Für mein chirurgisches PJ Tertial wollte ich gerne nach Österreich. Da mich besonders die Unfallchirurgie und vor allem die Versorgung der verunglückten Skifahrer interessierte. Bereits 1,5 Jahre vor Beginn meines PJs begann ich mit der Recherche und der Planung. Da man diesen Aufenthalt perfekt mit Skifahren kombinieren kann, schaute ich auf der Liste des LPAs Düsseldorf an welchen Lehrkrankenhäusern der Partneruniversitäten ein Chirurgisches bzw. Unfallchirurgisches Tertial möglich wäre. Ich schaute dabei besonders darauf, wo ein größeres Skigebiet in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses liegt. Dabei stieß ich auf das Bezirkskrankenhaus St. Johann in Tirol. Auf der Homepage holte ich mir sodann genauere Informationen für KPJ Studenten. (http://www.khsj.at/de/kpj-im-bezirkskrankenhaus-st-johann-in-tirol.html). Bezüglich Infrastruktur und Sozialleistungen des Hauses werden den KPJlern hier unter anderem folgende Aspekte vesprochen: Dienstkleidung, Garderobespinde, IT Zugänge, kostenloses WLAN, Dienstzimmer für Bereitschaftsdienste, Kostenfreie Unterkunft, Freie Verpflegung (Frühstück, Mittag- und Abendessen), 300€ Aufwandsentschädigung im Monat (beinhaltet 2 Dienste pro Monat), Parkplatz nach Verfügbarkeit, Betriebskindergarten in Absprache mit der Verwaltung, Möglichkeit bezahlter OP Assistenzdienste… Hierzu später mehr.
Über die Homepage war eine Online Anmeldung möglich. Hier schrieb ich eine Anfrage für meinen gewünschten Zeitraum, sowie mein gewünschtes Fachgebiet. Recht zeitnah bekam ich eine Antwort, in der mir ein KPJ Platz angeboten wurde, jedoch sei leider keine kostenfreie Unterkunft mehr verfügbar. Ich nahm den Platz sogleich an. Auf die Zusage bekam ich eine E-Mail mit einem Personalfragebogen und den erforderlichen Unterlagen, die bis zum PJ Beginn eingereicht werden sollten. Hierzu zählten: Lebenslauf, Studiennachweis, Geburtsurkunde, Staatsbürgerschaftsnachweis bzw. Reisepass, Versicherungskarte, Bankverbindung.
Hepatitis Titerbestimmung. Außerdem gab es bereits folgende Informationen zum PJ:
Für die Mitarbeiterkarte wird eine Kaution von € 30,-- eingehoben (bar am ersten Tag abzugeben), freie Kost, Bekleidung sowie eine Aufwandsentschädigung von € 300,-- im Monat. (2 Dienste pro Monat -1x wochentags und 1x Sa/So/FT - sind vorgesehen), Kranken- und Unfallversicherung sowie eine Haftpflichtversicherung,
Die Kaution für Bekleidung sowie Schlüssel in der Höhe von € 75,00 wird bei der ersten Aufwandsentschädigung einbehalten und bei Austritt rückerstattet,
Als Umkleidemöglichkeit stehen Ihnen Garderoben mit Schließfächern, welche mit 1-Euro-Münzen zu bestücken sind, im Personalhaus zur Verfügung, Die täglichen Dienstzeiten sind von Montag bis Freitag von 7.30 Uhr bis 16.00 Uhr.
Hier stellte sich jedoch später heraus, dass nicht alle diese Angaben richtig waren; aber dazu später mehr.
Blieb nur noch das Problem mit der Wohnung…durch eine Freundin bekam ich den Kontakt zum Personalhaus Alphof. Ein ehemaliges Hotel, welches nun für Saisonarbeitskräfte die Zimmer vermietet. Es liegt in Kirchdorf (ca. 4,5 km vom Krankenhaus entfernt) und ist in ca. 7 Minuten mit dem Auto zu erreichen. Ein Bus fährt auch in Richtung St. Johann, den habe ich einmal getestet und es hat einwandfrei geklappt (das Ticket für eine Einzelfahrt kostet 2,90 €). Das besagte KPJ Haus des Krankenhauses ist nämlich – wie ich später erfuhr – lediglich für Studenten, die an einer Österreichischen Universität studieren. Alle deutschen PJler, die ich hier kennen gelernt habe hatten sich ihre Unterkunft also selbstständig suchen müssen (Infos zu möglichen Unterkünften hatten sich die anderen PJler von der Ärztlichen Direktion des Krankenhauses eingeholt).
