Ich war 7 Wochen auf der Station CH4. Insgesamt kann ich sagen, hat es mir für meine Bedürfnisse sehr gut gefallen. Ich möchte später kein Chirurg werden und hatte vor dem chirurgischen Tertial am meisten Respekt.
Aufgaben des PJlers:
Der Tag beginnt um 6.50 Uhr mit der Visite, die bei Chirurgen bekanntlich nach einer halben Stunde abgearbeitet ist. Man wird als Student nichts gefragt zu Krankheitsbildern oder Patienten und es wird auch nicht viel besprochen. Man sollte sich allerdings schon mitschreiben, wo VW oder Anamnesen oder ähnliches durchgeführt werden müssen. Danach folgen die Chefarztkonferenz und die Röntgenkonferenz und der Stationsalltag beginnt. Die Aufgaben des PJlers bestehen darin Blut abzunehmen, Verbandswechsel durchzuführen und danach neue Patienten "aufzunehmen" (Anamnesebogen ausfüllen und untersuchen). Die "Aufnahmen" müssen auch gemacht werden, wenn der Patient bereits vor 1-2 Tagen (am Wochenende vielleicht sogar länger) aufgenommen wurde oder sogar über die Notaufnahme kam und er dort schon untersucht wurde. Es geht im Prinzip nur darum, dass der Anamnesebogen für die vollständige Aktensammlung ausgefüllt wird. Ist vor dem Patienten manchmal schwer zu erklären, warum wir jetzt noch mal alles fragen oder untersuchen, wenn er eigentlich morgen schon wieder nach Hause geht. Es fragt danach auch niemand nach euren Anamnesen. Ihr stellt die Patienten den Ärzten nicht noch einmal vor (die kennen den Patienten eh schon), es geht wirklich nur um die Bürokratie, dass alles vollständig ist. Aber ihr könnt eure körperliche Untersuchung und eure Anamneseroutine dadurch festigen, was fürs 3. Stex hilfreich ist.
Nachdem die Aufgaben erledigt sind, ist der Tag des PJlers im Prinzip schon beendet. Das war meist gegen 10.30/11 Uhr, manchmal etwas später oder eher.
Briefe dürfen die PJler nicht schreiben, da vom Chef nicht gewünscht. Es gibt auch nicht sowas wie Kurvenvisite, wo man noch mal den Patienten besprechen könnte mit den Ärzten. Es ist halt Chirurgie und nicht Innere. Daher kann es auch mal sein, das plötzlich kein Arzt mehr auf Station war - da alle im OP verschwunden waren. Daher war man meist früh mit allen Aufgaben schon fertig. Heißt, ihr kommt auch immer zum Mittag essen, da müsst ihr keine Angst haben. Es wurde dann auch von den Ärzten direkt gesagt, wenn alles erledigt ist, könne man sich als PJler absprechen, dass einer länger bleibt (bis 14/15 Uhr - ab 15 Uhr ist eh der Diensthabene PJler da), falls doch noch mal jemand spontan im OP gebraucht wird oder noch Aufgaben dazu kommen und die anderen können nach Hause gehen. Da wir teilweise 5 PJler auf Station waren, könnte jeden Tag jemand anderes lang bleiben, so dass man nur 1 mal die Woche dran ist. (leider hat das bei uns damals nicht so gut geklappt mit den Absprachen...)
Das war auch das große Problem, was mich am meisten auf der Station gestört hat. Es sind viel zu viele PJler pro Station. Das mag wahrscheinlich auch jeder anders, aber mir persönlich hat das gar nicht gefallen. Wir waren halt teilweise 5-6 Mann. Und es gibt einfach nicht genug Aufgaben für so viele PJler. Da man dadurch auch zwangsläufig mehr untereinander zu tun hat, verpasst man auch oft Dinge, die unter den Ärzten alleine besprochen werden und bekommt von den Patienten weniger mit. Die erste Woche war ich ganz allein auf der Station, wo ich am meisten lernen und machen konnte.
OP:
Im OP wird man (zumindest auf der Allgemeinchirurgie; Unfallchirurgie sieht etwas anders aus) nicht fest eingeplant. Nur selten gibt es OP's, wo eine 2. Assistenz benötigt wird und ein PJler mit in den OP muss (maximal 1 x die Woche, eher seltener). Es ist auch schwierig, als Assistent eingeplant zu werden, da die Operationen nur kleine sind, wo nicht so viele Mann benötigt werden. Falls man unbedingt mit operieren möchte, könnt ihr natürlich immer fragen, aber in den meisten Fällen werdet ihr trotzdem nicht benötigt. Was allerdings immer geht: sich die OP mit anzuschauen! Ihr dürft immer mit in den OP und daneben stehen und zu schauen. Auch da kann man was lernen und da wird auch mit euch geredet/die Operation erklärt oder ihr könnt fragen stellen.
