Rückblickend war das Anästhesie-Tertial mit Abstand mein bestes Tertial und kann das St. Hedwig Krankenhaus uneingeschränkt empfehlen.
Es ist ein kleineres familiäres Haus mit einer Intensivstation und 5 OP-Sälen. Das Tertial ist wie üblich gesplittet auf 2 Monate ITS und 2 Monate OP. Die Intensivstation wurde neu renoviert und besitzt alle Standards die man sich so vorstellen kann. Die Oberärztin auf der ITS ist super engagiert und sehr freundlich, sodass man sich von Anfang an wohl aufgehoben fühlt. Auf ITS kann man je nach Engagement sämtliche Aufgaben übernehmen, von Arterien und ZVKs legen, über Patienten selbstständig betreuen. Hier sieht man insbesondere postoperative Patienten (überwiegend viszeralchirurgisch und urologisch), kardiologische und gastroenterologische Patienten (Vorhofflimmern, Blutungen etc.) und psychiatrische Patienten (oft Long QT-Syndrom oder Elektrolytverschiebungen). Die Pflege wirkte anfangs etwas voreingenommen und legte sehr viel Wert darauf, dass man sich bei jedem auch wirklich vorstellt (dadurch dass das Haus sehr klein ist fällt man sofort auf), aber wenn man sich etwas Mühe gibt, dann wird man sehr herzlich aufgenommen und auch als angehender Arzt akzeptiert. Die ärztliche Besetzung war sehr durchwachsen, an machen Tagen stapelten sich die Ärzte und man fühlte sich völlig überflüssig und an anderen Tagen war nur ein Arzt da, sodass sie sehr dankbar für die Unterstützung waren. Hier lernt man insgesamt wirklich sehr viel über Beatmung, Katecholamintherapie, Ernährungstherapie, Elektrolytverschiebungen, Sepsis etc. Für mich war es eine fantastische Zeit!
Im OP beginnt der Tag mit der Morgenbesprechung um 07:30 mit Besprechung des OP-Planes, Zuteilung der Ärzte etc. Grob gesagt gibt es einen Gyn-Saal, einen Uro-Saal, einen Schilddrüsen-Saal und einen viszeralchirurgischen Saal. Zusätzlich gibt es einen Saal für die Urologen mit Durchleuchtung, wo man jedoch den ganzen Tag Strahlenschutzkleidung tragen muss. Meiner Meinung nach hängt hier viel von dem Arzt ab, bei dem man sich zuteilt. Hier gibt es auch einige Ärzte die lieber allein arbeiten wollen und dich mehr als Anhängsel betrachten, natürlich ist keiner unfreundlich, aber bei einigen darf man eben alles machen und bei anderen sehr wenig und steht während der Narkose quasi nur daneben, was ich persönlich etwas schade finde. Sucht euch hier am besten jemandem mit dem ihr euch gut versteht. Dadurch dass im Hedwig primär kleinere elektive Eingriffe durchgeführt werden, kommt in vielen Fällen die Larynxmaske zum Einsatz, sodass die Lernkurve zwecks Intubieren sehr flach ausfiel (ich hab vielleicht 10x intubieren dürfen). Aber Einleitung, Atemwegsmanagement, Narkoseführung, Narkosemittel, Ausleitung etc. lernt man dadurch umso besser, da man am Tag bis zu 6-8 Narkosen ein- und ausleitet.
Man hat natürlich auch die Möglichkeit bei der Prämed reinzuschauen oder im Aufwachraum einen Tag lang mitzugehen.
Insgesamt würde ich jedoch sagen, dass Leute die mehr Action in ihrem Tertial suchen eher ein größeres Haus auswählen sollten.
PS: Der Chefarzt ist ebenfalls sehr nett und engagiert sich sehr für die PJler. Auf ITS hab ich leider nur eine einzige Chefvisite miterlebt (obwohl diese eigentlich regelmäßig 1x pro Woche statt finden sollte). Man kann definitiv viel von ihm lernen.