Dann ging es endlich los. Die benötigten Unterlagen hatte ich dem Krankenhaus vorab per Mail zukommen lassen. Da ich mit dem Auto zum Krankenhaus fahren musste, erkundigte ich mich vorab nach einer Parkmöglichkeit. Es gibt einige Parkplätze am KPJ Haus direkt am Krankenhaus, die jedoch soweit alle schon vergeben waren (hier kann Rücksprache mit der Ärztlichen Direktion bzw. mit den anderen KPJ Studenten gehalten werden). Ich parkte auf einem kostenfreien Parkplatz, der ca. 7 Gehminuten (je nach Schneelage) vom Krankenhaus entfernt ist (am Graflfeld bei New Yorker und MPreis oder alternativ auch bei der Bergbahn Harschbichl – hier jedoch nur von 08:00 bis 22:00 Uhr wegen möglicher Schneeräumung). Gleich neben dem Krankenhaus gibt es auch ein Parkhaus, wo man kostenpflichtig parken kann (es sei denn man hat Dienst – also bleibt über Nacht im Krankenhaus – dann kann man die Parkkarte am Morgen an der Pforte abstempeln lassen und parkt damit kostenlos im Parkhaus).
Am 1. Tag sollte ich mich um 7.30 h im Sekretariat der Ärztlichen Direktion einfinden (der postalische, persönliche und auch der telefonische Kontakt mit den Damen schon vor Antritt des PJs war wirklich sehr nett).
Hier wurde mir dann zunächst gesagt, dass ich an der Kassa am Haupteingang die 30 € Kaution für die Mitarbeiterkarte abzugeben habe. Mit dieser Bestätigung sollte ich dann zur Personalabteilung. Hier wurde mir ein Zentralschlüssel ausgehändigt, sowie ein Foto gemacht für einen Mitarbeiterausweis. Danach ging es noch zur Wäscherei, um die Dienstkleidung abzuholen. Hier traf ich bereits die ersten anderen PJler. Wir gingen dann zusammen in die Unfallchirurgische Ambulanz und stellten uns erst einmal vor. Es stellte sich schnell heraus, dass wir insgesamt 5 KPJler auf der Unfall waren und auch noch ein Famulant zu der Zeit dort war. Dieser zeigte uns zunächst einmal die Behandlungsräume, die Gipszimmer, den OP, die Station usw.
Die Ärzte stellten sich sehr nett vor jedoch war zunächst niemand wirklich für uns zuständig. Ebenso gab es auch keinen Raum, wo wir unsere Sachen abstellen konnten bzw. wo wir uns auch hätten umziehen können. Nach einigen Gesprächen mit anderen PJlern stellte sich heraus, dass es wohl eine sehr begrenzte Anzahl an Spinden gab um die wir uns selbst kümmern müssten. Also ging es am nächsten Tag gleich wieder zum Personalbüro; dort bekam ich einen Schlüssel für einen kleinen Spind in einem sehr kleinen Raum, wo man sich dann umziehen konnte (also nicht wie in dem Infozettel vermerkt war mit 1 Euro Münzen).
Gleich am ersten Tag bekamen wir – auf Nachfrage – einen Zugang für den PC, womit wir sodann radiologische und sämtliche anderen Anordnungen selbst tätigen konnten.
