Zur Bewerbung ist ja schon das Meiste gesagt. Ich habe mich wie die anderen auch im AFMC Portal beworben. Ich hatte mich eigentlich erst für Gynäkologie beworben, da gab es allerdings in dem Zeitraum keinen Platz mehr. Die Mitarbeiter waren aber super nett und haben mir dann andere freie Fächer angeboten und so konnte ich dann spontan noch auf Anästhesie wechseln.
Wir waren zu zweit da und haben uns vorher noch einen kleinen Teil von Kanada angeschaut. Das war auf jeden Fall gut, weil wir während dem PJ keine Zeit gehabt hätten groß rumzukommen. Und auch über die Weihnachtszeit war es definitiv ganz angenehm, nicht allein zu sein, weil wir zeitweise die einzigen beiden Studenten im Haus waren. Wie schon beschrieben, sind wir nach Deer Lake geflogen und von damit dem Bus nach St. Anthony. Nach einigen Schwierigkeiten mit der Schlüsselübergabe hat es aber dann doch gut geklappt und wir konnten in unsere Zimmer im Studentenhaus ziehen.
Ich hab in der Anästhesie meistens zwischen 7:30 Uhr und 7:45 Uhr in der Tagesklinik angefangen und hab dort Nadeln gelegt. Dann bin ich mit einem der beiden Anästhesisten (Dr. Cole und Dr. Kaur) in den OP gegangen. Die waren beide echt nett und haben sehr viel erklärt. Vor allem Dr. Kaur war total engagiert und hat am Anfang gleich einen Plan mit Lernzielen für die 8 Wochen aufgestellt und oft privates Teaching mit mir gemacht. Meistens sollte ich mir erst selber was zum Thema durchlesen und wir habens dann zusammen besprochen. Ich hab von beiden echt viel gelernt, vor allem die Basics in der Anästhesie. Ansonsten hab ich beim Einleiten meistens die Maskenbeatmung gemacht und intubiert beziehungsweise die Larynxmasken gelegt. Mittwochs war ich manchmal noch in der Schmerzsprechstunde dabei, das war aber meistens nicht sooo spannend. Leider waren über die Weihnachts- und Silvesterzeit nicht viele OPs geplant. Deswegen war ich dann oft auch schon mittags fertig und hatte sehr viel freie Zeit.
In der Freizeit waren wir leider zu einer Zeit da, in der man nicht so viel machen konnte. Es gibt in der Umgebung ein paar kleinere Wanderungen und wir haben von den Ärzten auch Schneeschuhe ausgeliehen gekriegt. Leider war aber das Auto, das man sich als Student von der Klinik ausleihen konnte kaputt und wir waren immer darauf angewiesen, dass uns jemand von den Ärzten mitnimmt. Zum Langlaufen lag leider noch nicht genug Schnee. Wir wurden aber immer mal wieder mitgenommen und auch ab und zu von den Ärzten oder Joan (eine total liebe und um die Studenten bemühte Sekretärin) zum Essen eingeladen. Auch an Weihnachten und Silvester hat man uns nicht allein gelassen und wir hatten viele Einladungen. Die Neufundländer sind alle super nett und um einen bemüht. Viel gibt es in St. Anthony selbst im Winter nicht. Ein Supermarkt, ein paar Fast-Food-Restaurants, die Bar und ein kleines Fitnesstudio . Abends haben wir meistens im Haus zuammen gekocht und Spiele gespielt. Teilweise haben wir uns auch etwas gelangweilt und hätten gern mehr (draußen) unternommen. Da kann man im Sommer bestimmt mehr an Wanderungen und so machen.
Insgesamt hatten wir auf jeden Fall eine gute Zeit in Neufundland. Es war eine spannende Erfahrung, ein ganz anderes Gesundheitssystem und vor allem die medizinische Versorgung in so einem abgelegenen Ort zu erleben. Auch medizinisch hab ich viel gelernt. Das kleine Haus war super für mich, um die Basics in Anästhesie zu lernen. Nach 8 Wochen war ich aber dann auch froh, den zweiten Teil vom Anästhesie Tertial dann in einem bisschen größeren Haus zu machen. Der ganze Aufwand mit Bewerbung und Co hat sich aber definitv gelohnt und ich würde es auf jeden Fall wieder machen!
