriert. Vom ersten Tag an ist man mit jedem per Du (ausgenommen CA, und CA Stv.) Man fühlt sich wie eine große Familie. Die Organisation in der Rehaklinik war rundum top! Das Spital selbst ist ein kleines aber sehr sympathisches Haus. Man wurde am ersten Tag mit offenen Armen begrüßt und war von Anfang an mit Mitarbeiterausweis, Computerzugang etc. ausgestattet. Es liegt mitten in den Bergen und man hat vor allem von der Dachterrasse einen direkten Blick auf die großen 4.000er Walliser Berge vom Toblerone Schokoberg Matterhorn bis nach Frankreich zum Mont Blanc und bis nach Italien. Die Lage ist einfach mega top und unglaublich!
In der Freizeit hab ich sehr viel unternommen und gemeinsam mit den Assistenzärzten sind wir oft etwas trinken gegangen oder eine Runde spazieren. Auch am Wochenende haben wir kleine Wandertouren unternommen. Daraus sind gute Freundschaften geworden und bin immer noch im guten Kontakt mit ein paar Assistenzärzten. Ich bin sehr froh, sie kennen gelernt zu haben.
Jeder der Sport- und Bergverliebt ist, ist hier genau richtig. mit dem unglaublich tollen Öffisnetz in der Schweiz ist schnell überall (Zermatt, Genf, Bern, Luzern) und man kann echt total viel unternehmen und sehen. Im Winter die Skipiste und im Sommer den Wanderweg oder die Bikestraße vor der Haustüre. Die Gegend ist ein Traum und Crans Montana liegt auf 1.500m auf einem unglaublich schönen großen Hochplateau mit einigen Badeseen und Wohlfühloasen.
Ich konnte in den 3 Monaten wirklich sehr sehr viel vor allem an Basics mitnehmen. Fast täglich befundet man Röntgenbilder, EKG oder Lungenfunktionen, sticht aBGAs...so sattelfest hab ich mich noch nie im Studium gefühlt. Alle sind sehr hilfsbereit, zeigen, lernen, erklären dir wirklich sehr viel. Man darf jeder zeit alles fragen und fühlt sich wirklich gut aufgehoben und gelehrt. Man lernt auch wie man Briefe, Verläufe richtig schreibt und dokumentiert bzw. diktiert. Was mir besonders gut gefallen hat...man konnte sich wirklich mit dem Patienten beschäftigen, von Anfang bis Ende. seine Krankengeschichte, die Medikation etc. Vor allem auch versuchen die Polypharmazie zu reduzieren....ist wie Rätsel lösen. ;-) ich Habe mich extrem gut betreut und aufgehoben gefühlt. Alle sind echt top.
Ich habe die Zeit dort richtig genossen, Freundschaften geschlossen und ich kann es jeden sehr ans Herz legen. Die Rehaklinik ist wärmstens zu empfehlen!!!