PJ-Tertial Chirurgie in Werner-Forssmann-Klinikum (11/2018 bis 3/2019)

Station(en)
Unfallchirurgie / Allgmein-, Viszeral-, Gefäß-, Thoraxchirurgie
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Vorab ein paar allgemeine Infos zu dem Tertial:

Das Werner Forßmann Klinikum ist von Berlin aus mit dem RE3 oder RE24 gut zu erreichen. Fahrkostenzuschuss kann beantragt werden, ebenso ein Fahrrad, um vom Bahnhof zur Klinik zu kommen. Alternative bekommt man ein Zimmer, das allerdings nicht auf dem Klinikgelände liegt, sondern in Finow, ca. 15-20 min mit dem Fahrrad entfernt. Man sollte aber wissen, dass der Weg zum Teil durch einen Wald führt, der zwar beleuchtet, aber nicht asphaltiert ist. Im Sommer sicherlich ganz angenehm, aber im Winter bei Dunkelheit und Frost war das weniger schön. Man kann zwar auch mit dem Bus zur Klinik fahren, was einige auch taten. Das geht allerdings nur mit Umsteigen und dauert viel länger, was den Sinn eines Zimmers in Kliniknähe wieder in Frage stellt. Wenn man in Eberswalde wohnt und nicht nur zur Klinik will, sondern ab und zu auch in die Stadt, ist es sowieso empfehlenswert, ein gutes Fahrrad oder ein Auto zu haben, denn die Stadt ist ziemlich hügelig.
Das Zimmer ist in einer 3er WG, die Mitbewohner sind meistens andere PJler, manchmal auch Pflegeschüler oder sonstige Mitarbeiter. Wenn man schon andere PJler kennt und gemeinsam in eine WG möchte, kann der Wunsch berücksichtigt werden. Die Wohnungen sind sauber und renoviert, abgesehen von einem merkwürdigen Geruch im Treppenhaus war alles top. Es gibt eigentlich alle notwendigen Küchenutensilien, Kühlschrank, Waschmaschine und das wichtigste: WLAN. Jedes Zimmer ist ausgestattet mit Bett, Schrank, Schreibtisch, Stühle und auch sehr wichtig im Winter: eine funktionierende Heizung. Bettwäsche werden gestellt, Handtücher muss man selbst mitbringen. Man hat auch Zugang zu den Kellerräumen und kann dort sein Fahrrad abstellen. Es gibt aber auch Fahrradständer vor dem Gebäude. Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist Kaufland, ca. 3 min mit dem Fahrrad entfernt. In der Stadt gibt es auch andere Supermärkte und Drogerien sowie Kino, Schwimmbad, Zoo und einen botanischen Garten. Es gibt von Finow eine direkte Busverbindung zum Bahnhof.
Tipp: auch wenn man keinen Anspruch auf ein Fahrrad vom Klinikum hat, kann trotzdem der Fahrradkäfig am Bahnhof genutzt werden. Praktisch, wenn man z.B. übers Wochenende wegfährt und das Fahrrad am Bahnhof stehen lassen will. Dafür müsst ihr beim Schlüsseldienst der Klinik nachfragen und ein kleines Pfand hinterlegen.
Noch ein Tipp: Man kann ein wenig Geld zur Unterstützung einer Mitgliedschaft in einem der kooperierenden Sportvereine oder Fitnessstudios beantragen. Eine Liste der Einrichtungen findet ihr im Intranet, oder fragt beim Personalbüro nach.
Es gibt eine Aufwandsentschädigung von 350€/Monat. Essen bekommt man in der Kantine bis 4 Euro kostenlos, das reicht eigentlich immer da es sehr günstig ist (und gar nicht so schlecht).
Und nun zum medizinischen Teil:
Für das chirurgische Tertial ist eine Rotation auf der Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie vorgesehen. Es gab auch PJler, die auf eigenen Wunsch nicht rotiert sind. Die Reihenfolge konnten wir nicht selbst aussuchen. Ich war die ersten 8 Wochen auf der Unfallchirurgie. Dies war eine spannende und lehrreiche Zeit und hat meine Begeisterung für das Fach geweckt, obwohl ich davor gar kein Interesse daran hatte. Ich wurde sofort ins Team integriert und fühlte mich dort sehr wohl. Die Ärztinnen und Ärzte waren sehr nett und mit wenigen Ausnahmen immer bereit, einem viel zu erklären und beizubringen. Assistieren bei OPs kommt auch nicht zu kurz. Es waren hauptsächlich Hüft- und Knie-TEPs, Osteosynthesen, Arthroskopien und Schulter-OPs. Seltener assistiert man bei handchirurgischen Eingriffen. Insgesamt war die Stimmung im OP top und oft sehr lustig, die OTAs sind auch sehr nett und können einem viel beibringen. Ich durfte oft Drainagen annähen, tackern und nähen, sogar einige Materialentfernungen und kleinere OPs machen. Auf Station gab es für mich oft nicht so viel zu tun. BEs waren überschaubar, und wurden von anderen gemacht, wenn ich im OP war. Und wenn sie auch nicht gemacht wurden war das nie schlimm. Briefe durfte ich schreiben, wenn ich wollte, und die wurden auch besprochen oder korrigiert. Aufnahmen habe ich vielleicht eine Handvoll gemacht, oft unter Aufsicht. Die Pflegekräfte waren nett, aber insgesamt hatte ich wenig mit ihnen zu tun. In der Rettungsstelle war ich nicht so oft, durfte aber einige Male Patienten untersuchen, Wunden nähen und Tetanus-Impfungen verabreichen. Einige der Ärzte achteten darauf, die PJler in die Rettungsstelle zu rufen, wenn es was Spannendes gab. Insgesamt war die Zeit in der Unfallchirurgie klasse und ich kann es jedem herzlichst empfehlen. Studientage konnte man sich jederzeit nehmen, vorherige Absprache mit dem leitenden OA war gewünscht. Auch als ich krankheitsbedingt einige Tage ausgefallen bin, war das überhaupt kein Problem.
