Aufgrund privater Umstände habe ich mich doch kurzfristig entschlossen, mein Inneretertial an meiner Heimatuni an der Universitätsklinik Regensburg zu absolvieren. Man kann sich im Vorfeld Stationen wünschen, ich habe mich für die Notaufnahme und die Hämatoonkologie entschieden. Man rotiert außerdem noch eine Woche auf die Intensivstation (alternativ auch 8 Wochen, wenn gewünscht). Zu den Stationen:
Notaufnahme:
Leute, geht auf jeden Fall hier hin!!!! Ich habe in den 8 Wochen dort mehr gelernt als in 3 klinischen Jahren in Vorlesungen. Wenn man sich gut anstellt, darf man selbstständig Patienten aufnehmen, die Diagnostik durchführen und Untersuchungen anmelden. Es macht unheimlich Spaß, selber von A bis Z die Diagnostik durchzuführen und am Ende alles zusammenzutragen und dem Oberarzt vorstellen. So lernt man in kürzester Zeit von dem infiziertem Pickel bis zur Paracetamolintoxikation unterschiedlichste Krankheitsbilder live kennen. Es wird wirklich einem vertraut, nur bei kardiologischen Krankheitsbildern oder ernsten Notfällen wird natürlich auch nachuntersucht! Aber sonst kann man sich sehr einbringen und den Ärzten (die alle Hammer waren) viel Arbeit abnehmen. Man kann auch die Entlassungsbriefe schreiben, aber bürokratischer wird es nicht, es wird erfreulicherweise darauf geachtet, nicht zu viel Papierkram zu verbreiten! Der Oberarzt Dr. Hupf (erkennbar an der silbernen Strähne) ist am engsten mit den Studenten und Assistenzärzten vertraut, ihn kann man wirklich ALLES fragen. Er erklärt dann plötzlich einem das gesamte Krankheitsbild und wie man jetzt vorgehen würde etc. Auch wenn man danach das dringende Bedürfnis hat, sämtliche Wälzer durchzuarbeiten um bei dem Wissen mithalten zu können, war es extrem lehrreich und nicht selbstverständlich, mal eben so spontan 20 Minuten das Krankheitsbild des Patienten durchzugehen. So hat man auch in Hinblick auf das mündliche Examen viel mitnehmen können. Man durfte zusätzlich auch Punktionen durchführen oder Kardiovertieren, bei Stentimplantationen dabei sein etc. Man konnte sich auch spontan einen Tag frei nehmen, bei Spät- oder Nachtschicht mitmachen, wie es einem am besten passt! Kurzum, wenn man sich anstrengt, sich fachlich vorbereitet werden es die besten 8 Wochen im Studium! Man kann aber auch durchhängen und 8 Wochen im Arztzimmer liegen, hier wird man wie ein Erwachsener behandelt, der selber dafür verantwortlich ist wie viel er macht und lernt, dafür wird dann einem auch sehr viel zugetraut! Und zu guter Letzt, es war zwischenmenschlich auch top! Ich hatte mit Dr. Hupf und den Assistenzärzten extrem viel Spaß, wir sind irgendwann eher wie Kumpels umgegangen die ein Bier trinken gehen, was nach den traumatischen Erfahrungen in diversen Op-Sälen natürlich eine willkommene Abwechslung dargestellt hat. Geht hin!
Hämatoonkologie/Station 21B.
War in Ordnung. Die Patienten über eine längere Zeit kennenzulernen war sehr bewegend, man kennt sie irgendwann sehr gut, was noch eine ganz andere Motivation mitsichbringt. Man kann außerdem halbwegs regelmäßig ZVKs legen, Lumbalpunktionen durchführen und auch Knochenmark punktieren. Dennoch gibt es insgesamt sehr wenig zu tun, was auch in der Natur des Faches liegt. Deswegen konnte man auch öfter schon beschämend früh nach Hause gehen, weil es ab 12 bis auf Studienprotokolle ausfüllen nichts weiteres zu tun gab. Das Stationsteam war aber super nett und lustig! Das große Plus waren die Patienten, dennoch würde ich mich im Nachhinein für eine andere Station entscheiden.
Intensiv: Eine Woche definitiv zu kurz. Hängt sehr von der Anzahl der Mitpjler ab, wenn man nur zu 2. ist der Hammer, man kann Arterien legen, ZVKs etc. Leider ist man teilweise zu 6., was natürlich ein kompletter Overkill ist. Insgesamt aber bestimmt super, wenn man länger dort bleibt!
PJ-Unterricht: Also, es gab schon fast zu viel Unterricht :D Montags immer Referate und Patientenvorstellung, Dienstag wechselnde Dozenten. Waren beides gute Veranstaltungen, auch wenn einem gegen Ende des PJs dafür die Puste ausgeht. Donnerstag und Freitag sich außerdem Lehrvisiten, diese sind super lehrreich, geht auf jeden Fall hin! Alle paar Wochen gibt es weiterhin Pharmaseminare und spezielle Themen. Ihr sehr, für Beschäftigung ist mehr als genug gesorgt. Es wird aber nicht darauf geachtet, ob man hingeht. Das zieht sich allgemeint durch das Inneretertial, man konnte weitesgehend sich selbstständig einbringen. Diese furchtbaren Tage, wo man wie ein feuchter Lappen nutzlos den ganzen Tag in der Ecke des Stationszimmer verbringt, gab es gar nicht!
Fazit: Es war ein super Tertial, man glaubt es kaum, aber danach hat man das Gefühl, nicht komplett lost zu sein wenn man alleine eine Station als junger Assistenzarzt betreuen muss.