PJ-Tertial Chirurgie in Klinikum St. Marien (3/2020 bis 6/2020)

Station(en)
Gefäßchirurgie, Notaufnahme, Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, Diagnostik
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Das chirurgische Tertial am Klinikum St. Marien beende ich mit gemischten Gefühlen. Es gab definitiv gute und schlechte Bereiche, deshalb bewerte ich die chirurgischen Disziplinen einzeln.
Nachdem ich schon mein Innere Tertial in Amberg gemacht habe, und das mich eigentlich relativ überzeugt hat, wollte ich auch die erste Hälfte meines chirurgischen Tertials hier ablegen und nachdem Corona mir mein Auslandstertial in Südafrika genommen hat, machte ich dann auch die zweite Hälfte hier. Hier schon mal ein großes Lob, dass die komplette Organisation problemlos ablief, ich konnte kurzfristig meine Wohnung behalten und auch sonst lief alles glatt.

In Amberg bekommt man einen festen Rotationsplan, dieser beinhaltet 5 Wochen Unfallchirurgie, 1 Woche ZNA, 7 Wochen Allgemeinchirurgie und 3 Wochen Gefäßchirurgie.

Unfallchirurgie
Ich startete mit UC und war hier positiv überrascht. Als Jemand, der eher gesunden Respekt bis Angst vor dem Chirurgietertial und dem Ausbeuten als Hakenhalter hatte, wurde ich hier nett empfangen und von den Ärzten als Person und Mensch wahrgenommen. In der UC gibt es zweit Stationen, die A2 mit Fokus Alterstraumatologie (ist gekoppelt mit der Geriatrie) und die E3 als eher allgemeinere Unfallchirurgie. Beide Stationen hatten nette Ärzte und ein nettes Team. Man startete um 7 Uhr morgens mit Visite und nach der Visite war Röntgenbesprechung. Danach ging man meistens in den OP. Auf Station war es leider eher langweilig, weil die chirurgischen Assis mit dem normalen Stationsalltag beschäftigt waren und es schien nicht so als hätten sie überhaupt die Möglichkeit viel zu zeigen. Aber das war auch in Ordnung.
Durch Corona wurde die UC - Rotation dann doch auch früh unterbrochen, wir wurde heimgeschickt, nachdem die OPs runtergefahren wurden und wir nur ein unnötiges Infektionsrisiko darstellten. Deshalb fehlt mir dann der lange Überblick über den OP-Alltag, aber in den OPs, in denen ich war, war stets eine entspannte Atmosphäre, man durfte jederzeit Fragen stellen und andere PJler durften auch regelmäßig nähen bis Schrauben, die außerhalb der Corona Zeit im OP waren. Einziges Manko war eine einzige Op-Schwester, die auch schon bekannt war als Pjler-Hasserin und jedem Klischee einer Opschwester gerecht werdender Nervensäge.
Alles in allem trotz körperlich anstrengender Beinhalteops eine gute Rotation.

Allgemeinchirurgie
Als nächstes ging es auf die Allgemeinchirurgie. Hier merkte man dann mehr die Coronaausläufer, da weitere PJler dazu kamen, die das M2 nicht schreiben durften und andere, die ihren Auslandsaufenthalt gecancelled sahen, sodass wir bis zu 5 Pjler auf der Allgemeinchirurgie waren. Diese hat normalerweise 2 Stationen (E1/E4), aber während unseres Tertials war nur noch die E4 offen. Der Fakt, dass wir so viele Pjler waren gepaart mit den runtergefahrenen OPs, führte dazu, dass wir selbst für einen normalen Pjler überdurchschnittlich überflüssig waren. Die Assistenzärzte halfen nicht gerade bei dem Gefühl, da sie uns großteils ignorierten, unsere Namen nach 7 Wochen noch nicht kannten und uns schließlich aus dem Arztzimmer verbannten, da schlichtweg kein Platz war. So verbrachten wir unsere Tage im Untersuchungszimmer und bekamen nichts vom Stationsalltag mit und hin und wieder musste jemand dann in den OP.
Im OP war meiner Meinung nach ein gutes Klima, der Chefarzt und die Oberärzte waren alle eigentlich sehr nett (bis auf einen OA) und stellten Fragen und versuchten einen miteinzubeziehen. Dass ich das stupide Hakenhalten und häufig sinnlose Danebenrumstehen per se nervig finde, wurde dadurch erträglicher gemacht. Hin und wieder durfte man dank einer der netteren Assistenzärzte (Eckhardt, Ignat) auch mal etwas Nähen.
Der stationseigene Drachen, eine Assistenzärzten, vor der wir schon vor dem Tertial gewarnt wurden, war auch um einiges angenehmer, nachdem wohl im Vorfeld durch unsere Vorpjler mit ihr geredet wurde. Das heißt, uns wurde nicht mehr feindselig gegenübergetreten, was für mich zwar das Mindeste ist, aber wirklich nett aufgenommen und aktiv von den Assistenzärzten mitgenommen, wurden wir trotzdem nicht. Und mag sein, dass wir mehr Eigeninitiative zeigen hätten sollen, aber irgendwo sind auch die Grenzen, wenn man ständig wie ein Schatten folgen muss. Und anders ging es eben auch, wie einige Assistenzärzte gezeigt haben.
Fazit: Vieles Schlecht, kaum was gelernt, aber vielleicht trotzdem noch besser als ein durchgeknechtetes Pj an einem Uniklinikum.

