PJ-Tertial Gynäkologie in Helios Klinikum Erfurt (3/2020 bis 6/2020)

Station(en)
Gyn5, Stationen 34 und 35, Ambulanz, Kreißsaal
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Ein sehr durchwachsenes Tertial und aus verschiedenen Gründen nicht zu empfehlen.
Am ersten Tag wurde ich zunächst von allen nett begrüßt und der Chef erklärte mir, dass ich von den 16 Wochen Tertial 8 Wochen in der Gynäkologie und im OP verbringen werde und 8 Wochen im Kreißsaal und in der Geburtshilfe.
Der Tagesablauf auf der gynäkologischen Station begann früh um 7 Uhr mit Visite, dann folgte 7:30 die Frühbesprechung und ab 8 Uhr war ich dann meistens im OP für einen bzw mehrere Eingriffe. Der Chef macht viele urogynäkologische OPs und fragt gern Anatomie und Grundlagenwissen ab. Zwischendurch gab es Stationsarbeit wie Aufnahmen, Restharnsonografien, ab und zu Flexülen legen und ganz besonders Briefe schreiben. Ab und zu durfte ich eine körperliche Untersuchung/Anamnese zur Aufnahme machen, meistens vebrachte ich die Zeit aber beim Haken halten im OP oder vor dem Computer um die Briefe zu schreiben.
Meine Hoffnung lag auf den 8 Wochen Kreißsaal, da ich Geburtshilfe schon immer als spannend und abwechslungsreich empfand. Diese "Kreißsaalzeit" muss ich bewusst in Anführungszeichen setzen, da ich trotz des Wechsels so gut wie jeden Tag für mehrere Eingriffe im OP stand, was natürlich einen Großteil des Arbeitstags einnahm. Einige wenige Tage konnte ich den ganzen Tag im Kreißsaal verbringen, diese waren jedoch eher rar gesäht. Ansonsten war der Ablauf ähnlich wie auf meiner ersten Station: 7 Uhr Visite entweder auf der präpartalen Station oder auf der Wochenstation, das konnte man sich recht frei aussuchen. Dann OP, ansonten im Kreißsaal Aufnahmen begleiten, Briefe schreiben, in der Sono zusehen oder bei einer Spontangeburt/Sectio dabei sein. Nachmittags gab es für beide Abteilungen noch einmal eine Besprechung, danach konnte man meistens gehen. Mittagessen war prinzipiell möglich, konnte je nach OP-Programm/noch anstehender Arbeit aber auch mal auf nach 14 Uhr fallen. In der Mensa kann man sich für 3,40 ein Essen zum Mitarbeiterpreis mit Salat, Hauptgang und Dessert holen.
Ich habe auch einen 24h Dienst mitgemacht, der war echt eine gute Erfahrung und ist zu empfehlen!
Ich möchte mit den Dingen anfangen, die mir positiv aufgefallen sind und die ich in den 16 Wochen sehr geschätzt habe:
- zunächste möchte ich eine Handvoll Ärztinnen hervorheben, die sich wirklich Mühe gegeben haben und sich Zeit nahmen mir Dinge zu zeigen, Sonos zu erklären, eine Fallbesprechung zu üben, usw. Dort durfte ich größtenteils aktiv mitarbeiten und mit untersuchen, es wurden auch Sachen nachgeschaut, wenn meine Frage nicht sofort beantwortet werden konnte. Das fand ich wirklich toll und möchte es hier keinesfalls unerwähnt lassen, auch wenn ein Großteil des Teams diese Bemühungen nicht gezeigt hat.
- die Hebammen, Hebammenschülerinnen und Schwestern/Pfleger waren sehr nett und hilfsbereit, Probleme hatte ich da eigentlich nie.
- gleiches gilt für das OP-Team. Bis auf eine Mitarbeiterin, die teils wirklich unverschämt unfreundlich zu mir war, habe ich dort immer Hilfe und Unterstützung erhalten und wurde stets mit freundlichen Worten empfangen.

Folgende Dinge haben mich an diesem Tertial dennoch immens gestört und auch dafür gesorgt, dass ich mich dort einfach nicht wohlgefühlt habe:
- meine ständige Präsenz im OP, auch in der versprochenen Zeit, die ich ausschließlich im Kreißsaal verbringen sollte. Ich habe das mehrfach bei verschiedenen OberärtzInnen angesprochen, geändert hat sich nichts.
- ich wurde besonders auf der Gynäkologie nicht richtig eingearbeitet, es war mehr ein 5-minütiges "Hier mach mal" ohne, dass ich es danach wirklich wusste oder konnte. Erklärt wurde nur das Nötigste. Auf meine Nachfragen wurde teils genervt reagiert, sie wurden abgetan oder ich wurde angemeckert. Wenn meine Arbeit unvollständig war, wurde ich nicht selten wirklich unfreundlich zurecht gewiesen, was ich als unfair empfand, da ich es durch mangelnde Erklärungen eben einfach nicht besser wissen konnte.
- mit der allergößte Minuspunkt und meiner Meinung nach auch nicht tragbar war der Umgangston und das PJler-Ansehen. Das betraf natürlich nicht alle Ärztinnen und Ärzte (siehe Pluspunkte), aber größtenteils ist man dort entweder nonexistent oder nur Derjenige, der im OP die Haken hält und danach die Briefe fertig macht, mehr aber auch nicht. Fragen stellen kann man nur bei Manchen und auch das gewöhnt man sich recht schnell ab, besonders wenn man im OP auf eine fachliche Frage ein "Gehirn einschalten!!" an den Kopf geworfen bekommt. Bei meiner Anwesenheit bei Sonos kam man nur selten auf die Idee mir das Gesehen zu näher zu bringen, lediglich einige Male habe ich tolle Erklärungen und richtig was gezeigt bekommen. Ich hab mich im gesamten Tertial super unerwünscht gefühlt. Man ist eben da, mehr aber auch nicht. Wirkliche Motivation für Lehre hat augenscheinlich kaum Jemand. Mir ist natürlich bewusst, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind, aber ein freundlicher Umgangston, fachliche Erklärungen oder ein paar Sonos unter Aufsicht sollten schon drin sein.
- man kann sehr wenig praktisch machen. Auf permanentes Nachfragen durfte ich im Kreißsaal ein paar Mal vaginal untersuchen und zwei Mal einen Ultraschall bei einer Schwangeren machen. Letzteres aber eher widerwillig und nur auf viel Eigeninitiative. In der Ambulanz ging da schon ein bisschen mehr: Anamnese, körperliche Untersuchung, Brust abtasten, Nierensonos und im ganzen Tertial lediglich 2 Spekulumuntersuchungen. Für ein PJ ist das definitiv zu wenig.
Insgesamt war meine Zeit in der Gynäkologie und Gebursthilfe keine absolute Katastrophe, aber auch weit entfernt davon, angenehm oder schön zu sein. Es gab wenige gute Tage, größtenteils schleppt man sich durch. Hätte ich noch einmal die Wahl, würde ich mich gegen ein Tertial hier entscheiden. Sicher ist das aber auch Geschmackssache und manche kommen mit der Arbeitsatmosphäre vielleicht ganz gut zurecht. Bei mir war das nicht der Fall.
Bewerbung
Ãœber das PJ Portal
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Blut abnehmen
Braunülen legen
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
649

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
4
Unterricht
4
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.67