Tagesablauf: 6:45 Röntgen-Besprechung, 7:00 Visite, danach gemeinsames Frühstück. Ab 8:00 OP oder Station. Gemeinsames Mittagessen oft möglich. Feierabend war fast ausnahmslos pünktlich, es sei denn, man wollte freiwillig länger bleiben um bei spannenden OPs zuzugucken, wenn diese etwas länger dauerten.
Danach ging es für mich auf die Allgemeinchirurgie. Dies war das absolute Gegenteil von dem, was ich auf der Unfallchirurgie erlebt hatte. Die Station ist in aufgeteilt in Gefäßchirurgie und Allgemein/Viszeral/Thoraxchirurgie, und es war erwünscht, dass die PJler rotieren. Wie auch in anderen Berichten beschrieben, war die Stimmung im Team kühl und unangenehm, wobei ich die Gefäßchirurgen netter fand. Auf Station wurden die PJler fast ausschließlich zum Blutabnehmen und Flexülenlegen eingesetzt. Ein Teaching fand nicht statt. Die Hauptaufgabe der PJler ist, sich bei der Visite alle BEs zu notieren, die man nachher in den Rechner eingeben (+ Etiketten ausdrucken + auf die Röhrchen kleben) und dann abnehmen darf. Auch sind PJler für die stationären Aufnahmen zuständig. 2 Mal durfte ich eine Thorax-Drainage ziehen und ein paar Mal Ports anstechen. Das war’s. auf der Gefäßchirurgie kann man immerhin öfter ABIs messen. Die Wundversorgung wird von einem Wundpfleger übernommen, das heißt, wenn man hier was lernen möchte, sollte man sich an ihn wenden. Überhaupt habe ich in dieser Zeit von dem Wundpfleger und dem Gefäßassistenten am meisten gelernt. Briefe konnte ich keinen einzigen schreiben, auch wenn ich wollte, denn die wurden schon von Assistenzärzten geschrieben, während wir mit BEs beschäftigt waren. Theoretisch kann man auch in die Rettungsstelle oder in die Sprechstunden gehen, wenn „auf Station nichts mehr zu tun ist“. Das kam aber praktisch sehr selten vor. Insgesamt lernt man hier über die chirurgischen Krankheitsbilder so gut wie gar nichts. Fragen werden zwar immer beantwortet, aber da man von dem Verlauf bei Patienten nichts mitbekommt ist es schwierig, überhaupt Fragen zu stellen. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass die PJler nur für das Erledigen unbeliebter Tätigkeiten da waren und sonst eher störten. Da wurden auch mal schnell noch paar BEs verordnet oder sonstige Tätigkeiten gefunden, wenn man sich mal ins Arztzimmer zurückzog um eine Pause zu machen. Durften uns auch mal nach 5 Stunden OP/BEs anhören, dass wir noch nach BEs oder Aufnahmen schauen sollen, denn „ihr müsst euch hier nicht langweilen als PJler“, was ich einfach daneben fand. Die Pflegekräfte waren meistens freundlich, es gab allerdings auch schwarze Schafe.
Die OPs waren eigentlich das Beste an dem Ganzen, denn alle Oberärzte und auch der Chef waren sehr nett und man konnte definitiv paar Sachen lernen und auch Nähte und Kameraführung üben. Der leitender OA achtete darauf, dass beide PJler in möglichst unterschiedliche OPs kommen. Assistenzärzte haben aber auch hier Vorrang. Bedingt durch Krankheit/Urlaub von den Oberärzten kam es gelegentlich vor, dass die PJler tagelang nicht für OPs eingeteilt wurden, was besonders ätzend war. Die Gefäßchirurgen brauchten zwar selten einen Assistenten, aber wenn man wollte, konnte man eigentlich bei jeder OP zugucken. Auch die Thoraxchirurgischen Eingriffe waren sehr spannend. Hierfür am besten gleich mit dem Chef sprechen.
Fairerweise muss ich sagen, dass ich vermutlich durch meine Erfahrung mit den Unfallchirurgen verwöhnt war und höhere Erwartungen an meiner Zeit in der Allgemeinchirurgie hatte. Andere PJler, die vorher nicht bei den Unfallchirurgen waren, waren nicht so unzufrieden wie ich. Wenn man definitiv weiß, dass man später kein chirurgisches Fach machen möchte, trotzdem kein Problem mit OPs hat und ganz viel Blutabnehmen üben will, kann man hier auch glücklich werden. Anderen kann ich nur die Unfallchirurgie empfehlen.
Tagesablauf: 6:45 Visite (faktisch erst um 7), ab 8 Uhr OPs. Feierabend so gegen 15:30. Zeit zum Frühstücken gab’s nicht, gemeinsames Mittagessen war möglich wenn man nicht im OP war.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Braunülen legen
Mitoperieren
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
350

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
2
Freizeit
2
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.2