Es ist total unfair für die einzelnen Abteilungen eine einzige Note zu vergeben.
Bei mir kam hinzu, dass durch die Corona-Krise der ganze Klinikablauf gestört war. Es fand 3 Monate lang überhaupt kein Unterricht montags statt und wir hatten dafür den Tag frei. Alle elektiven OPs wurden abgesagt.
Man rotiert in der Chirurgie in die 3 chirurgischen Abteilungen.
In Thoraxchirurgie habe ich mich am wohlsten gefühlt. Die Ärzte sind nett, wollen einem etwas beibringen und es ist insgesamt einfach eine tolle Stimmung im gesamten Team. Man darf, wenn man will, mit in den OP und auch praktisch viel selbst machen, z.B. Thoraxdrainagen ziehen oder Briefe schreiben.
In der Unfallchirurgie wollen die Oberärzte und der Chefarzt, dass man sich engagiert. Wenn man nachfragt, darf man viel mit in die OPs, aber ansonsten sitzt man den ganzen Tag nur rum. Die Assistenzärzte sind größtenteils sehr unerfahren und kaum einer erklärt einem etwas. Bis auf eine einzige Frau sind die Oberärzte was die Lehre angeht ebenfalls total unmotiviert. Man muss immer hinter ihnen her rennen, damit man etwas erklärt bekommt. Die engagierte Oberärztin hat mit uns beispielsweise mal einen Nahtkurs an Schweinefüßen gemacht.Es besteht die Möglichkeit mit in die Notaufnahme zu gehen.
Eine totale Enttäuschung war die Allgemeinchirurgie. Die Stimmung ist eine reine Katastrophe und man würde sich wünschen, dass die Abteilung erst einmal ihre eigenen internen Probleme löst. Auch hier gilt, wer nachfragt, darf auch mal mit in den OP, aber wirkliches Interesse daran, einem PJler etwas beizubringen, habe ich nicht gemerkt. Außerdem muss man aufpassen (besonders von Oberärzten) nicht als Schreibkraft abgestellt zu werden.
Am Anfang muss man erst hinter allen möglichen Dingen hinterher laufen. Anstelle Arztzimmer oder wichtige Räume für PJler (man bekommt einen Transponder) direkt frei zu schalten, rennt man durch die Gegend und versucht Verantwortliche zu finden.
Während der Corona Krise wurden wir PJler unabhängig von unserem Fach auch im OP und auf der Intensivstation der Anästhesie unterstellt. Der Grundgedanke, dass wir PJler Beatmungsgeräte, manuelle Beatmung und eventuell auch Intubationen lernen, mag erst einmal gut gewesen sein, aber auch hier bestand kein Interesse uns wirklich etwas beizubringen. Stattdessen saß man viel rum und langweilte sich.