Mein erstes Tertial wollte ich an der Uni machen und habe ungefähr das erlebt, womit ich auch gerechnet habe, also kurzgefasst: Maximalversorgung mit den modernsten Verfahren und Therapiekonzepten, viele seltenere Erkrankungen bzw. komplexere Verläufe; guter regelmäßiger Unterricht, dafür allerdings je nach Station wenig bis sehr Überlastete Assistenzärzte und manchmal etwas chaotischer Alltag. Eines meiner persönlichen Highlights sind die elektronischen Kurven: das Personal meckert da oft, allerdings finde ich Papierkurven, die man ständig der Pflege klauen muss oder wiederum nirgendswo finden kann, um einiges weniger praktisch.
Bei der Buchung dürft ihr zwischen Großhadern und Innenstadt entscheiden und diesen Wunsch im Portal angeben; je nach Bewerbungsanzahl wird dieser dann berücksichtigt oder auch nicht. Ich hatte mich für die Innenstadt entschieden; im November 2019 war übrigens die Portalklinik noch nicht fertig, also gilt diese Bewertung für die Klinik in der Ziemssenstraße bzw. den Modulbau im Hof. Was sich dann in der Portalklinik genau ändern wird, weiß ich natürlich nicht :)
Am ersten Tag des Tertials bekommen alle PJler der Innenstadt eine Einführung im Poliklinikgebäude mit einer Vorlesung allgemein zum Tertial und zur rechtlichen Situation im PJ. Danach kommen ein paar tutorienähnliche Einführungen in ein paar diagnostische Verfahren (Herzauskultation, Pulsstatus erheben usw.), von Ärzten oder auch von PJlern gehalten. Am nächsten Tag hatten wir eine Einführung speziell für die PJler der Inneren Medizin im Hörsaal der Medizinischen Klinik, wo ein paar nähere Infos zur Logbuchführung und zu den Rotationen mitgegeben werden. Da wird euch der PJ-Sprecher vom vorigen Tertial eine etwas informellere Einführung geben und euch in die Stationen einteilen, und zwar frei nach eurem Wunsch, soweit möglich. Rotationsmöglichkeiten sind wie folgt:
Stationen:
- Kardiologie
- Gastroenterologie
- Infektio/Angio/Nephro
- Neurologie
- Endo/Rheuma/Privatstation
- Geriatrie
- Intensiv
Ambulanzen usw.:
- internistische Notaufnahme
- Kardio Funktion
- Gastro Funktion
- Lungenfunktion
- Endo Ambulanz
- Sonographie
- Radiologie
- Tropeninstitut
- Psychosomatik
- mit dem Notarzt mitfahren
und ein paar andere, an die ich mich nicht mehr erinnern kann :) jedenfalls ziemlich viel. Großhadern hat teilweise eine etwas andere Auswahl.
Der PJ-Beauftragte PD Angstwurm gibt recht strikt vor, wie ihr eure Rotationen einzuplanen habt: 10-12 Wochen stationär, dabei jede einzelne Station mind. 4 Wochen, NA mindestens 1 Woche, Tropeninstitut mind. 1 Monat, der Rest meistens 1 Woche lang. Wer mit dem Notarzt mitfährt, muss über seine Eindrücke einen Aufsatz schreiben :)
Generell ist die Medizinische Klinik Innenstadt ein recht kleines Haus, verglichen mit Großhadern zumindest. Von jeder Fachrichtung gibt es nur je 1 Station, pro Station ca 10-20 Betten. Der Tagesablauf schaut meistens ungefähr folgendermaßen aus:
7:45 Ankunft, evtl. Morgenbesprechung
08 Uhr - 9/10 Uhr Blutentnahmen
9-11 Uhr Visite
11-12:30 Uhr Patientenaufnahmen
12:30 -13 Uhr Mittagessen
13-14 Uhr Fortbildung
14-16:30 Uhr Patientenaufnahmen, Briefe schreiben
16-17/18 Uhr Oberarztvisite
Welche Ärzte ich gerne besonders positiv erwähnen möchte:
Dr. Martini von der Akutgeriatrie
Dr. Löw und Dr. Steffen von der Kardiologie
Dr. Wagner und John (Nachname leider vergessen...) von der Notaufnahme.
Der Unterricht war fast immer sehr gut und fiel nur selten aus; eines der besten war der EKG-Kurs von Julius Steffen. Da durften wir EKGs vom Beamer befunden, und zwar ohne Lineal, sondern anhand von Kästchen. So lernt man auch ohne Lineal und Spickzettel die wichtigen Differentialdiagnosen schnell zu erkennen.
