Ich habe mein 2. Tertial in der Inneren am Evangelischen Krankenhaus in Mülheim absolviert.
Während die Stimmung unter den Assistenzärzt*innen und den PJ'lern durchaus gut war, empfand ich die Einstellung der Verwaltung gegenüber den PJ'lern als ziemlich ignorant.
Lehre:
Insgesamt kann ich sagen, dass man mit ein wenig Eigeninitiative viel lernen konnte. Besonders der Chef der Allg. Inneren Prof. Hilgard ist super nett und erklärt wirklich viel, wenn man Interesse zeigt. Jeden Morgen findet vor der eigentlichen Visite eine Kurvenvisite statt an der man teilnehmen kann. Blutabnahmen gehören nicht zu den festen Aufgaben. Es kann aber durchaus mal vorkommen, dass man gebeten wird schwierige Blutentnahmen zu übernehmen. Wenn man Lust hat, kann man auch immer in der Funktion zuschauen und ggf, assistieren. Eine Pleurapunktion durfte ich gleich in der 1. Woche selbst durchführen (natürlich unter Aufsicht). Auf der Kardiologie herrscht chronischer Mitarbeitermangel, weshalb ich dort neben dem Schreiben von Briefen auch schnell meine eigenen Patienten betreuen durfte. Die Betreuung durch die Oberärzte ist hier eher durchwachsen und an einigen Stellen durchaus mit Vorsicht zu genießen.
Die lehrreichsten Rotationen waren definitv die IMC und die ZAMB. Genau wie auf den Stationen waren auch hier die Assistenzärzt*innen super nett und haben mir stets viel beibringen wollen.
Unterricht:
Ohne Bemühungen unserer PJ-Sprecherin hätte denke ich keine einzige Unterrichtsstunde stattgefunden. Der Unterricht ist ständig ausgefallen, denn man hätte ja von nichts gewusst. Ausweichtermine wurden dann auch gerne mal ins nächste Tertial verschoben. Auch die Corona-Epidemie bietet da keine wirkliche Ausrede, da Seminare auch dann ausgefallen sind, als diese noch/wieder zulässig waren. Einzig die Unfallchirurgen und Gefäßchirurgen haben wirklich guten Unterricht gemacht. Insgesamt war ich sehr enttäuscht von dem Angebot, da ich es aus anderen Lehrkrankenhäusern kenne, dass täglicher Unterricht durchaus möglich und üblich ist. Am EKM kann man sich über eine Stunde alle paar Wochen durchaus freuen.
Verwaltung und organisatorisches :
Uns wurde gleich am ersten Tag mitgeteilt, dass eine Auszahlung des ersten Gehalts erst am Ende des zweiten Monats erfolgen könne. Erst auf mehrfaches Bitten und den Hinweis, dass ich auf dieses Gehalt angewiesen sei, wurde es (nur!) mir dann doch ausgezahlt. Also falls ihr in die gleiche Situation geratet, lasst euch nicht mit Ausreden abspeisen, es scheint ja doch möglich zu sein. Dann sollten wir einen Kittel sowie eine weiße Hose zur Verfügung gestellt bekommen. Die ersten 6 Wochen hat die Wäscheausgabe überhaupt nicht funktioniert und wir mussten uns Wäsche von anderen PJ'lern aus dem OP mitbringen lassen, da es uns verboten wurde uns an den allgemeinen Wäsche-Pools zu bedienen. Einzig die Vergabe der Zugänge für die Computerprogramme hat einwandfrei funktioniert.
Ich hatte außerdem am ersten Tag gefragt, ob wir auf den Stationen Telefone bekommen würden. Darauf wurde mir geantwortet, dass dies nicht der Fall sei, da PJ'ler diese ja nur immer wieder kaputt machen würden....
Insgesamt würde ich sagen, dass man nichts falsch macht mit der Inneren am EKM, wenn man das ganze drumherum außer Acht lässt. Die Ärzt*innen geben sich wirklich Mühe einen zu integrieren und Wissen weiter zu geben. Ihr solltet jedoch immer auch auf eure Ansprüche bestehen und euch nicht einfach so abwimmeln lassen. Viele Assistenzärzte sind an dem Haus sehr zufrieden, grade auch weil die Stimmung untereinander so gut ist. Wer in der Region bleiben möchte und auf der Suche nach einem tollen Team ist macht am EKM mit Sicherheit einiges richtig.