Mein Tertial habe ich zwischen Anästhesie und Intensivmedizin gesplittet. Entgegen vieler deutscher Kliniken werden die beiden Abteilungen hier relativ getrennt betrachtet, daher muss man auch beide Bereiche explizit bei der Bewerbung angeben. Alternativ zur Intensivstation kann man auch in die Schmerz- oder Notfallmedizin rotieren.
1) Anästhesie:
Das Team der Anästhesie ist absolut herzlich und man wird als Unterassistent schnell integriert. Ich hatte immer einen Ansprechpartner, der sich auch generell um den Ablauf meines Tertials gekümmert hat. Als Unterassistent kann man sich viel bei der Einleitung (im Sinne von Zugänge legen, Spinalanästhesie, Atemwegsmanagement mit Intubation, etc.), der Narkoseführung im Saal und natürlich der Ausleitung beteiligen. Gegen Ende des Praktikums durfte ich Patienten auch mal selbstständig im Saal betreuen. Für Fragen hatten sowohl Ärzte als auch Pflegende immer ein offenes Ohr, weshalb ich wahnsinnig viel neues Wissen aus der Zeit in Basel mitnehmen konnte. Generell habe ich die Stimmung im OP immer als sehr positiv wahrgenommen. Auch bei Notfällen konnte ich mit in den OP und bei der Versorgung helfen.
Zusätzlich zur Arbeit im OP wird erwartet (und das ist auch sinnvoll so), dass man in der Prämedikationssprechstunde oder auf Station Patienten vor OP sieht und aufklärt - zunächst natürlich in Begleitung, dann nach Möglichkeit auch alleine in Rücksprache mit dem zuständigen Oberarzt.
Ein großer Unterschied zu deutschen Kliniken ist, dass man hier als Unterassistent in der Regel keine bis wenige Arterien legen kann und keine ZVKs. Das sollte man einfach wissen, falls man es so vielleicht aus deutschen Kliniken kennt. Hat mich allerdings nicht weiter gestört, da ich drumherum einfach sehr viel aus dem Tertial mitnehmen konnte und wirklich super betreut wurde.
Es gibt jede Woche eine Fortbildung mit wechselnden Themen für das ganze Ärzteteam, zusätzlich konnte ich während meiner Zeit vor Ort noch an der "Boarding School" teilnehmen, die hauptsächlich für neue Assistenzärzte gedacht ist und alle 2-3 Wochen stattgefunden hat (sehr lehrreich und auch eine gute Wiederholung der Physiologie/Pharmakologie).
2) Intensivstation (Einheit C/D):
Auch hier habe ich ein sehr herzliches Team angetroffen und mich sehr wohlgefühlt. Wie erwartet kann man hier natürlich weniger selbst aktiv werden als in der Anästhesie und lernt eher theoretisch (dafür aber sehr viel, wenn man interessiert ist). Ich hatte immer den Eindruck, dass man mir meine unzähligen Fragen gerne beantwortet hat und ich gut im Team integriert war. Auch am Patienten konnte ich tätig werden (Aufnahmeuntersuchung, Drainagen ziehen, Arterie legen, Echo). Auch bei Angehörigengesprächen konnte ich immer dabei sein. Zusätzlich gibt es einen Echosimulator, den ich in der freien Zeit (also quasi immer, wenn es für mich gerade nichts konkretes zu tun gab) nutzen durfte. Auch hier gibt es wöchentliche Fortbildungen zu wechselnden Themen.
In meinen Augen hängt der Erfolg des Praktikums hier ganz besonders vom eigenen Interesse ab. Wer Lust auf Intensivmedizin hat, ist hier ganz sicher richtig und wird auch viel lernen können. Wer eher passiv und desinteressiert bleibt, wird sich hier vielleicht langweilen. Für mich war das Tertial genau richtig und ich wäre am liebsten noch länger geblieben.
Alles in allem kann ich die Unterassistenz in der Anästhesie/Intensivmedizin am Unispital Basel nur absolut empfehlen. Ich habe mich sehr sehr wohlgefühlt, viel gelernt und die Tage gingen trotz der 10h-Schichten wie im Flug vorbei. Definitiv für mich ein Ort, an den ich gerne für den Facharzt zurückkehren würde.
Auch außerhalb der Klinik hat Basel einiges zu bieten und in den Bergen (zB Berner Oberland zum Wandern/Ausflüge an die vielen Bergseen) ist man innerhalb von 1,5-2 Stunden.
Bewerbung
Hatte mich ein bisschen mehr als 1 Jahr im Voraus per Mail beworben. Kommunikation lief problemlos, für Probleme war das Sekretariat immer erreichbar und hilfsbereit.