Ich habe Traunstein aufgrund der guten Bewertungen für die Lehre, wegen der Nähe zu den Alpen und auch wegen der gestellten Unterkunft gewählt und wurde absolut nicht enttäuscht. Um den Wohnheimplatz sollte man sich direkt kümmern, eine Mail an Fr. Krause (Anästhesie) genügt in dem Fall.
Das Wohnheimzimmer hatte eine eigene, kleine Küchenzeile, ein eigenes Bad mit Dusche und sogar ein Volleyballfeld, auf dem im Sommer fast jeden Tag gespielt wurde. Freizeittechnisch ist zu sagen, dass man den perfekten Mix aus Alpenvorland mit Chiemsee und den Bergen hat - Richtung Berchtesgaden ist es mit dem Auto <1 Stunde Fahrt, zu den kleineren Bergen des Chiemgaus bei Ruhpolding/Inzell ist man noch deutlich schneller, so gehen sich ab und an auch spontane Feierabendtouren zu Fuß oder mit dem Mountainbike aus. Auch an der Traun kann man wunderbar entspannen und im Sommer auch baden.
Traunstein ist für eine Kreisstadt eher klein (20.000), es ist aber trotzdem fast alles da an Geschäften, Restaurants, Verkehrsanbindung nach Salzburg/Innsbruck/München.
Direkt zu Beginn hat man Kontakt mit Hrn. Dr. Volz, dem Lehrbeauftragten. Ein sehr engagierter und motivierter Facharzt, dem es echt wichtig ist,dass man in der Zeit in TS nicht nur fachlich fit wird, sondern auch eigenständiges Arbeiten lernt (eigene Patienten aufnehmen, betreuen, den OÄ vorstellen, Briefe schreiben) und Routine in den Stationsalltag bekommt. Er kümmert sich auch um Urlaubswünsche, Rotationspläne und "Specials" wie Notarzt mitfahren. Man hatte also immer einen fixen Ansprechpartner, der einen ernst nimmt und dem Lehre eine Herzensangelegenheit und keine lästige Pflicht ist.
Auch wenn Covid zu Beginn meines Tertials in Bayern noch sehr präsent war, konnten ab Mitte Juli wieder Fortbildungen stattfinden. Es gab wöchentlich Innere sowie 2-mal wöchentlich Anästhesie-Teaching, wobei da sogar eine Examenssimulation dabei war, in der man vor der Gruppe Fragen wie im Mündlichen beantworten musste.
Inhaltlich sehr praktisch orientiert und auch für Fachfremde interessant gestaltet. Weiterhin noch 1-mal wöchentlich Chirurgie und Radiologie.
Die Innere selber hatte einmal wöchentlich eine Fortbildung/Fallvorstellung (Mittwoch in der Früh).
Einziger Kritikpunkt: es wurde nicht bzw. sehr spät erst kommuniziert, dass man einen Covid-Abstrich braucht bevor man anfängt dort zu arbeiten, sodass bei den meisten von uns die ersten Tage frei waren... diese wurden aber nicht vom Urlaub abgezogen, wegen der aktuellen Situation und dem bayerischen Doppelexamen 2021 wurde allen PJlern ein Studientag/Woche gewährt. Es war also sehr kulant und entspannt.
Ich war ca. 6 Wochen auf der Kardio, leider zu einer Zeit, als die Teamzusammensetzung nicht sehr harmonisch wirkte und die Stimmung auch zwischen Ärzten und Pflege etwas angespannt war. Trotzdem durfte ich eigene Patienten betreuen. Verpflichtet war man dazu aber nicht, also sehr entspannt und ungezwungen. Typische PJ-Jobs wie Nadeln legen oder Blut abnehmen gehörten zwar auch dazu, aber nicht im Übermaß, sodass man z.B. die Visiten nie verpasst hat. Ich durfte in die Funktionsambulanz und auch ins Katheterlabor schauen und wurde überall freundlich empfangen.
Anschließend bin ich in die Diabetologie rotiert, wo man eine Woche mit einer Ärztin bzw. Diätassistentin durchs Haus geht und diabetologische Patienten visitiert und einstellt. Ebenfalls sehr lehrreich gewesen, auch dort konnte man nach einer Woche selbstständig "Spritzenpläne" ausarbeiten. In der ZNA (2 Wochen) konnte man ebenfalls eigenständig Patienten anschauen, untersuchen und nach Rücksprache mit den Ärzten auch das weitere Procedere ausarbeiten bzw. Briefe schreiben. Die Zeit dort war für mich und die meisten meiner Mit-PJler am spannendsten, die dort arbeitenden Ärzte waren sehr am Teaching interessiert und haben einem auch die Möglichkeit gelassen, viele Sonos durchzuführen, sodass man auch dort eine gewissen Routine und praktische Skills lernen konnte.
Anschließend durfte ich eine Woche lang die Palliativstation kennenlernen, in der man sieht, dass ärztliches Handeln mit einer finalen Diagnose keinesfalls endet, sondern in dem Fall erst beginnt. Das ganze Team dort war sehr liebevoll und aufmerksam, das Arbeiten frei von Hektik und Stress.
Zum Abschluss auf der Gastroenterologie durfte ich ebenfalls selber Patienten betreuen (Aufnehmen, Visitieren, zu Untersuchungen begleiten wie ERCP, Sono, Gastro/Kolo) und wurde dort vom ärztlichen und Pflegeteam sehr kollegial aufgenommen.
Man kann nach Rücksprache in Traunstein auf der Inneren auch Wochenenddienste übernehmen um z.B. unter der Woche freizunehmen.
Es wurde sogar organisiert, dass wir einen Tag mit dem Notarztfahrzeug mitfahren konnten. Eine Chance, die man sicher nicht überall erhält.
Abschließend bleibt zu sagen, dass man mit Traunstein wirklich alles richtig macht, wenn man Wert auf nette Kollegen, gute Lehre, Eigenverantwortung und ein angenehmes Umfeld außerhalb der Klinik sucht.