Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Ich habe mein erstes PJ-Tertial im SRO Langenthal auf der Inneren absolviert und ich kann dieses Spital jedem uneingeschränkt empfehlen.
Organisation:
Sehr unkompliziert. Ich reiste Sonntag nachmittags an, holte meine Schlüssel am Klinik-Empfang ab und konnte mein Zimmer beziehen. Alles war sehr gut vorbereitet. Am ersten Arbeitstag wurde ich von der Chefarztsekretärin empfangen und bekam Schlüssel für den Zugang zur Umkleide, Spind und Arztzimmer, Wäsche, einen IT-Zugang und eine Badge mit Namensschild (mit diesem konnte man im Restaurant bezahlen). In der Morgenbesprechung wurde ich persönlich vom Chefarzt der Inneren begrüßt und mir wurde ein Assistenzarzt zugeteilt mit dem ich auf Station ging. Meine Urlaubstage (7,5, Studientage gibt es nicht) konnte ich frei wählen. Pro Monat erhält man 1250 Franken gehalt zusätzlich anteilig den 13. Monatslohn und Zuschläge für Wochenendarbeit. Das Mensa-Essen ist teuer (10-14 Franken, abhängig ob vegetarisch oder nicht) aber von sehr guter Qualität, öfters wird man auch von der Assistenzärzten eingeladen.
Klima:
Man ist mit jedem außer dem Chefarzt sofort per Du. Insgesamt sehr flache Hierarchien auch gegenüber der Pflege. Insgesamt herrscht ein sehr entspanntes Arbeitsklima und jeder ist freundlich zueinander. Mit den AAs und UAs unternimmt man auch gerne etwas in der Freizeit.
Unterkunft:
Das „Personalwohnheim“ ist eine teure Jugendherberge mit Einzelzimmern mit Waschbecken und Gemeinschaftsbädern und -küche auf jeden Gang. Für 4 Monate ist das in Ordnung. Küchenutensilien muss man sich selber mitbringen. Geschirrtücher und Bettwäsche bekommt man gestellt. Großes Highlight ist die wunderschöne Dachterasse, die von den beiden Hausmeistern gepfelgt wird. Wlan gibt es auch und funktioniert gut.
Freizeit:
Da ich im Sommer da war kann ich nur von dieser Erfahrung erzählen. Langenthal hat ein sehr schönes Freibad. Man ist schnell im Wald und kann dort sehr schöne Trails laufen und fahren. Sonst ist man inmerhalb von 45 Minuten in Bern und Basel. In der Umgebung gibt es auch sehr schöne Seen zum Baden (zb Burgäschisee). Sonst geht in Langenthal nicht allzu viel, wegen Corona kann ich das aber auch nicht gut beurteilen.
Arbeit:
Man wird abwechselnd auf Station und im Notfall (ZNA) eingesetzt.
Auf der Station (Allgemeinmedizin) beginnt der Arbeitstag um 8 Uhr mit der Morgenbesprechung. Anschließend folgt die Röntgenbesprechung. Danach geht man auf Station (immer 2 Assistenzärzte pro Station) und macht ab 9 die Visite mit der Pflege. Anschliessend ist gegen 12 Mittagspause. Danach werden meist Berichte geschrieben und Patienten mit dem Oberarzt besprochen. Offiziell endet der Arbeitstag gegen 18 Uhr, die Assistenzärzte achten aber meist darauf einen heimzuschicken sobald es nicht mehr viel zu tun gibt (Cave: in der Schweiz herrscht die 50-Stundenwoche). Jedem AA ist ein Oberarzt (Kaderarzt) zugeteilt. Dieser bespricht mit dem AA nach der Visite jeden Patienten ausführlich (2-3mal pro Woche kommt er mit auf Visite). Nachmittags werden die Patienten im Beisein des OA erneut besprochen. Die Unterstützung für den AA und auch für einen selbst durch den OA ist also sehr groß. Alle OAs legen auch aufs Teaching grossen Wert und wünschen die offene Falldiskussion. So lernt man enorm viel. Persönlich steht es einem frei, selbst einen oder mehrere Patienten zu übernehmen und direkt mit dem OA zu besprechen. Dazu gehört dann Berichte schreiben, Diagnostik und Labor anmelden, mit den Angehörigen sprechen, den Patient zu untersuchen und Vorschläge für die Therapie zu machen. Durch die enge Betreuung des OAs ist die Lenrkurve enorm. Weiter kann man auf Station aBGAs stechen (Blut abnehemen und Zugänge legen macht die Pflege), Punktieren und weitere Tests durchführen (Schellong, MMST,...). Zudem macht man die Eintrittsuntersuchungen und Anamnese bei Patienten und stellt diese dem OA vor, welcher einem auch ein Feedback gibt. Ein bis zweimal pro Woche macht man die somatischen Eintrittsuntersuchungen bei stationären Psychiatriepatienten und befundet deren EKG. Beides bespricht man mit dem OA der eigenen Station. So entwickelt man schnell eine Routine im EKG-Befunden. Wenn der Wunsch besteht, kann man für einen Tag auf der Kardio oder Nephro hospitieren.
Auf dem Notfall beginnt der Arbeitstag gegen 10 und endet gegen 18 Uhr (je nachdem wieviel los ist, kann es manchmal auch (auf freiwilliger Basis) bis 21 Uhr gehen). Wenn man sich nicht allzu blöd anstellt kann man schon sehr bald selbstständig auf dem Notfall arbeiten, indem man alleine Patienten übernimmt und sie direkt mit dem OA des Notfalls bespricht. Dadurch lernt man sehr schnell sehr viel. Die Pflege darf in der Schweiz viel mehr machen als in Deutschland und man bezieht sie mit ein in Diagnostik und Therapie des Patienten. Da ist ein grosser Vorteil, da man zu Anfang meist noch nicht so den Plan hat und die Pflege dann unterstützend unter die Arme greift und einen nicht auflaufen lässt. Am Ende meines Tertials konnte ich sehr selbstständig arbeiten und hatte pro Schicht im Schnitt 6 Patienten die ich eigenständig betreut habe. Damit wächst natürlich auch die Arbeitsbelastung (vor allem im Vgl zur Station) aber ich habe mich nie überfordert gefühlt und die AAs wie auch die OAs waren immer sehr freundlich und unterstützend und halfen einem jederzeit sobald es Fragen gab.
Mir persönlich hat der Notfall am besten gefallen sodas ich, sooft es ging mich dort einteilen ließ, weil der Lernzuwachs immens war.
Es ist zu beachten, dass man auf dem Notfall normalerweise immer 7 Tage am Stück eingeteilt ist (Mo-So). Dafür hat man die darauffolgende Woche Mo-Mi frei.
Insgesamt kann ich das Tertial am SRO Langenthal jedem empfehlen. Mir persönlich hat es den Spaß an der Medizin wieder zurückgegeben. Neben dem tollen Arbeitsklima und dem immensen Wissenszuwachs kann man sehr selbstständig arbeiten (was auch gewünscht aber nie gefordert wird) und man wird von allen Seiten sehr wertgeschätzt.
Wer also selbstständig (und auch viel) arbeiten und so auf den Arztberuf vorbereitet werden will, dem kann ich nur empfehlen sich für das Spital Langenthal zu bewerben. Bei Fragen kann man mir gerne schreiben
Bewerbung
Ich habe mich im März 2020 beworben und sofort eine Zusage erhalten. Alles in Allem sehr unkompliziert