Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Auch wenn Hof ein ganzes Stück von Erlangen entfernt liegt, lohnt sich der Weg hierher allemal!
Das Tertial wird meist so geplant, dass man zwei Wochen in der Gefäßchirurgie, sieben Wochen in der Unfallchirurgie und sieben Wochen in der Allgemeinchirurgie verbringt. Nach Rücksprache mit den Sekretärinnen kann man diesen Plan aber auch ändern und z.B.zusätzlich oder alternativ in die Plastische Chirurgie und Handchirurgie gehen.
Da Corona-bedingt während meines Tertials die Zahl der Patienten und der Eingriffe reduziert war, hatten wir als Ausgleich in manchen Wochen bis zu viermal Unterricht bei den Chefärzten, damit wir trotzdem viel mitnehmen können. In Hof gibt es keine festen Zeiten für den Unterricht, sodass sich entweder einer der chirurgischen Chefärzte oder wir PJler uns selbst darum gekümmert haben, wann und zu welchem Thema Unterricht stattfindet. Das Tolle in Hof ist, dass so gut wie alle Ärzte bereit sind, uns Studenten etwas beizubringen. So wurde der Unterricht nach unseren Themenwünschen gestaltet und auch eine Fortbildung zum Thema Corona durch einen Pulmologen ließ sich für uns chirurgische PJler problemlos vereinbaren. Besondere Highlights waren der Naht- und der Osteosynthesekurs mit Kunstknochen.
Gefäßchirurgie:
Hier war ich viel im OP, auf Visite und in den Sprechstunden dabei. Der CA nimmt einen auch gerne als Assistenz mit in den OP und erklärt viel. Die Betreuung erfolgte durch eine sehr nette Gefäßassistentin, die sich über Hilfe beim Blutabnehmen gefreut hat.
Allgemeinchirurgie:
Hier hatte ich leider keinen festen Ansprechpartner, einige der Ärzte fühlten sich aber für uns PJler verantwortlich und haben viel erklärt. Man läuft viel auf Visite mit und ist in der Röntgen- und der Frühbesprechung dabei. Bei Interesse kann man sich auch beim Gastro- und Tumorboard anschließen. Wenn im OP noch jemand zur Assistenz gebraucht wird, wird man angerufen oder vorher schon gefragt. Wenn noch andere Famulanten oder PJler auf der Station sind, kann man sich da gut untereinander absprechen und sich die OPs aufteilen. Ansonsten ist es einem freigestellt, ob man im OP zuschaut, in die Notaufnahme oder in die proktologische Sprechstunde geht, die Stomaschwester begleitet (die sich auch sehr über Interesse freut und einem gerne viel erklärt und machen lässt) oder was sonst noch Spannendes an dem Tag stattfindet... In der AC gibt es auch eine Blutabnehmeschwester, die sich über Hilfe freut und einen auch gerne mitnimmt, wenn man erst einmal betreut Nadeln Legen etc. möchte. Außerdem durfte ich nach Absprache einen Tag auf der Intensivstation verbringen, was sehr spannend war. Mein Highlight in der AC war eine offene Appendektomie, die ich unter Anleitung und mit Assistenz des CA durchführen durfte.
Unfallchirurgie:
Hier wurde ich sehr warmherzig empfangen und super in das Ärzteteam integriert. Mit dem Physician Assistant auf der Station hat man auch immer einen kompetenten, freundlichen und humorvollen Ansprechpartner zur Seite. Der Tag begann immer um 7 Uhr mit einer Röntgenbesprechung der Unfall- und der Handchirurgen sowie einer Übergabe der Nacht. Bei interessanten Fällen erklären die Chefärzte auch gerne, sodass die Besprechung auch immer wieder zur kleinen Fortbildung wurde. Dem CA der UC liegt die Ausbildung der PJler generell sehr am Herzen, sodass ich auch in den OP gerufen wurde, um mich auf einen Hocker mit Blick auf den Bildwandler zu setzen und während der OP eine private Fortbildung zu genießen. Ansonsten wird man auch gerne z.B. als 2. Assistenz bei Hüft-TEPs etc. eingesetzt, aber bei mir auch nicht mehr als einmal, max. zweimal am Tag. Wenn der CA operiert, achtet er auch darauf, dass man nicht nur das Bein hält, sondern auch etwas lernt und hält dann auch mal kurz selbst, sodass man sich das OP-Gebiet anschauen kann. Außerdem durfte ich die Drainagen annähen. Ansonsten geht man auf Visite mit, übernimmt kleinere Aufgaben auf der Station (Entlassgespräche führen, mal eine Nadel legen oder mal Blut abnehmen (auch hier übernimmt das vormittags eine Blutschwester), bei Lust und Laune einen Entlassbrief schreiben, mal betreut einen Rehaantrag ausfüllen etc.) und geht um 15 Uhr zur Röntgenbesprechung, bei der die Röntgenbilder des Tages noch einmal mit den Oberärzten durchgeschaut werden und Wichtiges an an Dienst übergeben wird.
