Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Jena
Kommentar
Man rotiert am Bürgerspital Solothurn zwischen chirurgischer Station, orthopädischer Station, gefässchirurgischer Ambulanz und Notaufnahme. Hin und wieder assistiert man im OP, je nach Laune des Operateurs und eigener Geschicklichkeit darf man auch mal eine Schraube bohren oder bei der Naht am Ende helfen - jedoch keinesfalls "grössere" Sachen selbstständig durchführen, darauf müssen selbst die Assistenzärzte oft vergeblich warten. Es wird hauptsächlich auf Oberarztbasis operiert. Ansonsten sind die Hierarchien sehr flach, was ich als sehr angenehm empfunden habe, nur einige wenige Personen wollen gesiezt werden. Zu meiner Zeit herrschte ein Assistentenmangel, so dass wir Unterassistenten/PJler fest in das Team eingeplant und dringend gebraucht wurden und unsere Pikett-Dienste nicht gerade spaßig waren. Piketts sind Bereitschaftsdienste, die folgendermaßen aussehen: man geht tagsüber in den normalen Dienst auf Station und darf dann noch 24/7 angerufen werden (für Not-Operationen oder wenn es gerade in der Notaufnahme brennt). Dies geht eine Woche lang und ging mir ziemlich an die Substanz... Wenn man in der Nacht da war, darf man nach Rücksprache auch am nächsten Morgen später kommen oder ganz und gar frei nehmen. In der Regel hat man während 4 Monaten PJ 2-3 Pikett-Dienste. Meine zweite Pikett-Woche war zum Glück sehr ruhig und ich wurde nur einmal angerufen, aber es kann auch anders laufen! Leider bekommt man die geleisteten Überstunden nicht ausgezahlt, sondern einen fixen Lohn.
Am besten hat es mir in der Notaufnahme gefallen, hier darf man selbstständig Patienten aufnehmen, in Rücksprache mit Assistenz-/Oberarzt Diagnostik einleiten und ggf. auch gleich behandeln, z.B. Wunden nähen. Wenn man noch unsicher ist, kommt selbstverständlich jemand mit und erklärt einem alles, hier wird niemand im Stich gelassen oder alleine losgeschickt. Man arbeitet im Schichtdienst (7-16, 11-20, 15-24 Uhr).
Außerhalb des Spitals gibt es sehr viel zu erleben: Schwimmen in der Aare, ein Spaziergang durch die historische Innenstadt, Wanderungen im Jura und Berner Oberland...leider lässt der Dienstplan all diese Dinge nicht so oft zu, darum muss man jedes bisschen Freizeit nutzen, das man hat :)
Insgesamt würde ich ein PJ im BSS nur Leuten empfehlen, die keine chirurgischen Ambitionen haben, da sie im OP sicher nicht auf ihre Kosten kommen würden. Aber um einen Einblick in die großen chirurgischen Notfälle sowie häufige orthopädische Krankheitsbilder zu bekommen, hat es sich definitiv gelohnt! Es waren wirklich alle sehr lieb und geduldig, je nach Zeit und Laune wurde mehr oder weniger erklärt, aber es hat mir niemand das Gefühl gegeben, dass ich nerve und unnütz bin (so wie ich es teilweise in DE erlebt hatte). Das liegt aber vielleicht auch an der Schweizer Mentalität und der Höflichkeit in allen Lebenslagen!