Allgemein:
Insgesamt kann ich mich den guten Bewertungen nur anschließen und ein Tertial in der Chirurgie im Krankenhaus Agatharied uneingeschränkt empfehlen. Obwohl es sich um ein kleineres Haus handelt, sieht man hier ein breites Spektrum der Unfall-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Aufgrund von Corona war der OP-Betrieb leider vor allem am Anfang des Tertials noch ziemlich runtergefahren und es wurden beinahe ausschließlich Notfallindikationen operiert. Für chirurgieinteressierte PJler wie mich, war es daher am Anfang häufiger schwieriger, "an den Tisch zu kommen". Dies wurde in der zweiten Hälfte und nach den Lockerungen dann deutlich besser.
Die Teams sind in allen Fachbereichen äußerst freundlich und man genießt als PJler eine hohe Wertschätzung und fühlt sich schnell als Teil des Teams. Besonders wenn man eine gewisse Motivation mitbringt, waren so gut wie alle Ärzte(Assistenten, OA, Chefärzte) gewillt, einem etwas zu erklären und beizubringen. Man bekommt einen Spind, Dienstkleidung, Telefon, EDV-Zugang(mit eintägiger EDV-Einführung)und einen Schlüssel für die OP-Umkleide gestellt. Das Mittagessen war so gut wie immer möglich und es meistens überdurchschnittlich gut. Ein besonderes Lob an den PJ-Beauftragten S.H., der seine Rolle mit viel Engagement angeht und immer ein offenes Ohr für die Studenten hat.
Rotation: Man rotiert generell zwischen der Viszeral-/Gefäßchirurgie(7 Wochen), Unfallchirurgie(7 Wochen) und Notaufnahme(2 Wochen). Bei besonderem Interesse an einem speziellen Fachbereich können die Rotationszeiten aber auch flexibler gestaltet werden.
Fortbildungen/Teaching: Durch Corona fand ein Teaching leider über die gesamte Zeit des Tertials nur sehr unregelmäßig, bzw. nicht statt. Vereinzelt und auf Anfrage wurde ein Ultraschallkurs oder ein Osteosyntheseteaching angeboten. Zu Beginn des Tertials in der Hochphase der Pandemie war der Verzicht auf ein regelmäßiges Teaching absolut nachvollziehbar. Gegen Ende des Tertials wäre aber meiner Meinung nach ein regelmäßiges Teaching in kleinen Gruppen durchaus wieder möglich gewesen. Dies ist daher mein beinahe einziger Kritikpunkt.
Arbeitsweg/Unterkunft: Ich bin über die gesamte Zeit mit der BOB aus München gependelt, was auf Dauer doch ein wenig anstrengend und nervenaufreibend war, da die BOB häufiger verspätet oder ganz ausgefallen ist. Monatstickets für die BOB, sowie das Semesterticket werden von der Klinik erstattet. Dienstbeginn war demnach für mich um 08:00. Auf der Unfallchirurgie hat man somit leider die Frühbesprechung, als auch einen Großteil der Visite verpasst, was schon einen Nachteil darstellte. In der Viszeral-/Gefäßchirurgie hat man meistens noch die Hälfte der Visite mitnehmen können.
Es ist auch möglich, einen kostenlosen Platz in dem Personalwohnheim zu bekommen, was auch viele PJler wahrgenommen haben. Da ich erst eine Woche vor Tertialbeginn wusste, dass ich nach Aga gehe, hatte ich mich für das Pendeln entschieden.
Viszeral- /Gefäßchirurgie(Station 9) Tagesablauf:
Morgens: Visite, Blutabnahmen, Verbandswechsel
Danach konnte man ziemlich frei entscheiden, wie man den Rest des Tages verbringt.(Auf Station Briefe schreiben, Konferenzprotokolle, Reha-Anträge bearbeiten oder in den OP gehen) Ich habe mich fast immer für letzteres entschieden ;) Fest als Assistenz in den OPs eingeteilt wird man hier aber deutlich weniger, als in der Unfallchirurgie.
Das OP-Spektrum beinhaltet beinahe die gesamte Bauchchirurgie, zudem werden Schilddrüsen operiert und auch die in der Gefäßchirurgie bekommt man von Aortenprothesen und Karotisstenosen über gefäßchirurgische Notfälle alles zu sehen.
Unfallchirurgie(Station10) Tagesablauf:
7:15 Frühbesprechung, dann Visite, BEs, Verbandswechsel.
Auf der Station 10 gab es eine super liebe Stationssekretärin die auch BEs übernimmt und einem die Verbandwechsel zeigt und dabei hilft.
Bei einigen OPs waren PJler fest eingeplant(vor allem Schulter, Hüft und Knie TEPs, aber auch bei einigen unfallchirurgischen OPs). Hier einfach morgens auf den OP-Plan schauen und dann rechtzeitig in den OP gehen.
Das Op-Spektrum beinhaltet die gesamte Unfallchirurgie, sowie orthopädische Hüft-, Knie- und Schulter-OPs(TEPs, sowie Athroskopische OPs)
Notaufnahme:
Die Zeit in der interdisziplinäre Notaufnahme hat mir besonders gut gefallen. Durch die Lage an den Alpen kann es besonders bei gutem Wetter ganz schön zugehen. Nach kurzer Zeit kann man eigene Patienten übernehmen(untersuchen, Indikationen stellen, versorgen, dokumentieren(natürlich nach RS mit einem Arzt)), nähen, reponieren, etc. Hier ist die Lernkurve extrem steil und man lernt schnell das selbstständige Arbeiten.
Fazit:
Insgesamt hatte ich eine super Zeit in Agatharied und nach dem ganzen M2-Corona-Disaster mitsamt spontaner Umplanung aller 3 Tertiale, stellte sich Aga als ein absoluter Glücksgriff heraus. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen Ärzten, Schwestern und vor allem bei dem PJ-Beauftragten S.H. bedanken.
Bewerbung
Ich musst wegen Corona meine gesamte PJ-Planung kurzfristig über den Haufen werfen und neu planen. Es war in Aga spontan ein Platz frei geworden. Bewerbung übers PJ-Portal.