Das PJ-Erlebnis im Sana-Klinikum variiert stark von Station zu Station. Insgesamt gibt es die Fachbereiche Kardiologie, Gastroenterologie mit Diagnostikwoche, Pulmologie und die Notaufnahme. Wenn man möchte, bekommt man auch alle Bereiche zu sehen und rotiert nach vier Wochen weiter.
Die Kardiologie ist dabei ein ziemlicher Alptraum. Die Schikane, EKGs schreiben zu müssen, bleibt einem zumindest erspart, doch stehen pro Tag 40 bis 50 Blutabnahmen an, sodass man damit bis Mittag beschäftigt ist. Je nach Assistenzarzt, kommen am Nachmittag dann noch welche dazu, die vormittags vergessen worden waren - sodass man teilweise auch viermal zum gleichen Patienten gehen darf...
Es ist absolut selbstverständlich und absolute Pflicht, als PJler Blut abzunehmen und Braunülen zu legen. Freut man sich einmal, dass es nicht so viele sind, wird man zur nächsten Station weitergereicht, um da ebenfalls Blut abzunehmen...
Corona-bedingt durfte man irgendwann nicht einmal mehr mit zur Visite, was man ehrlicherweise aber auch so kaum je geschafft hat wegen der ganzen Blutabnahmen.
Theoretisch darf man auch mal mit in den Herzkatheter, was bei mir jedoch nicht der Fall war. Dafür gäbe es ja die Diagnostikwoche.
Wenn man nicht beim Blutabnehmen war, dann bei irgendwelchen Botengängen oder man telefoniert munter dem Hausarzt hinterher.
Durch Corona gab es nur ein bis zwei Aufnahmen pro Tag - früher gehen durfte ich jedoch nur unter größtem Krach, es könnte ja sein, dass um 16 Uhr noch eine Blutabnahme ansteht... Eigene Patienten durfte ich ebenfalls nicht betreuen.
Kurzum: Es war frustrierend und wenig lehrreich.
Deutlich besser ist es in der Notaufnahme. Hier untersucht man Patienten eigenständig, nimmt sie auf, bespricht sie mit dem Oberarzt und lernt viel über EKG und Herzecho. Blutabnahmen und Nadeln werden von der Pflege übernommen, sodass man sich gänzlich auf die Patienten und doch vielfältigen Krankheitsbilder konzentrieren konnte.
Doch auch hier wurde ich manchmal von der Kardiologie abgerufen, um dort Blut abzunehmen... Manche Assistenzärzte sind da auch sehr relitent und fordern das mit unvergleichlicher Vehemenz ein. Da hatte ich das Gefühl, dass ich in deren Augen einzig und allein für Blutabnahmen da war...
Ebenfalls in Ordnung war die Pulmologie, wo der Chefarzt recht nett ist und viel fragt und erklärt bei Visite. Die beiden Stationsärztinnen waren ebenfalls sehr nett, erklärten viel und waren ungewohnt dankbar, wenn man mal Blut abgenommen hat - boten auch ihre Hilfe an, wenn es mal mehr war.
Hier bekam ich auch erstmals ein Zimmer zugewiesen mit eigenen Patienten, die ich etwas betreuen und begleiten durfte.
Die Diagnostikwoche ist ebenfalls sinnvoll. Hier kann man Sonographie etwas üben, Punktionen vornehmen, ich durfte auch einmal koloskopieren probieren und habe sonst viel in der Endoskopie und Bronchoskopie zugesehen und auch einiges erklärt bekommen.
Den Sonographie-Kurs mit Zertifikat gibt es jedoch leider nicht mehr.
PJ-Unterricht findet immer mittwochs und donnerstags statt, wurde corona-bedingt jedoch zeitweise ausgesetzt. Wenn es stattfand, war der Unterricht jedoch in der Regel sinnvoll.
Alles in allem war es ein sehr gemischtes Tertial mit sehr frustrierendem Beginn. Es ist wohl weniger schlimm als an der Uniklinik, aber eine wirkliche Freude hatte ich hier ehrlich gesagt auch nicht.