Von der Rheuma/Endo/Privatstation habe ich von vielen Menschen viel Schlechtes gehört; der Umgang sei sehr schlecht und man sei für BEs schlicht missbraucht worden.
Nun zu meinen eigenen Erfahrungen:
Kardio ist entspannt; hier wird euch schon immer wieder was von der Fachärztin erklärt, aber evtl. weniger, als auf anderen Stationen. Dafür schaut niemand blöd, wenn ihr um 17 Uhr doch auch tatsächlich Feierabend machen wollt. Außerdem darf man oft in den Herzkathether runter und bekommt ab und zu ganz professionellen EKG-Unterricht :)
Die Akutgeriatrie war eine der besten Rotationen in diesem Tertial.
Morgens gab es eine interdisziplinäre Besprechung mit Ärzten, Pflege, Physios, Logopäden und Ergotherapeuten. Es gibt nicht allzuviele Patienten, dementsprechend auch weniger BEs; dafür sind die Venen oft sehr schlecht, also dauerts schon noch locker eine Stunde.
Bei der Visite durften wir unsere Patienten immer selber visitieren, ansonsten haben wir die Visite dokumentiert, was auch sehr lehrreich ist, weil man lernt, die relevanten Infos herauszufischen und diese kompakt zu dokumentieren. Ansonsten lernt man auf dieser Station, mit geistig abbauenden Patienten umzugehen und sieht auch mal etwas von der Palliativmedizin. Insgesamt sind die Prioritäten bei der Behandlung etwas anders, als bei anderen Fachbereichen, dadurch gewinnt man hier einen wirklich besonderen Einblick.
Die Ärzte sind lieb und humorvoll, betreuen einen wie einen (zukünftigen) Kollegen und sind dabei doch sehr hilfsbereit. Alles in allem eine prima Station.
Die M1b (Infektio/Angio/Nephro) bietet viele Möglichkeiten, selbständig zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen; zudem gibt es aufgrund der multidisziplinären Belegung drei Oberärzte, die alle die Station regelmäßig am späten Nachmittag besuchen und euch sowie den Assistenten oft Fragen stellen werden bzw. äußerst viel Interessantes erzählen können. Eine Patientenvorstellung im Rahmen der Oberarztvisite (um die 16 Uhr) wird angeboten bzw. erwünscht; je nach Auslastung kann es sein, dass auch danach ein paar BGAs oder PVKs anstehen, also hat sich bei mir so mancher Stationstag auch mal bis 18 Uhr gezogen. Als man dann gehen wollte, hat sich der Assistenzarzt gewundert, wieso man nicht mehr den Rest der Blutabnahmen machen wolle. Also für diese Rotation etwas Durchsetzungsvermögen mitbringen, wenn ihr keine >10 Stunden lange Schichten machen wollt.
Die Rotation in die Notaufnahme ist extrem lehrreich; ihr nehmt die Patienten selber auf, trefft zusammen mit den Ärzten Entscheidungen über die Diagnostik, Therapie oder Weiterverlegung. Gearbeitet wird in Schichten: einmal 8-14 Uhr und 14-20 Uhr.
Die Besonderheit der Notaufnahme der Klinik am Sendlinger Tor ist, dass hier sehr viele Junkies aus dem Park nebenan landen. Sicherlich werdet ihr auch innerhalb einer Woche mehrere solche Patienten miterleben oder auch mitbehandeln.
Alle Kollegen sind sehr lieb und erklären gerne und viel (außer es geht vom Stress her gar nicht).
Last but not least die Ambulanzen bzw. Funktionsabteilungen:
In der Endokrinologie dürft ihr bei der allgemeinen Sprechstunde sowie bei den einzelnen Spezialsprechstunden dabei sein und zuhören; nach dem Patientengespräch wird der Fall durchgesprochen bzw. darf man die eine oder andere Schilddrüse selber schallen.
Im Ultraschall darf man grundsätzlich jeden Patienten vor dem Arzt selber vorschallen; je nach Kollege wird dann bei der eigentlichen Untersuchung eher wenig oder wirklich viel erklärt.
Alles in allem hat mir das Tertial sehr gefallen und ich würde es auch wieder machen. Außerdem wird es in der neuen Portalklinik bestimmt sogar noch besser :)
Bewerbung
Über das PJ-Portal. Einteilungswunsch (GH/INN) konnte berücksichtigt werden.