Positiv am Haus ist, dass man durch alle Bereiche rotieren kann.
Allen, die später Innere machen wollen, möchte ich Geriatrie als Wahlfach ans Herz legen. Meine Zeit dort war das Highlight des gesamten Tertials. Das Team ist super nett und arbeitet einen sehr gut ein. Hier wird interdisziplinär mit Internisten, Neurologen, Unfallchirurgen, Physio-, Ergo- und Logotherapeuten, Psychologen und Psychiatern gearbeitet. Das Arbeitsklima ist super und ich habe viel über Patientenbetreuung gelernt. Die Oberärzte haben auch immer ein offenes Ohr für Studenten und haben mit uns Minifortbildungen gemacht, wann immer Zeit war.
Desweiteren finden fast jeden Tag Fortbildungen für alle PJler im Haus statt: täglich Ambulanz-Quiz, Montags Chirurgie, Dienstags je Geriatrie und allg. Innere, Mittwochs EKG-Kurs. Donnerstags haben wir meist etwas eigenes organisiert (uns gegenseitig geschallt, Fälle besprochen, etc.). Corona-bedingt ist das Ganze anfangs etwas schleppend angelaufen, aber wenn ihr Interesse zeigt und immer wieder nachfragt, finden die Fortbildungen regelmäßig statt.
Jetzt kommen wir zur negativen Kritik....
Von den Oberärzten hat man so gut wie nichts. Diese verschwinden fast den ganzen Tag in der Funktion. Dort kann jeder PJler aber nur eine Woche verbringen. Oberarzt- und Chefvisiten finden jeden Tag zu einer anderen Zeit statt, sodass ich diese selten mitbekommen habe (oder so spät, dass ich nicht mehr im Haus war). Die Lehre auf Station steht und fällt mit dem Assistenten. Da grade viele junge Ärzte im Haus angefangen haben und diesen die Routine fehlt, blieb die Lehre meist auf der Strecke.
Großes Drama in diesem Haus sind auch die Blutentnahmen. Eigentlich gibt es in der Inneren Blutentnahmeschwestern. Diese sind aber oft krank, im Urlaub oder einfach nicht da. Dann wird von den Studenten erwartet, 10 bis 20 Blutentnahmen plus Viggos zu erledigen. Herzlichen Glückwunsch, wenn man alleine auf Station ist. Visiten werden aus diesem Grund oft verpasst. Wir haben uns eigentlich jeden Monat mit dem lehrbeauftragten Oberarzt zusammengesetzt und nach Lösungen gesucht.
Hinzu kommt noch, dass es 3. Dienste gibt, unter der Woche 16-24 Uhr, am Wochenende 8-13 Uhr und 8-19 Uhr. Hierfür braucht man einen zusätzlichen Vertrag, die Vergütung liegt bei 10€/h. Man kann sich bis zu 8 Studientage verdienen, wenn man regelmäßig an Diensten teilnimmt. Unter der Woche sind die meisten Dienste von externen Studenten aus jüngeren Semestern besetzt. Es wird von den PJlern erwartet, die Wochenenddieste in Eigenverwaltung zu belegen. Freitags gab es in der Frühbesprechung jedes mal Knatsch. Fakt ist, dass es sich nicht um PJ-Dienste handelt, wie diese in der PJ-Verordnung festgehalten sind, sondern um reine Blutentnahmedienste. Außerdem können Ruhezeiten nicht eingehalten werden und die 8,5 h, die wir neben dem PJ (40h/Woche), arbeiten dürfen, werden bei weitem überschritten.
Aus meiner Kohorte war ich die einzige mit einem Vertrag, dementsprechend blieben viele Dienste unbesetzt.
Abschließend möchte ich euch mitgeben, steht für eure Rechte ein, verlangt Lehre und lasst euch nicht veräppeln!
PS: Mittagessen. Die Essensmarken haben einen Wert von 3,90€. Diesen überschreitet man bereits, wenn man zum günstigsten Menü noch ein Getränk möchte. An manchen Tagen gibt es keine vegetarische Option.