Ich habe mein Anästhesie-Tertial in Heidelberg zweigeteilt verbracht: 8 Wochen war ich in der Thoraxklinik, 8 Wochen in der Uniklinik (in verschiedensten Bereichen mit meiner Mentorin).
Vorab:
Bereits einige Monate vor Tertialbeginn erhielt ich eine E-Mail mit grundlegenden Informationen und der Einladung zu einem Anruf, in dem ich meine Rotationswünsche äußern konnte und ob ich am Mentorenprogramm (= ein*e fest zugeteilte*r erfahrene*r Arzt/Ärztin für 4 Wochen) teilnehmen wollte. Hierbei habe ich meinen Wunsch zur Rotation in die Thoraxklinik geäußert: diese Rotation umfasst immer 8 Wochen, die sich in 4 Wochen Intensiv und 4 Wochen OP gliedern. Alle meine Rotationswünsche wurden berücksichtigt , aber man hatte auch während des Tertials immer Gelegenheit, etwas zu ändern, es wurde sehr auf unser Wohlbefinden geachtet :)
1. Teil: Thoraxklinik
Ich startete in der Thoraxklinik. Da aufgrund der Corona-Situation bereits die OP-Kapazitäten eingeschränkt wurden, fingen mein Mit-PJler und ich beide auf der Intensivstation an und verbrachten dort dann auch die meiste Zeit (ca 5,5 Wochen ITS und 2,5 Wochen OP), was ich aber überhaupt nicht nachteilig fand.
ITS
Die ITS umfasst ca 16 Betten und das Team ist nicht so groß, sodass man schnell alle kennenlernen konnte. Ich wurde von Anfang an vollständig ins Team integriert, wurde aktiv in die Visite mit einbezogen, hatte immer die Möglichkeit Fragen zu stellen und bekam auch proaktiv sehr viel erklärt. Ich hatte das Gefühl, wir als PJler wurden sehr wertgeschätzt, oft wurde sich für unsere Hilfe bedankt und es wurde auch darauf geachtet, dass wir viel lernen und nicht mit nichtärztlichen Aufgaben überschüttet wurden.. Auch praktisch konnte man tätig werden, wenn sich die Gelegenheit ergab, sodass ich ZVK und Shaldon-Katheter gelegt, Thoraxdrainagen gezogen habe und verschiedene Sonographien und Echos machen konnte. Generell war das Verhältnis zu allen Kolleg*innen sehr angenehm, bei Problemen oder Fragen hatte ich das Gefühl, mich an jeden wenden zu können. Die Zeit auf der ITS war sicherlich besonders, da sie zum Zeitpunkt der Hochlage der Coronapandemie stattfand, sodass die Station zwischenzeitlich komplett isoliert wurde und viele Covid-Patienten behandelt wurden. Auch hier wurden wir aktiv mit einbezogen, was ich sehr lehrreich fand.
Meine Zeit auf der ITS hat mir super viel Spaß gemacht und ich habe unfassbar viel gelernt.
OP
Im OP liefen zu meiner Zeit wegen der Corona-Lage nur ca. 2-3 von 4 Sälen, sodass ich morgens nach der kurzen Frühbesprechung immer mit einer/einem Kollegin/en mitgegangen bin, meist in einen Saal mit einem größeren Eingriff und einer entsprechend größeren Einleitung.
Während der EInleitung durfte ich viel machen: das kurze Gespräch mit den Patienten, Viggos legen, Maskenbeatmung (das habe ich eigentlich immer gemacht), Intubation (oftmals mit Doppellumentubus) und je nach Zeitdruck meist ZVK-Anlage (hier fast immer Subclavia-ZVK, was man in anderen Kliniken ja deutlich seltener macht) und/oder Arterie. Zur Kontrolle der Intubation mit DLT wird immer bronchoskopiert, was ich auch übernehmen durfte.
Wenn nach einer Einleitung parallel noch iene andere lief, konnte man zu dieser hinzugehen und ggf. noch fehlende Schritte problemlos übernehmen. Ich hatte die Möglichkeit, Narkosen relativ selbstständig zu führen und Fragen/Probleme mit dem/r anwesendem/r Kollegen/in zu klären. Auch hier habe ich sehr viel gelernt und durfte in einer sehr angenehmen Atmosphäre arbeiten!
2. Teil: Uniklinik
Ich habe mich entschieden, am Mentorenprogramm teilzunehmen und würde dies auch jedem empfehlen! Das Mentorenprogramm macht in meinen Augen hochgradig Sinn, da die Anästhesiologie-Abteilung unglaublich groß ist und unfassbar viele Standorte abdeckt, sodass man alleine vielleicht schnell etwas verloren ist.
Meine Mentorin Marina war spitzenmäßig, ich glaube nicht, dass jemand den Job besser machen könnte als sie. Sie hat sich immer um mich gekümmert und war sehr darauf bedacht, dass ich maximal viel lerne und es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit ihr zu arbeiten. In meiner ersten Woche war sie nicht anwesend, hat sich aber aus der Ferne gekümmert und für jeden Tag einen festen Ansprechpartner organisiert.
Ich habe alle Dienste mit Marina mitgemacht, sodass ich in fast allen Kliniken war (Kopfklinik, CHirurgie, Ortho, Gyn, Kinder) und die Besonderheiten vieler Fachbereiche im Hinblick auf die Anästhesie kennenlernen konnte. Auch hier konnte ich in den Einleitungen sehr viel machen (s.o.), wie auch in der Narkoseführung und -ausleitung. Mir wurde immer sehr viel erklärt zu eigentlich allen Themen der Anästhesiologie, sodass ich auch hier wieder sehr viel gelernt habe, sowohl praktisch als auch theoretisch.
Eigentlich gibt es an der Uni ein Fortbildungs- und Unterrichtsprogramm, was echt super klang, aufgrund von Corona sind bei uns jedoch (fast) alle Seminare ausgefallen, es wurde jedoch schnell für Ersatz gesorgt, sodass wir, vor allem gegen Ende des Tertials, regelmäßig Online-Fortbildungen gemacht haben (die ich sehr hilfreich fand) und an meinem letzten Tag sogar ein praktischer Echo-Kurs stattfinden konnte!
Generell war die Betreuung und Organisation, aber auch die Atmosphäre innerhalb der Klinik wirklich super und ich habe in der Anästhesie ein großartiges Tertial verbringen dürfen, ich hatte konstant sehr viel Spaß und habe dabei (und wahrscheinlich auch gerade deshalb) so viel gelernt, wie in keinem anderen Tertial und ich kann mir nun sogar vorstellen, Anästhesistin zu werden, obwohl ich gar nicht mit diesem Gedanken in dieses Tertial gestartet bin. Alle Beteiligten waren hochmotiviert und haben sich sehr für uns als PJs eingesetzt; ich würde jedem empfehlen, das Tertial Anästhesie in Heidelberg an der Uni und in der Thoraxklinik zu machen! :)