PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Klinikum Starnberg (4/2020 bis 7/2020)

Station(en)
A3, A4, Notaufnahme
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Das Klinikum Starnberg ist ein kleines, recht familiäres Haus, in dem man schnell alle Mitarbeiter kennt. Ich habe die Stimmung insgesamt als recht angenehm empfunden. Es gibt zwei chirurgische Stationen, eine für Viszeral- und endokrine Chirurgie und eine für Unfallchirurgie und Orthopädie und die Notaufnahme. Es wird gerne gesehen, wenn man durch alle Bereich rotiert, man ist aber bei speziellen Wünschen/Interessen auch flexibel. Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, an Wochenenddiensten auf der Notaufnahme mitzuarbeiten. Diese können entweder mit 10 Euro pro Stunde entlohnt oder als Freizeitausgleich kompensiert werden.

Arbeitsbeginn ist um 7:15 zur Visite, danach findet um 8:00 die Übergabe der über Nacht aufgenommenen Patienten statt. Die Blutentnahmen und Viggos sind feste Aufgabe der PJ-Studenten. Je nachdem, wieviele Patienten war ich damit auch schon mal eine Stunde beschäftigt. Anschliessend bin ich meistens in den OP gegangen, entweder als Assistenz oder zum Zuschauen bei laparoskopischen Eingriffen. Aufgrund der Covid-Pandemie fanden bis circa Juni keine Fortbildungen statt und auch die morgendlichen Besprechungen wurden nur noch teilweise besucht. Grundsätzlich würde es aber jeden Nachmittag eine PJ-Fortbildung der Fachrichtungen Innere, Chirurgie, Anästhesie, Gynäkologie oder Pädiatrie geben. Wenn keine OPs statt fanden konnte ich häufig Abdominal-Ultraschall üben und habe Arztbriefe geschrieben. Nach der Röntgenbesprechung um 15:30 konnte man meist gegen 16:00 nach Hause gehen.

Insgesamt waren meine Erfahrungen und auch mein Lernerfolg in den verschiedenen Fachbereichen sehr unterschiedlich. In der Viszeralchirurgie waren die Assistenzärztinnen wirklich sehr bemüht, mir etwas beizubringen. Grosse Operationen, in denen ich als zweite Assistenz mit an den Tisch durfte waren selten, die Kameraführung bei den Laparoskopien war Aufgabe der Assistenzärztinnen und die Leiterin der Viszeralchirurgie nicht wirklich an studentischer Lehre interessiert. Es war aber immer möglich, zum Zuschauen mit in den OP zu gehen und häufig haben die Assistenten mir danach die wichtigsten OP-Schritte noch erklärt oder sich auch mal eine Stunde Zeit für eine Privatfortbildung für mich genommen. Erschwerend kam noch dazu dass vor allem im März das OP-Programm aufgrund der Covid-Pandemie und der gesperrten Betten noch deutlich reduziert war. Auf Station durfte ich bei Abdomen-Sonographien die Patienten immer zuerst unter Anleitung der Stationsärztin sonographieren und auch die Befunde dazu schreiben.
In der Unfallchirurgie/Orthopädie ist man fest eingeplant als "Hakenhalter" für die orthopädischen Belegärzte bei Arthroskopien und Endoprothesen-OPs, die meistens am Montag und Dienstag stattfinden. Bei unfallchirurgischen OPs war ich nicht so häufig, was aber zum Teil auch an meinen persönlichen Interessen liegt. Leider ist das Arztzimmer der Unfallchirurgie/Orthopädie auch so klein, dass es keinen Arbeitsplatz für den PJ-Studenten gibt, sodass ich häufig auf dem Laptop im Gang arbeiten musste. Es gibt hier auch die Möglichkeit, mit in die Sprechstunden zu gehen.
Die insgesamt sehr positive Bewertung des Tertials liegt zu einem grossen Teil an meiner Zeit in der endokrinen Chirurgie. Ich konnte hier unter sehr guter Anleitung der Stationsärztin nach zwei Wochen selbstständig Patienten aufnehmen, sie auf Station betreuen, die Visite führen und die Entlassbriefe schreiben. Ich habe sehr viel über Schilddrüsen-Sonographie gelernt und durfte fast alle Patienten vor-sonographieren. Der Chefarzt wie auch die beiden Oberärzte haben mir viel erklärt und mich in den OP mitgenommen, wo ich zuerst als zweite Assistenz und später als erste Assistenz bei Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsen-OPs mitoperieren durfte. Der Chefarzt erklärt gerne und stellt auch mal Fragen im OP.
In der Notaufnahme konnte ich Patienten voruntersuchen und anschliessend der diensthabenden Ärztin vorstellen, kleinere Wunden in Lokalanästhesie selbstständig versorgen und Abdomensonographien unter Anleitung durchführen.

Ein paar Sätze zur besonderen Situation unter Covid-19: Es wurde nicht von PJ-Studenten erwartet, dass sie auf der Isolierstation arbeiten oder stundenlang Abstriche im Container abnehmen. Ich habe einige Male prophylaktische Abstriche bei stationären Patienten vor deren Verlegung in Rehakliniken oder ins Altersheim vorgenommen. Soweit ich weiss sollten die PJ-Studenten zum Ende meines Tertials für jeweils ein bis zwei Tage bei der Blutentnahme für eine Antikörper-Studie mithelfen. Es waren zu meiner Zeit immer genug Masken und Kittel verfügbar.

Aufgrund des abgesagten zweiten Staatsexamens im April 2020 haben wir uns für die Einführung von Studientagen eingesetzt. Uns wurde ein Studientag pro Woche zugesagt, diese sollen aber nicht von mehreren PJlern gleichzeitig und nicht gebündelt am Ende genommen werden.

Insgesamt war es ein gutes Tertial, um einen Einblick in die häufigsten chirurgischen Fälle zu bekommen und chirurgische Basisfähigkeiten zu lernen. Es ist wahrscheinlich eher nicht das richtige Haus für jemanden, der schon viel chirurgische Vorerfahrung mitbringt, in der Unfallchirurgie sehr viel mitoperieren will oder grosse Tumoroperationen sehen möchte. Insbesonder in der Schilddrüsenchirurgie kann man mit Eigeninitiative und viel Engagement aber auch mehr sehen und lernen und von der hohen Qualität in einem Schilddrüsenzentrum zu profitieren.
Bewerbung
ca. 6 Monate vorher, mit Empfehlungsschreiben über das PJ-Portal
Unterricht
5x / Woche
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Untersuchungen anmelden
Chirurgische Wundversorgung
Briefe schreiben
Mitoperieren
Braunülen legen
Notaufnahme
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.4