Unterricht:
Ihr könnt generell immer alle Fragen stellen, die ihr habt und es wird euch immer geantwortet. (Im OP, auf Station usw.) Die OA Schmidt nimmt sich auch fast jeden Tag Zeit und bespricht ein Krankheitsbild als kleine Lerngruppe mit euch. Dann setzt ihr euch mit Kaffee und Snacks in den Aufenthaltsraum und ihr könnt Fragen stellen oder euch berieseln lassen. Das fand ich ziemlich hilfreich und ohne diese kleinen Weiterbildungen hätte nicht so viel gelernt. Außerdem haben wir uns öfter mit unserem Fallbuch hingesetzt und miteinander chirurgische Fälle durchgesprochen (Zeit ist dafür auf jeden Fall).
Im Krankenhaus Neustadt gibt es dann noch für alle PJler Mittwochs 15 Uhr Weiterbildungen und alle 2 Wochen Freitags 13.15 Uhr eine Fallvorstellung, bei dem jeder PJler einmal dran kommen sollte.
Das Team:
Es sind alle Ärzte unheimlich nett. Da müsst ihr absolut keine Angst haben! Auch die Schwestern sind sehr lieb und respektieren euch auch (wenn ihr das auch tut und Rücksicht nehmt). Die Schwestern und Ärzte haben aber eher ein getrenntes Arbeitsleben. Es sitzen selten mal alle zusammen und frühstücken o.ä.. Auch die Schwestern könnt ihr immer gern fragen und sie helfen euch.
Dienste:
In Neustadt gibt es die Möglichkeit im Dienstsystem mitzuarbeiten. Ihr könnt euch dadurch Geld dazu verdienen. Und wenn Ihr am Wochenende Dienste macht, erhaltet ihr einen zusätzlichen Fehltag. Im Dienst arbeitet ihr in der Notaufnahme mit einem anderen Chirurgen zusammen und falls Operationen notfallmäßig anstehen, geht ihr mit den Oberärzten in den OP und assistiert.
Ich kann die Dienste jedem empfehlen, der auch abends/nachts weg bleiben kann. (Da ihr, wie bei normalen Diensten, im Krankenhaus schlaft - es gibt ein PJ Bereitschaftszimmer) Ich habe mit Abstand am meisten in den Diensten gelernt. Weil dort seid ihr der einzige PJler und die Ärzte in der Notaufnahme erklären sehr viel. Außerdem habt ihr dort die Möglichkeit eigene Patienten zu behandeln und bekommt dadurch eine Routine, wie man als Arzt vorgeht. Ich stand im Dienstsystem mehr im OP als normal auf Station. Trotzdem zählt es als Nebenjob. Ihr müsst also auch bereit sein, wirklich zu arbeiten und nicht einfach nur "da" zu sein. Auch etwas flexibler mit dem Dienstplan sollte man sein, weil wenn ihr nur einen Tag im Monat Zeit dafür habt.. kann es auch sein, dass ihr nicht eingeteilt werden. Obwohl der Arzt, der den Dienstplan erstellt, schon immer versucht, alle unterzubringen und auf alle Interessen einzugehen. Der Dienstplan wird ca. 2 Monate vorher erstellt. Wenn ihr wisst, dass ihr bald als PJler in Neustadt anfangt und bei den Diensten dabei sein wollt, schreibt also am Besten schon vorher eine E-Mail und fragt nach.
Zusammengefasst:
Wenn ihr kein Chirurg werden wollt; ihr euch freut, auch mal zeitiger nach Hause gehen zu können; wenn ihr vielleicht etwas Angst vor OPs und Chirurgie habt - da ihr noch nie/oder schon länger nicht im OP standet; wenn ihr nicht den ganzen Tag nur im OP stehen wollt: dann ist Neustadt was für euch.
Es sind alle super nett und ihr werdet nicht gezwungen 8h im OP Haken zu halten. Ihr lernt trotzdem etwas (besonders durch die kleinen Weiterbildungen mit dem OA), aber ihr habt als PJler trotzdem nicht sehr viel zu tun.
Wenn ihr jeden Tag im OP eingeplant , Briefe schreiben und den kompletten Umfang eines chirurgischen Alltags erleben wollt, dann seid ihr in Neustadt nicht richtig. Das könnt ihr dort leider nicht erleben. Natürlich ist alles eine Frage davon, wie man sich selbst einbringt ins Team. Aber es sind einfach zu viele PJler und zu wenig Aufgaben, dass ihr voll umfänglich integriert werden könnt.
Bewerbung
Ich habe das Neustädter Krankenhaus über das PJ Portal ausgewählt und einen Platz erhalten.