Ich habe die erste Hälfte meines Chirurgie-Tertial in der Unfallchirurgie gemacht, war also "nur" 8 Wochen da.
Alles in allem hatte ich nicht super hohe Erwartung an das Chirurgie-Tertial und war daher auch nicht enttäuscht, aber auch nicht sonderlich überrascht.
Man muss sagen, dass das Team der Unfallchirurgie an der UMG grundsätzlich im Schnitt super nett sind. Man hat das Gefühl, dass die Hierarchien zum großen Teil nicht so steil sind, wie man das von anderen Chirurgie-Abteilungen kennt. Daher war auch die Stimmung im OP meistens ziemlich angenehm.
Wir waren zwar auf einer Station eingeteilt (ich war auf der 5013), vom Stationsablauf haben wir außer der Visite aber ehrlicherweise nicht viel mitbekommen und wurden auch nicht eingebunden. Die ÄrztInnen waren aber auch selbst die meiste Zeit im OP.
Der Tag hat um 06:45Uhr mit Visit auf Station angefangen, die typisch chirurgisch sehr kurz ablief. Meistens wurde man dabei nett behandelt, von ein paar wenigen Ärzten wurde sogar auch etwas erklärt, meistens wurde aber einfach versucht die Vistie möglichst schnell hinter sich zu bringen. Um 07.30 Uhr findet dann die Frühbesprechung mit Röntgen-Demo statt. Danach haben wir im PJlerInnen-Kontingent die OPs aufgeteilt, wo studentische Hilfe benötigt wurde. Zwischen den OPs wurden dann die Blutentnahmen von allen unfallchirurgischen und plastischchirurgischen Stationen erledigt.
Je nach dem wie viele PJlerInnen da waren, war das mal stressiger, meistens aber recht entspannt. Wenn man dann coole mit PJlerInnen hat kann man sich das sozial schon auch sehr schön machen.
Wie viel man im OP machen durfte hängt - wie wahrscheinlich immer - von den OperateurInnen ab. Ich habe am Schluss recht häufig die Hautnaht gemacht und die Drainagen angenäht, durfte einmal sogar eine Schraube rausdrehen. Ich hatte aber auch unfallchirurgisch keine Vorkenntnisse. Vielleicht hätte man sonst auch noch ein bisschen mehr machen dürfen. Sonst besteht der Alltag schon auch einfach primär aus Haken-Halten. Ab 16 Uhr kann man sich einen studentischen Rufdienst dazurufen, so dass man auch nicht bis in die Puppen bleiben muss, wenn man mal spät im OP eingeteilt ist. Manch eigene Operateure sehen das zwar nicht so gerne, aber nun gut.
Auf Station haben wir dann tatsächlich nur Blut abenommen und Braunülen gelegt. Da wäre mehr Einbindung schon schöner gewesen. Andererseits waren wir so als PJ-Kontingent sehr selbstständig, keiner erwartet jemals das du irgendwo bist, solang die Blutentnahmen und OPs abgedeckt sind und so kann man in Absprache mit den anderen auch locker einmal früher gehen.
Was mir gut gefallen hat und wo ich wohl am meisten gelernt hab war die Rotation in die Sprechstunden und die Notaufnahme. Dabei hat man dann tatsächlich auch selbst Patienten aufgenommen. In den Sprechstunden wurde mir viel erklärt. Das Wissen konnte ich dann in der Notaufnahme verwenden. Da ist natürlich immer viel Trubel und auch da kommt es darauf an wer ärztlicherseits dort eingeteilt ist, ob man wahrgenommen wird oder sich Aufmerksamkeit erkämpfen muss. Man kommt auf jeden Fall dazu einige PatientInnen zu sehen und aufzunehmen und darf auch meistens die Platzwunden nähen. Das hat mir schon Spaß gemacht. Deswegen hab ich mich auch gerne für Dienste eingetragen, vor allem wenn ich wusste dass nette ÄrztInnen eingetragen waren. Da kann man dann auf jeden Fall viel sehen, die Zeit geht schnell vorbei und am nächsten Tag hat man frei.
Ansonsten gab es jeden Diesntag udn Donnerstag 45Minuten Chirurgie-Fortbildung mit allen Abteilungen, die eigentlich immer statt gefunden haben und je nach Referent unterschiedlich gut waren. Normalerweise gäbe es wohl noch ein KAK-Fortbildung, die war bei uns Corona-abhängig als Podcast oder teilweise Zoom-Konferenz angelegt, das hab ich mir ehrlichweise selten angesehen.
Der PJ-Beauftragte von uns hat sich außerdem Mühe gegeben jede Woche nur mit den Unfallchirurgischen PJlerInnen nochmal ein praktisches Thema durchzusprechen, also z.B. Untersuchungsmethoden, FAST-Sono oder auch Osteosynthese. Das war dann immer ziemlich gut.
Außerdem sollte wöchentlich Chef-Lehrvisite statt finden. Realistischerweise kam es dann alle zwei Wochen dazu. Das war dann meistens auch ziemlich gut.
Also im Alltag haben wir wohl tatsächlich nicht so sonderlich viel gelernt. Auf Station war man wirklich kaum integriert. Das hängt aber natürlich auch immer von eigenem Engagement ab. Mir hat besonders die Rotation gefallen, im OP war es unterschiedlich gut, da sind vor allem auch die plastischchirurgischen OPs zu empfehlen. Sonst haben wir auch viel einfach Blut gezapft und mit den anderen PJlerInnen gesozialized!
Zufriedenstellend und meistens nett, aber vom Lehrzuwachs wohl nicht immens.