In der Unfallchirurgie begann der Dienst um 07:15 (nicht 07:30 wie auf dem Infozettel) mit der morgendlichen Röntgenbesprechung (im Keller im Lehrsaal). Danach ging es für die PJler und Famulanten auf die Unfallchirurgische-Station um Infusionen im PC-System abzuhaken, anzuhängen und die Blutabnahmen zu erledigen. Man war nicht fest im OP eingeteilt, sondern die Ärzte riefen entweder auf Station/in der Ambulanz an oder sprachen einen persönlich an, wenn sie im OP Hilfe brauchten. Wenn einen etwas besonders interessierte konnte man aber auch jederzeit den Operateur ansprechen und fragen, ob man bei einer Operation dabei sein durfte. Die war nie ein Problem. Hauptsächlich half man allerdings in der Ambulanz mit: hier kümmerten wir Studenten uns um die Erstordinationen der Patienten und nahm Patienten vom Helikopter und Rettungswagen in Empfang. Nach einer kurzen Anamnese und Untersuchung forderte man dann das entsprechende Röntgen, Ultraschall o.ä. an. Ebenso durften wir die Wundversorgungen übernehmen oder Luxationen reponieren.
Gleich in meiner zweiten Woche hatte ich meinen ersten Dienst d.h. von 07:15-07:00 Uhr im Krankenhaus sein. Zunächst lief der Arbeitstag ganz normal ab. Ab 16 Uhr holte ich mir dann an der Pforte das Diensttelefon ab. Man hilft nun ganz normal in der Ambulanz weiter mit und wenn im OP oder auf Station noch etwas anfällt, wird man angerufen. Das Abendessen – und evtl. auch Frühstück für den nächsten Tag – konnte man sich immer beim Mittagessen bestellen und sich dann so ab 17 Uhr an den Essenwagen neben den Aufzügen im Keller holen gehen. Zum Schlafen stand ein Dienstzimmer bereit mit Bad, dort konnte man dann die Nacht über schlafen.
Morgens bringt man dann das Telefon wieder an die Pforte zurück und darf dann nach Hause gehen und hat den Tag frei.
Hat man Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag Dienst, hat man den darauffolgenden Tag frei. Hat man an einem Freitag Dienst bekommt man keinen weiter Ausgleichstag sondern hat lediglich das Wochenende frei. Fällt der Dienst auf einen Samstag, darf man sich in der darauffolgenden Woche (Montag bis Freitag) einen Ausgleichstag nehmen. Fällt der Dienst auf ein Wochenende oder Feiertag holt man bereits um 07:00 Uhr früh das Telefon an der Pforte ab und hilft zunächst auf den Stationen mit und geht dann später in die Ambulanz. Im Dienst ist man immer für alle Abteilungen zuständig also auch für die Gyn und die Innere (mit Laborabnahmen, Zugängen, BGAs, Influenzatest usw.), sowie auch für die Unfall- und die Allgemeinchirurgie. D.h. auch als PJler der Inneren hilft man im Dienst den Chirurgen im OP.
Während meines Aufenthaltes hier bekam ich eine E-Mail von der Uni Innsbruck, dass ich noch eine online Anmeldung durchführen sollte (dauerte lediglich 10 Minuten). Daraufhin folgte eine weitere E-Mail mit der Bitte um Überweisung der Studiengebühren (ÖH Beitrag von 19,70 €); damit sei nun alles erledigt.
Ich habe mich sehr gut mit den anderen PJlern verstanden und wir haben auch relativ viel miteinander unternommen. Zu den Ärzten bzw. dem anderen Klinikpersonal habe ich nicht so eine enge Bindung aufgebaut, sodass man auch außerhalb der Klinik viel zusammen unternommen hätte.
