Dieses Tertial behalte ich in ausgezeichneter Erinnerung! Wir waren 4-5 StudentInnen an der Chirurgie und haben unsere 16 Wochen wirklich genossen. Nachdem die üblichen organisatorischen Hürden am ersten Tag überwunden waren (Gewand, Spindschlüssel, Mitarbeiterausweis etc. abholen), wurden wir dem Team vorgestellt und sehr herzlich aufgenommen. Ich versuche mal unseren Alltag darzustellen:
Wir hatten alle eigene Telefone, über die uns die drei chirurgischen Abteilungen anrufen konnten, wenn ein Patient zur Aufnahme gekommen war. Dazu gehörte natürlich Venflon, Blutabnahme, Anamnese- und Statusblatt ausfüllen. Gemeinsam mit den Stationsärzten wird kontrolliert, dass die perioperativen Medikamente, z.B. Antibiotikaprophylaxe, richtig verordnet werden. EKGs werden von der Pflege geschrieben und von KPJler und Stationsarzt beurteilt. Gelegentlich kommt auch eine Aufnahme am Nachmittag direkt von der Ambulanz. Briefe schreiben und Entlassungen vorbereiten wurde hauptsächlich von den Stationsärzten übernommen, die uns auch extra ein paar "passende" Patientenbriefe für die KPJ-Mappe überließen. Wer mag und gerade Zeit hat, kann bei der Visite mitgehen. Man wird wirklich NICHT als billige Arbeitskraft auf Station missbraucht.
Das lief aber mehr nebenbei, denn man wurde regelmäßig im OP gebraucht. Und dabei stand es uns selbst frei zu entscheiden, wer bei welcher OP assistieren möchte. Der Schwerpunkt liegt auf Allgemein- und Gefäßchirurgie. Bei kleineren OPs/Laparoskopien wie Hernien, Appendektomien oder Gallen wird viel erklärt und man hat als 1. Assistenz perfekten Blick und alle Hände voll zu tun. Auch bei Gefäßeingriffen bei pAVK ist man 1. Assistenz und kann neben Bypässen auch regelmäßig kombinierte Eingriffe mit Stenteinlage durch den Radiologen und anschließender Thrombendarterektomie sehen.
Ein weiterer Schwerpunkt sind Leberresektionen, die vom Primar Prof. Grünberger durchgeführt werden. Das Spektrum onkologischer Operationen schließt aber auch Colon- und Rektumresektionen und mit etwas Glück auch Magenteilresektionen ein. Wer lange OPs mag, kommt also voll auf seine Kosten. Dabei ist man großteils die 2. Assistenz. Unter Aufsicht des Operateurs darf man auch mal die Drainage annähen, knüpfen und selber zunähen. Es ist generell ein sehr angenehmes Klima im Team, fragen ist jederzeit erlaubt und erwünscht und wer sich aktiv einbringt wird beim Assistieren viel dazulernen.
Wenn an einem Tag mal weniger Operationen anstanden und die Aufnahmen auch schon abgehakt waren, verbrachten wir den Nachmittag oft in der Ambulanz. Es gibt 1-2 Räume für die chirurgische Ambulanz, wo man einiges zu sehen bekommt. Auch hier kann man Blut abnehmen helfen, Infusionen anhängen, Magensonden setzen, Doppleruntersuchung an Gefäßen durchführen und auch mal Abszesse ausräumen. Außerdem gibt es einen Raum für Wundversorgung, wo von diabetischen Füßen bis zum Abszess wegen iv Drogenmissbrauch alles dabei ist. Auch bei den Sprechstunden der Fachärzte kann man dabei sein, wenn eine größere OP geplant wird. Dann gibt es noch die Möglichkeit, vor allem vormittags bei Endoskopien dabeizusein.
Es gibt eine tägliche Morgenbesprechung, bei der die OPs der Nacht und die geplanten OPs des Tages kurz besprochen werden. Dabei werden auch gemeinsam mit einem Radiologen CT-Bilder und Angiografiebilder diskutiert. Prof. Grünberger nutzt gerne die Gelegenheit ein kleines Teaching einzulegen und Besonderheiten der Leberchirurgie zu erklären. Wer will, kann auch an Tumorboards und am Gefäßboard teilnehmen. Etwa 1x im Monat gibt es in der Früh eine Turnusarztforbildung mit unterschiedlichen Themen.
Daneben kam aber auch die Freizeit nicht zu kurz! Wir konnten im Durchschnitt immer pünktlich Schluss machen (zwischen 13:00-14:00) und hatten ausreichend Zeit für ein Mittagessen im Personalrestaurant. Dabei kann man auch gut mit anderen KPJlern oder Turnusärzten ins Gespräch kommen. Gelegentlich kann eine OP länger dauern, aber als ich an einem Tag mal wirklich pünktlichst weg musste, wurde einfach rechtzeitig für Ersatz gesorgt. Eigentlich selbstverständlich, habe ich sonst aber noch nie so erlebt!
Zusammenfassend kann ich ein Tertial an dieser Abteilung allen chirurgisch Interessierten, die gerne selber Hand anlegen wollen, wirklich nur empfehlen! Großartiges Team, unsere Arbeit wurde wertgeschätzt, ich habe wirklich viel gelernt und wir hatten viel Freiheit selber zu entschieden, wie wir jeden Tag gestalten.
Bewerbung
empfehlenswert 1 Jahr im Voraus, ich bekam sehr spontan noch einen Platz 1 Monat zuvor