Chirurgie war vorher mein absolutes "Angsttertial". Ich hatte keine OP-Erfahrung, konnte nicht nähen, wusste nicht, wie ich Verbände wickeln sollte. Am Marienwörth waren alle diese Sorgen unbegründet! Insgesamt wurde man von allen Kollegen sehr freundlich und respektvoll behandelt. Wenn man seine Unsicherheiten am Anfang offen kommuniziert und das Willen zeigt, viel zu lernen, bekommt man ganz viel gezeigt. Besonders positiv hat mich der Umgang im OP überrascht. Es gab keinen Moment in dem ich mich unwohl gefühlt habe, das gesamte OP-Personal ist sehr nett wenn man sich bemüht zeigt. Man profitiert deutlich von klarer Kommunikation "Kann ich mich anziehen? Ich komme mit an den Tisch. Wo darf ich vorbei gehen? Wie kann ich beim Lagern helfen? etc."
Man ist am Wörth jeweils etwa 6 Wochen eingeteilt auf der Viszeralchirurgie / Unfallchirurgie / ZNA.
In der Viszeralchirurgie beginnt die Visite noch vor der Frühbesprechung (Röntgendemo). Da ging es mir oft zu schnell, und ich konnte die Handschuhe nicht so schnell anziehen wie die Ärzte schon die Drainagen gezogen haben. Vielleicht war ich zu Beginn auch noch zu unsicher und zurückhaltend.
In der Unfallchirurgie sollten wir uns alle Tage abwechseln um in den OP zu gehen. Auf Station musste man sonst recht viele Briefe schreiben, ich hätte mir an der Stelle mehr Betreuung und Korrektur dabei gewünscht. Sehr oft kannte man weder den Patienten, noch die Operation, noch das folgende Prozedere und sollte sich einfach Vorlagen aus dem System raussuchen. Im OP durfte man dagegen als erster Assistent bei den meisten Oberärzten auch mal einen Hautschnitt machen, Metall entfernen oder Zunähen.
Am meisten Spaß hat es mir in der Notaufnahme gemacht. Hier ist mehr auf jeden Fall mehr, also selbst an die Schränke gehen, Verbandsmaterialien bereitstellen, Verbände aufmachen, säubern, und allen zeigen, dass man gerne mithilft (was mMn selbstverständlich sein sollte...). So kommt man auch zum Nähen, selbst Verbände anlegen, Sonographieren, ...
Hervorzuheben ist der Unterricht. Fast jeden Tag finden PJ- oder Assistentenfortbildungen statt mit wechselnden Themen, es gibt einen Ultraschallkurs, Fallbesprechungen usw. Ein Geheimtipp ist der Besuch beim Radiologen des Hauses. Er hat (fast) immer zwischendurch Zeit für Euch und zeigt euch interessante aktuelle Fälle oder "Klassiker", die jeder kennen sollte.
Es gibt außerdem einen PJ-Raum mit eigenen Spinden/Kühlschrank/PC/Kaffeemaschine/Schlafcouch, einen EDV Zugang, ein Schlüsselbund für das gesamte Haus, Mittagessen kostenlos in der Cafeteria, personalisierte Arbeitskleidung und ein eigenes Telefon für jeden PJ-Studenten.
Den Tag rundet in der Chirurgie die Besprechung am Nachmittag ab. Wir sind selten später als 16:30 aus der Klinik gekommen und wurden selbst im OP nach Hause geschickt, wenn unsere Arbeitszeit beendet war.