Es gab allerdings auch einige Angebote vom Betriebsrat (Information an den Pinnwänden in der Klinik) wie z.B. einen Langlaufkurs oder Nachtrodeln am Gaisberg, wo man sich anmelden konnte. Die Abende waren wirklich sehr lustig und dort hat man auch mal die Mitarbeiter etwas anders kennen gelernt. An Freizeitprogramm ansonsten steht natürlich Skifahren an erster Stelle. Mit dem Skigebiet St. Johann selbst und den umliegenden Gegenden wie Kirchberg, Kirchdorf, Kössen, Kitzbühel, Fieberbrunn usw. gibt es ausreichend Pisten, die befahren werden wollen. Man kann sich im Personalbüro eine Arbeitsbestätigung ausstellen lassen, so bekommt man in den meisten Skigebieten auf den Skipass einen Mitarbeiterrabatt. Viele der PJler haben sich gleich einen Saisonpass gekauft; da es bei mir am Anfang relativ schlechtes Wetter war und ich an vielen Wochenenden schon andere Dinge geplant hatte hat sich das für mich nicht so gelohnt aber ich kam auch immer mit den Stunden- oder Tagekarten sehr gut aus. Ansonsten kann man auch überall sehr gut Langlaufen, was vor allem nach der Arbeit eine sehr gute Beschäftigung ist. Wenn man keine eigene Ausrüstung hat, kann man sich alles in den nahe gelegenen Sportgeschäften problemlos ausleihen. Im nahegelegenen Lärchenhof habe ich einen Biathlon Schnupperkurs besucht; dieser findet ab der Saison 2019/2020 in Kirchdorf statt. Ich hatte mich schon von zu Hause aus um eine Möglichkeit zum Tennisspielen bemüht und bin im nahe gelegenen Ort Erpfendorf im Hotel Lärchenhof fündig geworden. Hier habe ich einmal die Woche mit einem Trainer gespielt. Ebenso gibt es in St. Johann selbst mehrere Möglichkeiten Fitness zu machen. Ich erkundigte mich nach einem Fitnessstudio und bin schließlich im „Fitness 4 Fun“ aktiv geworden. Hier gibt es von Tageskarten über 10er Blöcke und Monatskarten mehrere Möglichkeiten. Das Studio bietet ebenso auch Kurse an, die neben dem Fitnessstudio besucht werden können. „Die Fitmacherin“ bietet ebenso Kurse an mit Intervall- und Zirkeltraining. Vom Krankenhaus aus gibt es dienstags auch eine Fußballgruppe, der man sich jederzeit anschließen kann.
Insgesamt muss man sagen, dass die Einteilung der Studenten (PJler und Famulanten) vom Krankenhaus aus nicht optimal geregelt ist. Wir waren die meiste Zeit mindestens 5 Studenten und das ist einfach für so eine Ambulanz viel zu viel. Da sich selbst die Ärzte gegenseitig auf den Füßen standen und keinen freien PC zum Arbeiten hatten. Wie hatten uns dann einen Dienstplan erarbeitet, sodass 2-3 Studenten in der Früh da waren und die anderen 2-3 dann später kamen und auch länger blieben. Ich bin manchmal auch freiwillig am Wochenende arbeiten gegangen und habe dann unter der Woche frei genommen. Da am Wochenende meist Hochbetrieb war und sich die Mitarbeiter dann wirklich über Hilfe gefreut haben.
Die Wäscherei hat immer von 7-9 und von 11-12 geöffnet, sodass man zu diesen Zeiten seine Dienstkleidung dort auswechseln gehen kann.
Am letzten Tag gibt man dort auch seine Dienstkleidung ab und wird dann aus einer Liste ausgetragen. Die Kaution soll dann mit dem letzten Gehalt rücküberwiesen werden.
Die Schlüssel gibt man wieder in der Personalabteilung ab und die Mitarbeiterkarte an der Kassa am Haupteingang. Hier bekommt man dann auch die 30 Euro Kaution in Bar zurück.
Die PJler die die meiste Zeit mit mir dort waren, waren super nett und wir haben uns super verstanden, sodass wir auch außerhalb der Klinik relativ viel zusammen gemacht haben. Das hat meine Zeit in St. Johann definitiv zu einer schönen Zeit gemacht. Die Arbeit im Krankenhaus selbst hab ich mir noch etwas spannender vorgestellt. Insgesamt war durch das schlechte Wetter allerdings auch nicht so viel los wie sonst, aber insgesamt war es eine tolle Erfahrung und eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte. Lediglich die Studentenorganisation muss vom Haus besser geregelt werden, da man sonst definitiv nicht so viel lernt und die meiste Zeit eher tatenlos rumsteht.