OP allgemein:
Das OP-Personal ist sehr freundlich und aufgeschlossen und zeigt einem gern das korrekte sterile Verhalten. Bei Interesse beantworten die Anästhesisten auch bereitwillig Fragen, der CA erklärte mir irgendwann auch von alleine Zusammenhänge und einer der Oberärzte war auch begeistert, uns eine Fortbildung zum Thema Narkose zu halten. Wenn man sich vorstellt und nett fragt, darf man auch bei den Operationen der anderen Fachrichtungen zuschauen, bekommt Dinge erklärt und darf u.U. auch mit an den Tisch. So durfte ich z.B. bei einer Sectio assistieren.
Notaufnahme:
Je nachdem welcher Assistenzarzt gerade die Notaufnahme betreut hat, durfte man mehr oder weniger selbst machen und hat mehr oder weniger erklärt bekommen. Wenn der CA der Notaufnahme merkt, dass man Interesse hat, erklärt er einem auch viel. Auch war es kein Problem, sich mal das Ultraschallgerät auszuleihen, um sich gegenseitig zu schallen, als es gerade ruhig in der Notaufnahme war, oder bei den Internisten mitzugehen, wenn es gerade keine chirurgischen Patienten gab. Wichtig ist, dass man sich in der Notaufnahme den Pflegern vorstellt (gilt auch für den OP ;) ), dann wird man aber auch öfters miteinbezogen. Wenn man Lust hat, darf man auch mit gipsen.
Weiteres:
Auch ein Besuch im Herzkatheterlabor oder in anderen Diagnostikabteilungen ist, wenn man lieb fragt, jederzeit möglich. Außerdem findet einmal im Monat eine Fachweiterbildung für die OP-Schwestern statt, bei der man auch nach Rücksprache mit dem Dozenten teilnehmen kann, wenn man nicht gerade im OP gebraucht wird.
Sonstiges:
Studientage sind teilweise nach Absprache mit dem jeweils zuständigen Chefarzt möglich.
Das warme Essen im Casana ist eher durchschnittlich. Die Brötchen sind gut, aber leider auch recht teuer. Man bekommt aber für jeden Tag 4,50€ Essensgeld.
Es ist wirklich toll, dass kostenlos für den Zeitraum ein Zimmer in einem sogenannten Hotel gestellt wird. Da sollte man sich allerdings vom Namen nicht täuschen lassen, ein Wohnheim trifft es wohl eher. Wenn man viel Glück hat, erwischt man ein Zimmer, das vor Kurzem hergerichtet wurde, sauber ist und vielleicht sogar noch Wlan-Empfang hat. Ansonsten gibt es ein gutes Wlan in einer in die Jahre gekommenen Sitzgruppe oder im Krankenhaus. Im Haus gibt es eine Gemeinschaftsküche. Es ist zu empfehlen, sich selbst einen Satz Besteck und Geschirr und einen eigenen Spülschwamm und Geschirrtücher mitzubringen. Die Lage der Unterkunft ist gut; sie ist fußläufig zum Krankenhaus und zum Untreusee.
Hof ist eine ländliche Stadt in einer schönen Landschaft, zu deren Erkundung ein Auto vorteilhaft ist. Entgegen ihrem Ruf eignet sich die Fußgängerzone gut zum Bummeln. Definitiv empfehlen würde ich einen Besuch im Stadtpark (Theresienstein) und im Botanischen Garten.
Fazit:
Ich hätte nie gedacht, dass mein chirurgisches Tertial so schön und lehrreich wird. Wer nicht im PJ als billige Arbeitskraft ausgenutzt werden, aber etwas lernen möchte und bereit ist, etwas Eigeninitiative zu zeigen, ist hier definitiv richtig aufgehoben!