ZNA
Die ZNA hat mir sehr gut gefallen. Motivierte Assistenzärzte, die einem viel zeigen, einen gern nähen lassen und auch aktiv einbinden und einen sogar suchen, wenn es irgendetwas interessantes gibt. Das hat mich sehr überzeugt.
Wenn man sich auch brav bei jedem vorstellt, wird man auch überaus positiv empfangen und sogar die Oberärztin der Chirurgie ist erpicht darauf, dir etwas zu zeigen oder dich nähen zu lassen.
Fazit: 1 a

Gefäßchirurgie
Der Empfang in der Gefäßchirurgie war direkt ein anderer. Man wurde von Oberärzten, Chefarzt und Assistenzärzten herzlich empfangen, es wurde sich direkt am ersten Tag in einem kleinen Kreis mit einem unterhalten und man wurde ausgefragt, wer man ist und was man sehen will. Die Oberärzte hatten nach dem ersten Tag schon meinen Vornamen drauf und haben mich damit angeredet, eine willkommene Abwechslung zum "PJler!" -Ruf aus der Allgemeinchirurgie.
Im Op bekommt man viel erklärt, minus ist leider, dass man nie zum nähen kommt und sonst auch wenig über den Hakenhalter hinauskommt. Aber durch die netten OÄ und die unglaublich nette OP-Pflege kommt man darüber hinweg.
Wenn man nicht im OP ist, kann man mit den zwei Wundschwestern Wunden versorgen, VACs selbstständig wechseln und auch mal bisschen Blut abnehmen und Viggos legen. Ein bisschen schade war, dass auch hier man dann weitgehend ignoriert wurde von den Assis, beispielhaft war hier zum Beispiel, dass einmal im Nebenraum ein Demerskatheter entfernt wurde, also eine MiniOP und doch wurden wir Pjler, die im Raum saßen nicht informiert und haben das nur durch Zufall gemerkt, dass da grade was interessantes stattfindet. Ich finde, wenigstens ein kurzes "Hey, hier ist grad was cooles" wäre zumindest nett, damit man nicht bei jedem Mal, wenn der Assi aufsteht und irgendwohin geht, treudoof folgen muss.
In der Ambulanz wurde von den OÄ viel erklärt, man konnte selbst mal Gefäße schallen und viel sehen. Allgemein war ich mir häufig unsicher, wie frei und nett man mit den OÄ reden konnte, weil ich das einfach nicht gewohnt war aus vorherigen Erfahrungen. Großes Lob! Der CA war auch sehr nett, vielleicht ein bisschen zu redselig, aber doch positiv zu sehen.

Ich hatte hier auch eine Wohnung, die war einwandfrei, gerade da man sie umsonst dazu gestellt bekommt. Das Essen was man jeden Tag mit einem Chip kaufen konnte war unterdurchschnittlich schlecht, gerade in vegetarischer Hinsicht. Da hat man dann doch häufig auf den Kiosk zurückgegriffen und lieber eine normale Semmel gegessen.

Zusammengefasst kann man sagen, dass das chirurgische Tertial wirklich in Ordnung war. Es hatte Höhen und Tiefen, häufig saß ich rum und hab mich gelangweilt, häufig war ich im OP und hab nichts anderes getan als einen Haken zu halten, der häufig weit weg vom eigentlichen OP Fokus war, aber dennoch hatten sich meine schlimmsten Befürchtungen auf keinen Fall bewahrheitet, eher das Gegenteil.

Bewerbung
Pj Portal
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Prüfungsvorbereitung
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Notaufnahme
Botengänge (Nichtärztl.)
Mitoperieren
Braunülen legen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.2